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🇺🇸 Seattle, Tage 82&83

Autorenbild: Charlotte TinaCharlotte Tina

Vor 7:30 war ich auf der Straße, 180 Km vor mir. Um 9:15 war ich in Seattle, brachte das Gepäck zum Hotel und dann den Wagen zu Avis, das ging alles sehr flott. 2.231 Km bin ich an der US-Westküste gefahren.


In Seattle lief ich zum Wasser, der berühmte (warum eigentlich?) Markt am Pier war so extrem voll, dass man nicht laufen konnte sondern nur geschoben wurde. Das habe ich keine 5 Minuten ausgehalten.


Seattle ist eine seltsame Mischung aus Hochhäusern und ein paar schönen alten Gebäuden. Sehr viele Geschäfte Downtown stehen leer, es gibt viele Baustellen. Es ist wenig belebt insgesamt und nicht sonderlich attraktiv durch all diese Umstände. Die touristischen Hotspots sind überlaufen.

Mein Frühstück/Mittag war eine kleine Clam Chowder und kleine Fish&Chips (Pommes für die Möwen), 27€.

Ich sagte der Möwe, die sehr professionell und routiniert bettelte, dass sie lieber ihren Job machen und Fische fangen soll. Davon hielt sie nicht viel, sie bevorzugt Pommes. Mecker, mecker, mecker....

Hier ist alles noch teurer. Nur das Hotel, das ich klasse finde, ist günstiger als das Grauen der letzten Nacht. Ich bin im zehnten Stock mit Blick aus dem Bett auf den Hafen und die Stadt, irre! Gefällt mir so gut, ich bleibe zwei Tage in dem Bett! (das auch noch fest ist). Uuund das Zimmer wird über ein iPad gesteuert und ich kann mit meinem Netflix-Account auf dem Monitor schauen. Cooool, ich liebe solche technischen Spielereien. Und mit Apple geht das so leicht, es funktioniert einfach. Ich könnte Werbung für die machen 🤔

Aber, da ich aussehe wie Lumpi, war ich bei einer gut bewerteten Friseurin und habe einen Termin vereinbart für den Nachmittag, muss also wieder raus.


In einem Café ruhte ich aus, nachdem ich viel gelaufen bin. Die Macarons waren ein Traum 😋Apricot/honey, lemon, wild strawberry.

Erinnerte mich sehr an das Schwarze Café, das Café Berio und die Berliner Subkultur in den 80ern. Ich kann nicht genau festmachen, weshalb; das Klo, die Discokugel, die Atmosphäre 🤷‍♀️Nur war es damals lange nicht so kommerziell ausgerichtet. Hat sich jedenfalls nicht so angefühlt.

Es gibt auch hier erschreckend viele obdachlose Menschen. Überall. Lager und Zelte auf den Gehsteigen, beim Durchwühlen der Mülltonnen, sie gehören zum Stadtbild.


Die Friseurin hieß Grace, war aus der Region Kanton in China und eine emsige Biene. Sie erzählte, dass die Drogen die USA so zerrütten würden. Und dass ich eine sehr starke Persönlichkeit sei. Wer hört das nicht gern von seiner kantonesischen Coiffeurin?! Sie war wie ein lebender Glückskeks; hatte mich 30min in der Mache und kannte mich in- und auswendig.

Es kam viel ab, war auch nötig, dann spazierte ich wieder.


Ich habe Leute mit abscheulichen Wunden gesehen, die sich offensichtlich dort etwas spritzten und die Haut schälte sich ab, das sah aus wie Würstchen, die man über Kreuz anschneidet und dann erhitzt, gruselig, ich musste wegschauen. Extrem viele Leute riechen nach Cannabis oder sehen total zugedröhnt aus, teilnahmslos und sehr vernachlässigt.


In einer Drogerie kaufte ich etwas zu trinken und sah mich um. In der Zeit waren vier "Kunden" im Laden, drei davon gingen durch die Regale, steckten sich ganz ungeniert Sachen in die Jacke/das Hoodie und spazierten wieder raus. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Security-Tante war sehr intensiv ins Gespräch vertieft mit einer Verkäuferin. Klassisches Einklauen leicht gemacht.


Ich suchte 1h gezielt nach einem Laden mit Obst, ohne Erfolg. In einem gab es Bananen. Nichts Frisches, nur verarbeiteter Mist-wie kann das sein?!


Hochhäuser dominieren das Bild der Stadt, daneben architektonisch völlig unmotivierte Bauten und einige wenige schöne alte Häuser. Das alles macht die Stadt nicht attraktiver. Schön sind die Strassen, in denen viele Bäume stehen.

Dann wollte ich eine Bootsfahrt machen, 1h. Ich fragte den "Marktschreier" an einem Pier, er sagte, 37$. Alter Schwede. Na gut. Schönes Wetter, sonst gibt Seattle nicht so viel her. Also beschloss ich, ein Ticket zu kaufen und es sollte nun 49$ kosten. Steuern. Ha ha. Beim nächsten Anbieter kostete es netto 32$, der zahlt aber nur 5$ Steuern. Faszinierend. Da kaufte ich mich ein.


Und dann bekam ich bei mexikanischen Straßenhändlern eine große Portion Mango, Melonen und Gurke, mit frisch gepresstem Limettensaft beträufelt. Ganz großes Tennis. Sollte $10 kosten. Habe ich auf $8 runter handeln können. Das habe ich so genossen!

Sie konnten überhaupt nicht glauben, dass ich keine scharfe Sauce dazu wollte, kein Tahin, keine Gewürzmischung....

Die Amerikaner ertragen es anscheinend nicht, etwas zu essen, was sie vorher nicht ausgiebig zu Tode gefoltert und postmortal bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt haben.


Die Fahrt ging gemächlich von einer Seite der Elliott Bay zur anderen, damit eine Stunde voll wird. War trotzdem sehr schön auf dem Wasser in der Abendsonne.


Montag, Memorial Day, ein Feiertag, an dem der armen Schweine gedacht werden soll, die in Kriege geschickt wurden, um abgeschlachtet oder traumatisiert zu werden.


Ich googelte nach einem Café und einem kleinen Frühstück. Sandwiches kosten hier um die 15€. Das ist dann nix Tolles mit Salatbeilage auf einem hübschen Teller, sondern eine eingepackte Stulle. Bei 7Eleven kostet ein abgepacktes Pappbrötchen schon 7-8$.


Ich nahm einen Bus zu Nordstrom, noch auf der Suche nach Hose oder Rock für das Schiff. Bei Saks wurde ich dann fündig, eine Hose. Und eine tolle kitschige Haarklammer.

Dann nahm ich die Monorail (Einschienenbahn) zum Connect Center an der Space Needle (was für ein blöder Name😂), dort fand ein Fest zum Feiertag statt. Auf der Bühne gute Musik und die Leute gingen richtig ab. Jung und vor allem Älter tanzten auf der Wiese und vor der Bühne richtig ausgelassen.

Es ging zwischen den Stücken bedauerlich viel um Gott, aber das ist natürlich auch der Musikrichtung geschuldet.

Ich schaute mir alle Stände an und ließ mich schließlich mit einem kenianischen Piripiri auf der Wiese nieder und sah mir das an. Nett.


Dann lief ich wieder runter zum Wasser, auf dem Weg war noch mehr zu sehen und zu hören (auch die indigene Bevölkerung war vertreten)


und mit vielen Päuschen zurück zum Hotel.

Was soll ich sagen? Gefällt mir nicht, die Stadt. Sie ist nicht schön, hat auch nur wenige schöne Seiten, das Essen ist schlimm (den Falafel-Laden habe ich von einer Webseite, die die besten kleinen Lokale und Imbisse vorstellen will), sie ist langweilig und die Armut und das Elend vieler Menschen ist allgegenwärtig und bedrückend.

Nach einem Stopover spazierte ich erneut los. An einer Kreuzung sah ich in alle vier Richtungen und in dreien bot sich mir dieses Bild:

Ich wurde von einem Einheimischen mit Hund überholt, an seiner Leine baumelte eine Dose Pfefferspray. Am hellichten Tag inmitten von massig Touristen. Was soll man nun davon halten?

Mein Abendessen ein schlechtes Falafel für $11. Die weiße Sauce nicht etwa Tahin, sondern Mayo.

Morgen hole ich um 9:30 das Auto ab und ich habe nicht die geringste Idee, wo ich hin soll. Ich hab einfach gar keine Lust mehr im Moment.

Ideen? Aufmunterung?!? Seufz.


Nachtrag: ich habe ein Tiny House in Kanada für die erste Nacht gebucht. Ich fahre erstmal auf den kanadischen Highway 1, der ja durch das Land führt. Vancouver Island war mir zu anstrengend und zu teuer, nachdem ich recherchiert hab.






2 Comments

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Guest
May 30, 2023
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Liebe Tina 😍ich kenne Seattle nur aus tv Serie.. deine Bilder haben mich zum Teil voll happy gemacht ❤🌆und auch erschreckt die Armut und was du so geschrieben hast …ich bin gespannt auf dein TINY House😀🤓.. und was du noch alles schönes vor dir hast denke an dich ❤️liebe Grüße zu dir schnuggelputz 😍😀💋

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
May 30, 2023
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Ich habe gelernt, dass zB Greys Anatomay zum größten Teil in Los Angeles gedreht wird. Aber Jimmy Hendrix war von hier, Nirvana, Soundgarden und einige andere. Und es ist der Gründungssitz von Starbucks, die die meisten Filialen in Seoul in Korea haben-knapp 300!

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