Nachdem ich mittags angekommen war, musste ich erst eine kurze Weile auf das Zimmer warten, aber bei einem Kaffee ging das flott und das Warten lohnte, es gefällt mir richtig gut.
Das Gebäude ist eine ehemalige Kaserne, es gibt einen schönen Innenhof mit einer Weinbar mit kleinem Restaurant. Die Angestellten sind super nett, quasi neben meinem Zimmer ist eine nette kleine Dachterrasse mit Abendsonne.
Ich hab um 13.30 meine Sachen im Zimmer abgeworfen und bin dann Richtung Altstadt (Gamla Stan) gelaufen, weil dort Bootsanleger sind. Die Pfeife beim Ticketverkauf war völlig lustlos und ich landete auf einer bekannten und außerordentlich beliebten und entsprechend belebten kleinen Ausflugs-Insel, statt eine Innenstadtfahrt zu machen (is it a roundtrip through the city? yes. can I hop on and off? yes. Sagte ich schon: Pfeife!?).
Danach lief ich rum und schaute.
Die Gässchen erinnerten mich an spanische Städte, die entspannt belebten Plätze an Paris oder auch Basel im Sommer, eine sehr schöne, warme Atmosphäre.
Eigentlich wollte ich abends nur einen kleinen Happen zu mir nehmen, und das im Hof des Hotels. Der Happen war ein erster kleiner Teller mit zartestem, gegrilltem Pulpo, gegrilltem Fenchel, Dill, dünnen Tranchen saurer Gurke, einer Tomatenessenz. Der Wahnsinn. Eine Geschmacksexplosion, unerwartet, sehr ungewöhnlich, dennoch harmonisch. Ich war begeistert, das war ein großer Genuss.
Dann musste ich ein Thunfisch-Tatar probieren, so eine sich unerwartet bietende Chance muss man packen, koreanisch angehaucht, auch sehr gut, sehr frisch im Geschmack. Dann, einfach weil ich neugieriger geworden war, was da noch für Aromen kommen würden, einen scharf gegrillten Kohl (der hatte deutliche Röstaromen) mit Gruyère, Butter und Auberginenpürree. Sensationell. Leider passte danach nicht mehr das geringste in mich rein. Miaouuuu.
Anschließend schlug ich mich von etwa 18:30 bis 2:00 mit der Veröffentlichung des Beitrags rum und schleppte mich morgens um 8:30 zum Kaffee und so etwas wie einem Kater-Frühstück; ich nenne es Blog-Frühstück.

Aus dem Hof zum Auto gelaufen und direkt losgeradelt. Ich liebe dieses kleine Rad. Bestimmt mehr als mein Bruder. (.....). Zuerst fuhr ich zum Vasa-Museum. Gestern auf der Insel hatte mir ein Stockholmer von der Vasa erzählt, eine tragische und spannende Geschichte, die mich gepackt hat, Seemannsgarn mit allem Drum und Dran:
„Der Bau des Schiffs wurde vom schwedischen König Gustav II Adolf in Auftrag gegeben und ab 1626 von rund 400 Männern und Frauen in Stockholm ausgeführt. Das gewaltige Schiff hatte drei Masten mit insgesamt 10 Segeln, maß 52 Meter vom Kiel bis zur Mastspitze an Höhe, war 69 Meter lang und wog 1200 Tonnen. Mit (…) 64 Kanonen (…).
Am 10. August 1628 machte man am Liegeplatz der Vasa (...) die Leinen los. Die Kanonen feuerten Salutschüsse aus den rundum geöffneten Stückpforten. Langsam lief das mächtige Schiff aus dem Hafen aus. Plötzliche Fallwinde führten dazu, dass es sich auf die Seite legte. Durch die geöffneten Stückpforten strömte Wasser in den Rumpf. Die Vasa sank. Von den rund 150 Menschen an Bord kamen dabei mindestens 30 ums Leben. Erst 333 Jahre später sollte die Vasa wieder aus den Wassermassen auftauchen."
Die Quelle, aus der ich hier zitiert habe, ist die Museumsseite. Das weiter zu lesen kann ich nur empfehlen, ist super spannend und informativ, genauso, wie es der Museumsbesuch war und der Anblick der Masten auf dem Dach des Gebäudes beeindruckend ist, die weithin zu sehen sind.
Faszinierend auch, dass das Schiff farbenfroh angemalt war. Man sieht ja immer nur das nachgedunkelte Holz bei so alten Wracks, weil die Farben sich gelöst haben, aber es war richtig bunt, die Reste gefundener Pigmente wurden analysiert. Auch die Taucherglocke war spannend, ich habe den Kopf drunter gesteckt und mir vorgestellt, damit in 30m Tiefe zu sein. Spooooooky. Also ein bereicherndes Erlebnis, geht da hin, wenn Ihr in Stockholm seid. Eintritt 18,34€.
Anschließend radelte ich kreuz und quer durch die Stadt, durch Gässchen und Straßen, bergauf und -ab (und es war an einigen Stellen extrem steil).
Vor einem Hotel stand eine Menschenmenge und ich dachte, Holy Gossip, wer mag da logieren? Einen Schaulustigen gefragt und zur Antwort bekommen, die Stones. Und alle wollten Mick Jagger sehen. Hallo?! Ich bin auch gerade in Stockholm?! Ich kann auch nicht singen?!
Dann dachte ich, kann ich mir ja schnell ein benötigtes T-Shirt und einen Badeanzug kaufen. Denkste, Puppe. Ich war überall drin. Filippa K., Sand, H&M, einem Luxus-Outlet, dem berühmten Kaufhaus Åhléns, einem Laden der Heilsarmee, Boss, Boutiquen, Second Hand Shops, Intersport….ich bin fassungslos, es ist mir nicht gelungen, ein ganz einfaches Shirt zu kaufen 😳
Und natürlich gab es einen Kompensationskauf, nämlich eine wasserfeste Mascara von Clarins (brauchte ich aber wirklich!) und, weil meine Nägel abbrechen wie dünnes Glas und vor Schreck einreißen, wenn ich "buh!" mache, aus der Apotheke nach ausführlicher Beratung zwei Komponenten-Lacke.
Was Stockholm besonders macht, ist, dass es auf großen Schäreninseln gebaut wurde und dadurch ist man von fast überall in kürzester Distanz am Wasser, weht einem der Wind um die Nase, überquert man eine Brücke. Es gibt sehr viele sehr alte und wirklich gut erhaltene Gebäude, die das Stadtbild wesentlich prägen. Und die City ist Radler freundlich, sowohl die Verkehrswege als auch, dass alle rücksichtsvoll im Verkehr miteinander umgehen. Außerdem fiel mir auf, dass die meisten Wohnhäuser maximal fünf Stockwerke haben, dadurch wirken die Straßen licht. Irgendwann war ich einfach nur platt, der leckere Cappuccino half nur bedingt weiter und ich entschied, mit dem Abendessen bodenständig zu bleiben und mal Köttbullar im Restaurant zu probieren. Im Meatballs for the people aß ich draußen in der Sonne. Sehr nett. Aber auch nicht mehr. Für 29,62€ inkl. 0,2l Bier finde ich die Ikea-Variante im Vergleich ehrlich gesagt genauso schmackhaft. Es sind halt Hackbällchen mit Kartoffelpü, als Kinder nannten wir sie Kotzböller (gab es in der TK-Version in unseren gefühlt so langen, flirrend heißen Schweden-Urlauben).
Dann noch etwas geradelt, ins Hotel und angefangen, diesen Blog fertig zu machen. Wie durch ein Wunder ohne Probleme. Morgen fahre ich weiter in den Süden Richtung Britta und Familie, da sollte ich am Mittwoch eintrudeln.
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Ich war ja noch nie in Stockholm, aber jetzt will ich unbedingt! Und ich liebe Deinen Food Porn!
Stockholm ist toll... Ich habe direkt wieder Lust bekommen hinzufahren... Deine Essensbeschreibungen ließen mir das Wasser im Mund zusammen laufen... 😋😊😘
Dooooch, ich mag das Klapprad genauso wie du...;-)
Gut geschrieben. Macht immer Spaß zu lesen.