Morgens nahm ich die Ginza-Linie zum Ueno-Park, trank im Freien, vor dem Regen von einem hölzernen Vordach geschützt, einen Kaffee im Starbucks mitten im Park

und ging dann zum NMWA, dem National Museum of Western Art. Warum? Ich bin kein Fan von asiatischer Kunst, das meiste spricht mich ästhetisch einfach nicht an. Ist vielleicht mit Essen vergleichbar; manch einer mag keinen Spinat. Interessant und lustig finde ich aber Manga und Anime. Für günstige 500¥ besuchte ich die Dauerausstellung, die sehr viele Bronze-Skulpturen von Rodin beinhaltet (der Denker gleich in klein und groß, wobei anzumerken ist, dass das Original in Paris ausgestellt ist).
Es hängen viele Monets, ein Degas und dann ein paar unbekanntere Picassos, Miró, Gauguin, van Gogh, Renoir und einige, die ich bislang nicht kannte.
Ein großer Teil der Ausstellung stammt aus der Kollektion von Kojiro Matsukata, eine interessante Lebensgeschichte steckt dahinter!
Eine kleine Entdeckung für mich war Léonard-Tsuguharu Foujitas Bild A Seated Woman von 1929, gefällt mir ausnehmend gut. Sein restliches Œuvre spricht mich nicht so an.

Auch Kees van Dongen war mir bislang nicht geläufig, sein Bild Hall of Casino hat mich fasziniert.

Monets Seerosen hängen hier im Original, da saß ich einen Moment.

Allerdings hängen z.B. 19 weitere original Seerosen in Paris. Das war wohl eins seiner lieberen Sujets. Diese hier finde ich nicht so gelungen, wie andere.
Irritiert hat mich dieses Bild. Es ist von 1660, von David Teniers, dem Jüngeren (1610-1690). Es heißt The Temptation of St. Anthony. Zoomt mal rein und schaut Euch die Kreaturen an. Das erinnert ein wenig an Hieronymus Bosch (der lebte aber 150 Jahre früher), aber auch an moderne Darstellungen von Fabelwesen und Monstern. Ich habe Schwierigkeiten, diese Darstellungen mit meinen Vorstellungen von dem Jahrhundert in Einklang zu bringen.
Und mir wurde wieder bestätigt, dass ich Rubens grässlich finde.
Das Gebäude selbst gehört zum Weltkulturerbe, es ist nach einem Entwurf von Le Corbusier gebaut und 1959 eröffnet worden.
Ich lief einfach weiter durch die Stadt, bis meine Füße weh taten. Das war ziemlich bald. Ich entdeckte eine nachhaltige Alternative zu den omnipräsenten Schirmplastiktüten, nämlich einen Schirmständer mit Nummerierung.
Mit dem Bus fuhr ich nach Asakusa zurück und kehrte in einem Ramen-Lokal ein. Die Suppe war sehr gut, aber eine gigantische Schüssel, das habe ich nicht geschafft. Schräg waren die Abteile, in denen man ganz für sich sitzt. Distanz ist ein wichtiges Thema für die Japaner. Hat sicherlich auch mit Corona zu tun, hier tragen fast alle Masken, sehr viele auch im Freien.
Nach einer sehr kurzen Pause ging ich noch mal los, kaufte Erdbeeren und ein Onigiri mit Lachs, trank einen Matcha-Frappucchino, dann ging nix mehr.
Ich habe mittlerweile fast alle verfügbaren Apps ausprobiert zum Übersetzen. Alles Schrott. Der Google Übersetzer (App) ist mit Abstand am besten, zumindest für Japanisch/Deutsch. Man kann die Kamera auf Schrift richten und sieht direkt überlagert die Übersetzung, die auch halbwegs Sinn ergibt. Und man kann auch mit gesprochener Sprache arbeiten.
Morgen früh muss ich zum Flughafen Narita, das ist wieder eine Fahrt von knapp 2h, etwa 60Km.
Nach den gut fünf Tagen in Tokio bin ich ziemlich besorgt, wie die kommenden zwei Wochen werden. So lange fast ausschließlich mit Gesten und Smartphone kommunizieren, dazu immer eine neue Unterkunft finden und der Verkehr, von dem ich keine Vorstellung habe..... mir geht der Podex gerade auf Grundeis. Kurz: ich hab Schiss.
17:30 bei mir. Ich mache jetzt einen Lesen-/Netflix-Abend! Habt einen schönen Sonntag!
Hi, bin gespannt, wie Fahren wird... Danke für die schönen Bilder. Herzlicher Gruß Birgit