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🛫Flugangst-Seminar. Und jetzt?

  • Autorenbild: Charlotte Tina
    Charlotte Tina
  • 24. Jan. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Jan.

Von der Anmeldung zum Flugangst-Seminar (Lufthansa/Texter-Millott) habe ich bereits berichtet. Statt fand es am 21. und 22. Januar 2023, jeweils von 9:00-18:30 Uhr am "neuen" Flughafen BER, am Sonntag ein begleiteter Flug nach Frankfurt und gleich wieder zurück. Frankfurt und zurück?


Am Freitag war ich schon so angespannt, dass ich den ganzen Tag über Atemnot hatte, Druck auf und Enge in der Brust. Super.

Am Samstag dann waren wir zehn Teilnehmende; eine sehr gemischte, em- und sympathische Gruppe - was für ein Glück.

Im Konferenzraum des Intercity Hotels sammelten wir Symptome, Ängste und Fragen. Das war gut, mal mit Leuten zusammen zu sitzen, die verstanden, worüber man spricht.


Kim und Matthias übten mit uns morgens und dann immer wieder zwischendurch vorbereitend Bauchatmung und Progessive Muskelentspannung nach Jacobson. Kannte ich beides schon von meinen zwei Rehas und anderen Veranstaltungen auch über die Arbeit.

Kim war unsere Psychologin, Matthias unser Flugbegleiter.

Und natürlich wurde betont, dass Turbulenzen noch nie zu einem Unfall geführt hätten, dass Gedanken, Gefühle und Verhalten in einem sich bedingenden, nach Harmonie strebenden Verhältnis funktionieren und dass nichts im Leben 100%ig sicher sei. Der Teufelskreis der Angst wurde besprochen und hier wurde mir erstmals wirklich bewusst, dass der Knackpunkt in der Bewertung der Gefahr liegt. Liegen sollte.


Mittags kam Jons, ein Pilot, dazu, der uns nach dem gemeinsamen Essen im Hotel in einem kleinen Airbus (178 Sitze) das Cockpit zeigte und draußen das Fahrwerk und die Reifen erklärte und diverse Klappen und Zugänge (und den weiteren Nachmittag zur Verfügung stand für Fragen). Kim und Matthias erklärten ebenfalls weitere Dinge und Abläufe im Flieger.

Während wir am Flugzeug waren, sahen wir nicht einen Flieger starten oder landen. Weshalb noch gleich musste Berlin die schwachsinnigen Summen versenken? Weil die Stadt so viel Luftverkehr zu bewältigen hat? Ach ja.

Zurück im Konferenzraum besprachen wir unsere Fragen und Jons erzählte ein wenig über Statistik und davon, wie Flugzeuge gebaut und gewartet werden, welcher Aufwand betrieben wird, was für Ansprüche alle Teile und Beteiligten erfüllen müssen.


Das waren nun alles in allem keine wirklich neuen Erkenntnisse (bis auf ein paar Fakten von Jons wie z.B., dass ein Flugzeug im Betrieb mindestens alle 24h von einem Mechaniker angeschaut wird und vor jedem Flug vom Piloten) und am Ende des ersten Tages war ich schon skeptisch, ob solche Herangehensweise funktionieren könnte. Es fühlte sich nicht anders an als zuvor. Zu diesem Zeitpunkt ging es vielen anderen ebenso. Aber ich wollte ja, also versuchte ich auf der Fahrt nach Hause, möglichst viel davon zu verinnerlichen, insbesondere den Punkt der Bewertung.


Am Sonntag flogen wir, nach weiteren Übungen, der Planung der Sitzverteilung und Wiederholungen, nach Frankfurt und zurück. Für viele war der Hinflug schon besser als vorherige Erfahrungen, der Rückflug für alle dann ein Durchbruch unterschiedlicher Intensität.

Für mich leider nicht. Ich kam trotz Bemühungen nicht aus der Panikblase, die mich wieder überrollte. Bauchatmung war nicht möglich, die Hechelei war stärker, da half alle Konzentration darauf wenig. Und ich hab nur geweint. Dass Kim neben mir saß, war schön, aber mäßig hilfreich, Tina immerhin schaffte es, mich auf dem Rückflug mit einem Gespräch für eine kurze Weile abzulenken (danke!).

Danach war ich vollkommen erschöpft und enttäuscht. 1.000€ versemmelt, warum schaffe ich es nicht, aber alle anderen?! Ich war so zuversichtlich, dass das klappen würde.

Keine Ahnung, was ich nun tun soll, meine Reisepläne sind einfach flugabhängig.


Mein Fazit?

Für mein Empfinden wurde für den Preis zu wenig geboten; angefangen damit, dass es am Samstagmorgen keinen Kaffee gab und Sonntag nach dem Flug auch nicht mehr, dass die Snacks sehr knapp kalkuliert waren (und bei solch emotionalen Themen sind Kohlenhydrate/Zucker schon hilfreich). Vor allem aber natürlich, dass es keine "Neuigkeiten" gab, keinen Ansatz, der mir geholfen hätte.


Es ist toll, dass für all meine sehr netten Mitstreiter die Auflistung größtenteils bekannter Informationen und das gemeinsame Üben von Bauchatmung und PM derart hilfreich war, nachvollziehen kann ich das leider nicht.

Ich frage mich nun natürlich, was ich erwartet habe.... natürlich nicht die gute Fee mit dem Zauberstab (gehofft habe ich aber ein bisschen darauf); aber bei dem Preis und so guten Bewertungen doch mehr, zumindest eine Verbesserung.

Mir ist nicht mal wirklich klar geworden, weshalb ich bei dem Helikopterflug in Schweden zwar Angst hatte, aber nicht ansatzweise so, wie in einem Flugzeug (im Helikopter habe ich mich allerdings mit dem Piloten unterhalten können); zumal ich noch nie eine schlimme Erfahrung gemacht habe.


Tja, was mache ich jetzt? Eigentlich sollte das Seminar ein Meilenstein sein, der Startschuss für Hongkong, Ozeanien, Japan, Südkorea. Soll ich jetzt doch mit dem Schiff nach New York oder nach Spitzbergen? Oder doch schon einen neuen Job suchen und später irgendwann mal wieder überlegen? Das Problem ignorieren und mich zwingen? Über 40.000 Km so fliegen, in ständiger Todesangst? Ich weiß es gerade nicht. Ausnahmsweise mal habe ich keinen Plan; damit habe ich einfach nicht gerechnet.


Einige amüsante oder interessante Infos:

  • Beim Testen von Turbinen werden gefrorene Hähnchen genutzt, um auf die Haltbarkeit bei Vogelschlag zu testen. Die TK-Gockel werden mit 300Km/h auf die Triebwerke geschossen

  • Da ein Teil der Kabinenluft über die Turbine angesaugt wird, riecht es bei Vogelschlag plötzlich im Flieger nach Brathähnchen

  • Luftlöcher gibt es nicht. Da Luft sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal bewegt, ändert sich schlichtweg manchmal der Zustand bzw. die Dichte der Umgebungsluft, beispielsweise, wenn Kondenswasser aufsteigt oder wärmere Luft

  • Der Kabinendruck wird auf dem Niveau der Zugspitze gehalten, also entsprechend einer Höhe von 2.700-2.900 Metern. Das Öffnen einer Außentür ist in großer Höhe durch den starken Druckunterschied absolut nicht möglich.

  • Zudem sind unsere Geschmackssensoren durch den Druck und durch den geringeren Sauerstoffanteil beeinträchtigt.

  • Menüs für Flugzeuge werden in Druckkammern erkocht, um das notwendige Mehr an Würze zu treffen

  • Medikamente und Alkohol wirken anders. Ein Glas Wein auf NN= zwei Glas Wein im Flugzeug

  • In den Toilettenkabinen auf dem Flughafen Frankfurt hängt Moos als Begrünung an der Wand


Ich habe jetzt schon mehrfach gehört, dass ich die Angst aushalten werde, überlisten usw. Wie überlistet man Todesangst? Wir sprechen hier ja nicht von Unwohlsein....😬 und wie toll, dass ich die Konfrontation zugelassen habe. Na ja, also wenn ich nach dem Seminar Zug gefahren wäre, wäre das vielleicht mäßig sinnvoll gewesen. Und feige bin ich auch nicht. Ich habe zwei Nächte sehr lange und sehr tief geschlafen, so anstrengend war das. Am Montag danach ging gar nichts. Ideen?



3 comentarios

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Andrea
17 dic 2024
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Hallo Charlotte, was hast Du dann gegen Deine Flugangst gemacht. ( Hab das gleiche Problem). Viele Grüße Andrea

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
02 ene
Contestando a

Hallo Andrea, ich nehme Angstlöser. Die Tabletten heißen Bromazanil (verschreibungspflichtig). Sie bewirken eine erstaunliche Entspannung. Nicht ideal, aber besser, als nicht reisen zu können.

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Invitado
24 ene 2023

Hallo Charlotte, das ist ein sehr interessanter Beitrag. Schade, dass es bei Dir nicht gleich so gewirkt hat, wie erwartet. Trotzdem bin ich gespannt, wie es für Dich weitergeht, was überwiegen wird: Neugier auf Australien/Asien oder Flugangst. Herzlicher Gruß von Birgit

🙄

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