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🇫🇷 Rezept Moules marinières. Diesel-Notstand. 99&100

Autorenbild: Charlotte TinaCharlotte Tina

Aktualisiert: 24. Jan. 2023

99 Regen den ganzen Tag. Eigentlich gut, so hatte ich kein schlechtes Gewissen, einfach nur auf dem Sofa zu sitzen, Netflix zu gucken, Cassoulet mit Ente und Würsten aus Toulouse aus der Dose zu essen (lecker), frischen, selbst produzierten Obstsalat und bei weit geöffneter Terrassentür abzuschalten versuchen.

Es hieß ja, die Marokkaner führen wie die Henker. Das tun sie. Sie ignorieren einfach alle Regeln, obwohl es alle naselang Polizeikontrollen gibt. Wenn man sich mittragen lässt, geht es wunderbar, ich sah nicht einen Unfall.

In Frankreich fahren die Leute wie die Henker und beachten größtenteils die Regeln (abgesehen von den bescheuerten Beleidigungen, wenn man sich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen hält und sie anscheinend wissen, dass kein Blitzer da ist). Gestern allein fuhr ich aber an zwei schweren Unfällen vorbei. Ein Auto auf gerader Strecke auf dem Dach im Straßengraben, ein anderes auf ebenfalls gerader Strecke frontal in den Baum einer Allee gekracht. Wie kriegt man das hin? In Deutschland würde darüber diskutiert, die Bäume zu fällen (ehrlich, das gab es schon). Das macht Sinn, die rücksichtslosen Dinger stellen sich auch immer in den Weg.


Senf....eine französische Tragödie in mehreren Akten. In einem Carrefour gab es einige Gläser, allerdings billigen belgischen. Würde ich die Franzosen mögen, hätte ich ein bisschen Mitleid 🤣


100, Montag

Ich wollte bei endlich wieder schönstem Wetter nach St. Tropez und bummeln, auf dem Weg stand Tanken an. An der ersten Tankstelle eine Schlange. Als ich an der Zapfsäule war, stand dort, man könne für max. 50€ tanken und müsse zunächst an der Kasse eine Sicherheit per Kreditkarte hinterlegen.

Lange Schlange drinnen, vor mir zwei Schweizerinnen, die zwei Tage zuvor noch problemlos getankt hatten und für die ich dolmetschte. Eine klassische die Einäugige unter den Blinden-Situation.

Als ich dran kam, teilte er mir mit, dass sie keinen Diesel hätten, nur noch etwas Benzin. Äääääh, ja. Ich fuhr drei weitere Tankstellen ab, gleiche Situation, nur die Schlangen wurden länger. Ich rief also mehrere an und fragte nach, weil ich schon auf Reserve fuhr und nicht Südfrankreich abgrasen konnte. Bei der dritten hatte ich schon Glück und fuhr 20Km zurück. Erst wollte nichts aus der Zapfpistole kommen, auch bei dem Herrn neben mir nicht, beim dritten Versuch klappte es und ich konnte Gottseidank voll tanken. Drei von sechs Raffinerien in Frankreich werden bestreikt, das LKW-Fahrverbot fürs Wochenende wurde für Tanklaster aufgehoben, damit die Lage nicht eskaliert.


Direkt neben der Tanke ein Hypermarché, den ich aufsuchte und wo ich wundervolle Dinge erstand.

Pulpo-Carpaccio und Baguette, das frühstückte ich gleich am Strand auf dem Rückweg zum Appartement.

Dann bretonische Muscheln, das Abendessen, Apfelsaft von der Loire, Piment d'Espelette, bretonische Milch, Pineau des Charentes und Kleinkram und Mitbringsel. Was für schöne Dinge, ich freue mich schon, die zu teilen (die sich halten bis zu Hause)!

Das war genug Stress für einen Tag, nach St. Tropez geht es morgen, da ist auch Markttag und der soll schön sein.

Ich räumte den Wagen mal wieder auf, hatte er dringend nötig.


Und hier mein wirklich super einfaches Muschel-Rezept.

Mein Tipp: bei Aldi gibt es in den Herbst- und Wintermonaten immer frische Muscheln, günstig und gut und auch größer als die, die ich hier bekommen habe. Ein schönes leichtes, schnelles Essen.


Pro Person 1Kg Muscheln, 1/2 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, trockenen Weißwein (einen guten Spanier bevorzuge ich. Dran denken: der Sud wird gelöffelt und getunkt, die Muscheln schmecken danach, das sollte also wirklich keine Plörre sein. Ich habe eine Flasche aus Balu's Weinkeller geholt).


Olivenöl. Auch hier gilt: gutes, fruchtiges und ausnahmsweise nicht zu wenig, damit die Aromen etwas zum Festhalten haben.

Nun also los. Die Muscheln in die Spüle geben und offene/kaputte aussortieren (die sind tot oder am Abnippeln, die willst Du nicht essen).

Wenn sie nur ganz leicht geöffnet sind, behalten. Wenn sie tot sind, gehen sie beim Kochen nicht weiter auf. Abwaschen, damit man den Dreck nicht in der Brühe hat. Wässern geht auch.

In einem reichlich großen Topf Olivenöl sanft erhitzen, klein gehackte Zwiebeln und Knoblauch schön glasig und weich dünsten, dabei immer mal wenden; nicht zu heiß, wir wollen keine Röstaromen an den Mollusken.

Wenn das getan ist, mit Wein nach Belieben ablöschen (ganz grob 150-

200ml/Person), etwas Meersalz dazu.

Der Wein kocht flott, nun etwa 1-3 El grob gehackte glatte (!) Petersilie dazu, die Muscheln in den Topf (oder umgekehrt), Deckel drauf, nach 2min den Topf bei geschlossenem Deckel ab und an rütteln, damit der Dampf gut aufsteigen und alle Muscheln öffnen kann und die Reste vom Meerwasser in den Muscheln sich mit dem Sud vermengen.

Man kann durchaus auch mit einer stabilen Kelle das Unterste zuoberst holen. Das Garen dauert insgesamt vielleicht 7-10min. In den meisten Rezepten stehen bis zu 15min, aber dann hat man verschrumpelte, zähe kleine Murmeln. Kürzer gedämpft werden sie zart und saftig.

Es gibt auch Menschen, die Miesmuscheln roh essen (oder Austern), also keine Panik. Was sich geöffnet hat bis jetzt, ist ziemlich sicher in Ordnung. Im Zweifel ausspucken 😉 Alle auf? Fertig. Simpel, wa?!


Geschlossene Muscheln: wegschmeißen! Tot auf die Art, die nicht genießbar oder gesund ist.

Und dann auf tiefe Teller verteilen, Den Sud zum Schluss verteilen, haufenweise frisches, knuspriges Baguette dazu (gern auch leicht angeröstet) und idealerweise einen schönen Tomatensalat (wäre für mich allein einfach zu viel gewesen). Bon appétit.

Davon wird man auch satt.

Waren sehr gute Muscheln, die vom Mont St. Michel, fand die Mieze auch. Merke: französische Katzen fressen auch Muscheln in Weißweinsud. Fünf Stück.


Und wo wir schon dabei sind, hier mein liebstes Salatdressing (Mengen natürlich variabel nach benötigter Menge und geschmacklichen Vorlieben. Ich mag es gern sauer und knofelig):

2 EL Olivenöl

2 EL frischer Zitronensaft

1 -2 gepresste Knoblauchzehe(n)

Salz, Pfeffer

Kräftig miteinander verschlagen, fertig.


Köstlich und super einfach. Besonders toll zu Tomaten, griechischem Salat, aber auch als Sauce (kalt) zu Fisch vom Grill oder aus der Pfanne.


Ich habe Muscheln auch schon für Kinder gemacht und die kleinen Mäkelbacken (Alter 10-12) fanden es lecker. Der Alkohol ist größtenteils verkocht und ich finde, man muss nicht päpstlicher als der Papst sein. Man sollte ihn natürlich nicht thematisieren (den Wein, nicht den Papst), um keine Mäkelangriffsfläche zu bieten.


Ach so: zum Essen eine leere Muschel nehmen (oder leeren) und diese als Greifwerkzeug benutzen, um die nächsten in Angriff zu nehmen. Ich empfehle, den Müll nicht in der Wohnung aufzubewahren. Es sei denn, der Mülleimer schließt gut.

Eine Variante: gehackte reife Tomaten in den Sud geben, dann wird es noch etwas fruchtiger, auch sehr lecker (hab ich hier gemacht, quasi als Ersatz für Salat).


Eine wunderbar würzige Variante inspirierte Dörthe, die Moules Roquefort in der Bretagne aß. Dafür einfach beliebig viel Roquefort (vielleicht für den Anfang um die 50g/Person) oder einen vergleichbaren Käse im heißen Wein auflösen. Das ist schon sehr sehr gut, wenn man auf diesen Käse und Muscheln steht. Das isst aber definitiv kein Kind. Sehr gut auch als raffinierte Vorspeise (1/2 Menge max) für ein gesetztes Essen.


Ich habe mal einen kräftigen Schluck Pastis in den Wein gegeben (vorsichtig, der erhitzte, hochprozentige Alkohol fängt schnell Feuer-bei mir brannte quasi der Herd und ich war kurz vor der völligen Panik. Deckel drauf hat es gelöscht, aber seitdem besitze ich eine Löschdecke, die neben dem Herd griffbereit liegt), das war ebenfalls ausgesprochen lecker.


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