Am Dienstag, 2. August (Tag 31), war ich von Stockholm weiter nach Süden unterwegs. Dieses schöne Hotel, also das Nofo, kann ich nur empfehlen.
Auf meiner Route lag der Göta-Kanal, der völlig unspektakulär und schmal ist. Die Hasen-Bronze gefiel mir aber sehr beim Frühstück dort. Die Enten sind echt.
Zunächst fuhr ich auf einen Campingplatz, die wollten aber nur fürs Hinstellen 38€ haben und waren nicht sooo nett und der Wind pfiff dort ordentlich. Also habe ich die App Park4Night erstmals ausprobiert und bin an einem wunderhübschen kleinen Gasthafen für Segler in Eknas gelandet. Da durfte ich mich auf einen Parkplatz mit tollem Blick stellen (end of the road, da war der Hund begraben) und zahlte 6€ für die Nutzung der Sanitäranlagen. Es gab ein fabelhaftes Abendessen in fabelhafter Umgebung. (Ich bin in den Laden gegangen und sagte, ich hätte gern 400g von den großen Krabben und ein kleines Scheibchen von dem frisch warm geräucherten Lachs und, hmmmm, noch zwei Krebsbeine bitte. Toll!).
In 2min fußläufig war der Badestrand mit mehreren Stegen und kleine Buchten. Geht doch.
Mittwoch 3. August (Tag 32)
Dieses Auto ist wie ein Tamagotchi, ständig kräht es nach irgend etwas. Diesel, Scheibenwischwasser, neue Reifen und nun auch noch eine rote Warnleuchte „Urea“. Das klingt, als sollte ich es mit Hautpflege einreiben, ist aber ein (furchtbar teures >5l kosten 22€ und der Tank dafür fasst 17l) Additiv für Diesel der ISO-Norm 22241. Hat einen Moment gedauert, das rauszufinden und was es bewirkt. Auf der Tankstelle gab es immerhin gleich super Kaffee und Gebäck dazu.
Ich fuhr viel Landstraße und dabei kam ich an diesem wunderschönen See vorbei, an dem ich erst alleine war, dann kam ein nettes dänisches Ehepaar. Sie war ganz begeistert von meiner Reise, "I admire you!", und ich weiß immer nicht so recht, weshalb eigentlich und was ich dazu sagen soll. Ich fahre mit dem Auto durch wohlhabende, sichere Länder Europas. Einen Mann würde wohl niemand bewundern, was ist das nur? Und ich habe auch ab und an ordentlich Manschetten, jetzt zum Beispiel vor dem Linksverkehr in Großbritannien und ob ich etwas übersehen habe, weshalb die Brexiter mich gleich zurückschicken.
Nun, der See: anhalten und rein hüpfen war im Grunde eine einzige, fließend-geschmeidige Angelegenheit.
In Tomelilla war ich einkaufen und habe auch endlich zumindest noch ein T-Shirt gefunden. Ich bin auf der Suche nach dem Salz- und Pfefferstreuer Odin von Dansk, deshalb war ich, wie auch schon häufig unterwegs, in einem großen Trödelladen.
Gegen 15:00 trudelte ich bei Britta und ihrer reizenden Familie samt Oma ein in ihrem Ferienhaus. Ich durfte netterweise eine Waschmaschine anschmeißen, es gab eine Fika (die schwedische Kaffeepause mit Kuchen/Plunder/Keksen), dann radelten wir zum See und badeten. Abends machten wir gemeinsam Pizza und saßen ungewohnt lange und schwätzten nett, bis zumindest Britta und mir die Augen fast zufielen, Seb machte einen irritierend fitten Eindruck. Schön, mal wieder Gespräche auf Deutsch zu führen, nach 4,5 Wochen Englisch hatte ich aber immer wieder Wortfindungsstörungen.
Insbesondere Swen war sehr interessiert an Balu. Der kleine Aik macht immer den Eindruck, als müsste er mich erst völlig durchschauen, bevor er mir traut *lach*
Eine befremdliche Situation ergab sich am Abend: wir wollten gerade auf der Terrasse essen, da bemerkten wir eine doch ganz erhebliche Menge Flugameisen mit roten Popos, die sich quasi aus dem Nichts materialisiert hatten und uns langsam auf die Pelle rückten. Wir wechselten ins Haus, am nächsten Tag war der Spuk vorbei.
Do 4. August (Tag 33)
Der Tag begann heiß und mit einem gemeinsamen Kaffee/Frühstück, bevor die Familie an den Strand fuhr und ich nach Dänemark. Es wurden wegen der Hitze nur 250km. Ein letztes Mal hielt ich vor Malmö in einen ICA und habe Dinge gekauft, um die ich vier Wochen ziemlich erfolgreich einen Bogen gemacht habe (worauf ich durchaus ein bisschen stolz bin).
Dann ging es über die tollen Brücken (Öresund und Stoerebalt), extra langsam hinter einem Wohnwagen, um das voll auszukosten, wieder nach Dänemark. Direkt danach musste ich ins Meer springen, 33 Grad, puuuuh...
Und dann fand ich einen wunderschönen Platz am Großen Belt und wahrscheinlich das erste Mal seit 40 Jahren bin ich bestimmt zehn Mal ins Wasser gesprungen vom Steg (ca. 1m hoch) aus, wieder raus, gesprungen, war super. Da waren einige Kinder, die ebenfalls viel Spaß hatten.
Ein Junge, Mattes, fing Krebse. Schnur, Wäscheklammer mit Würstchen als Köder, rein ins Wasser und nach einer halben Minute wieder raus mit Krebs. Die waren aber alle zu klein; er hat einen Eimer voll gesammelt und sie dann wieder reingeworfen. Die Nacht war superschön, weil das Meer fast neben mir ans Ufer schwappte. Ein tolles Geräusch zum Schlafen.
Freitag, 5. August (Tag 33)
Morgens fuhr ich kurz einkaufen und entschied mich, eine weitere Nacht zu bleiben, es ist schön und friedlich hier und der Steg ist super. Zwei Nächte, 8min duschen = 40€.
Morgens habe ich eine Stunde gebraucht, um zu organisieren, dass ich mein aufgebrauchtes Blutdruckmedikament wieder bekomme. Meine Ärztin darf mir maximal eine N3 Größe verschreiben, in diesem Fall 98 Tabletten. Im Ausland bekomme ich die nicht, dafür braucht es auch in Dänemark ein Rezept. Wie soll ich hier den richtigen Arzt finden, der dann einer gänzlich Fremden das Rezept ausstellt? Das ist unrealistisch und wirklich bescheuert und viel zu zeitaufwändig, wenn man einige Zeit unterwegs ist. Mit Schmerzmitteln das gleiche….jedenfalls habe ich eine Apotheke in Hamburg angerufen, die haben per Fax ein Rezept meiner Ärztin bekommen und hielten es sodann für mich parat. Meine Ärztin benötigt zur Rezepterstellung einen Versicherungsnachweis. Also auf TK Online ein PDF erstellt, das habe ich per Mail an meine Praxis geschickt und die haben dann das Rezept losgeschickt. Dufte, total unkompliziert.....
Den Tag habe ich bei bedecktem Himmel und am Nachmittag mit Regen auf dem Steg verbracht und lesend. Außerdem habe ich versucht, nach Fähren zu gucken, was schwierig ist, weil ich hier kaum und wenn extrem schlechten Internetzugang habe.
Am Samstag (Tag 34) dann bin ich um 6:00 aufgestanden, um 6:50 los. In Hamburg wollte ich zur Apotheke und zu Vinos, beide nur einige Häuser voneinander entfernt. Bei Vinos habe ich vier interessante Flaschen nach fachkundiger Beratung erstanden...
... und dann Donata getroffen, nachdem wir am Vortag festgestellt haben, dass sie zum CSD in der Stadt ist und ich eben auch (für Alkohol und Medikamente, na toll, das klingt ja gar nicht asselig). Wir hatten zwar nur eine dreiviertel Stunde, aber es war trotzdem sehr schön, sie zu sehen. Was für ein Zufall.
Wir aßen eine Kleinigkeit beim Imbiss von Cornelia Poletto (nicht bemerkenswert: Mozzarella Caprese und eine Currywurst).
Ich stand vor und auf der Elbbrücke und bei Bremen insgesamt gut 2h im Stau. Gegen 17:00 brannten meine Augen, ich bemerkte, dass ich in (meines Wissens erstmals) Ostfriesland bin, also spontan runter von der Autobahn, eine knappe Stunde durch die Gegend gefahren und sie mir angesehen und letztlich bin ich in Aurich gelandet, einem hübschen bislang unentdeckten Kleinstädtchen. 650Km gefahren heute, puuuuuh.
Nachtrag vom Morgen danach: um 7:00 bin ich losspaziert und muss das ein wenig nach unten korrigieren. Das Städtchen hat überaus schöne Ecken, aber auch viele Sünden vorzuweisen, wie den fiesen Klotz auf dem Marktplatz und etliche 80er Jahre Fassaden.
Da ich jetzt einige Tage kaum Geld ausgegeben habe, wollte ich es mal wieder besonders schön haben und mietete mich im Hochzeitshaus ein (108€ inkl. Frühstück). So nett! Den Blog schreibe ich auf der Chaiselongue; vom Magazin Der Feinschmecker wurde es in die Liste charmanter Hotels 2019 gewählt. Gerechtfertigt, es ist überaus bezaubernd und besonders, auf eine gemütliche Art. Die Frau, die mich auf mein Zimmer begleitete sagte, die Villa sei 1834 erbaut worden.
Auf Empfehlung aß ich im La Dolce Vita, Lamm mit Rosmarinkartoffeln und machte einen zweiten Versuch mit einem Zitronen-Tiramisu nach der Pleite in Leipzig. War besser, aber auch nicht der Knaller (ich finde ja, aber mit der Meinung stehe ich wohl allein da, dass ein Zitronen-Tiramisu nach Zitrone schmecken sollte).
Sehr nett fand ich die Situation, als zwei Männer nach einem Tisch fragten und nach dem Blick in die Karte irritiert nachhakten, ob es wirklich keine Pizza gäbe. Die Bedienung antwortete nonchalant, dies sei ein italienisches Restaurant, Pizza gäbe es in einer Pizzeria.
Ach Mensch, Ihr kennt den neuesten Plan ja noch gar nicht! Also nachdem Island nun leider leider nicht klappt saß ich da und dachte, wat nu? Und guckte auf die Karte und hatte den Plan mit Irland im Hinterkopf und dachte weiter, weshalb eigentlich nicht Schottland, nachdem Du so nette Schotten auf der Reise kennengelernt hast? Also versuchte ich, eine Fähre zu finden und zu buchen; was nicht möglich war wegen des nur rudimentär vorhandenen Internets. Und für Sonntag klappte es deshalb auch nicht. Aber jetzt habe ich eine Passage am Montag 17:30 von Amsterdam nach Newcastle (an Dienstag 9:15) an der englischen Ostküste, 90Km von der schottischen Grenze. 705€ (man ist gezwungen, eine Kabine zu buchen für 439-499€....der Rest wäre gar nicht so teuer).
Ich dachte daran, in die Gegend von Inverness zu fahren, im Westen wieder runter, die Fähre nach Belfast zu nehmen, über den Norden an die Westküste und dann den Wild Atlantic Way komplett abzufahren; das will ich seit Jahren machen, eigentlich mit dem Rad, aber der Drops ist wohl gelutscht.
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