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🇨🇦 Nova Scotia. Tage 105-107

Autorenbild: Charlotte TinaCharlotte Tina

Aktualisiert: 26. Feb. 2024

Dienstag, 20. Juni

Am Abend machte ich noch einen Spaziergang, schließlich wollte ich einen Blick auf den Sankt-Lorenz-Golf (deshalb das Salzwasser ein Stück stromauf) werfen, der hier schon das Wasser des Nordatlantiks führt.

Die braunen Holzschindeln, mit denen die Front des einen Hauses teilweise verkleidet ist, waren übrigens ganz typisch an der US-Küste am Pazifik, besonders um Depoe Bay herum. Das wollte ich da eigentlich schon schreiben und zeigen weil die Häuser dort komplett so gebaut sind.


So gut wie überall wo ich jetzt anhalte störe ich irgend ein Tier. Ein aufgeregt meckerndes Eichhörnchen, eine genervte Elchkuh, irritierte flatternde Vögel, Bären, die in ungebührlicher Eile die Straßenseite wechseln müssen.... alle wollen nur in Ruhe ihrem Tagwerk nachgehen und da kommt eine dieser Menschen und stresst.


Ich war früh auf der Straße und fraß Kilometer. Plötzlich gab es ein Alarmsignal, das ich noch nicht kannte, unangenehm. Es war eine Cell Broadcast-Meldung, die über das Handy kam... Ganz wunderbar. Immer dran denken: die Menschen sind schuld, nicht die Waffen; Waffen können ja gar nichts tun.

So war ich jedenfalls schnell auf Nova Scotia und bewegte mich zunächst Richtung Cape Breton, dann zur Küste. Ich hielt hie und da, um zu schauen. So sah es in New Brunswick aus und bislang im Innern Nova Scotias:

Ich stand an einer Stelle und schaute in die Landschaft. Und fühlte mich beobachtet. Ich wurde so erzogen, dass Bauchgefühle nicht ernst genommen werden sollen. Sollten sie aber und das nehme ich von den beiden großen Reisen mit. Mögen andere denken, was sie wollen, mein Bauchgefühl funktioniert tip top. Also wechselte ich in den Pilze-Scan Modus und siehe da, sehr gut getarnt, eine reglose kleine Elchdame, die mich anstarrte.

Nova Scotia ist wunderschön!

Die letzte Woche war sehr kalt, regnerisch und bedeckt.

Etwa 80Km vor meinem Ziel Guysborough begann es aufzuklaren, 40Km vorher erledigte ich einen viel zu großen Einkauf im letzten Laden davor. Als ich ankam und auf dem Schotterweg runter zur Küste fuhr, strahlte die Sonne bei 16°.

Morgen und übermorgen sind Sonne und 20-25° angesagt.

Und dann kam ich an und war hin und weg, es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es ist aber eher ein Häuschen denn eine Hütte.

Die Grundfläche ist klein, aber auf zwei Etagen schön genutzt. Nur der Zugang zum Baden vom Steg könnte besser bzw. überhaupt vorhanden sein:

Hier werde ich es sehr gut 2,5 Tage aushalten. Perfekt für die Pause, die ich dringend mal wieder brauche. Ja, ich weiß, Luxusproblem.

Das erste Brot misslang, zu viel Salz, zu wenig gegangen. Der zweite Teig war flugs geknetet, der ging über Nacht.


Am Mittwoch war ich um fünf wach. Senile Bettflucht... Um kurz nach sieben war das Brot im Ofen, dann landete meine Wäsche in der Maschine und ich hatte den Weg zum Strand für später gefunden.

Mit einer Tasse Tee saß ich in der Morgensonne und starrte auf den Nordatlantik. Ich habe es schon schlechter getroffen.

Hier ist niemand außer mir. Es gibt ein Stück den Hang hoch noch zwei Häuser, aber die sind nicht belegt.


Es kam mehrfach die Frage, ob ich keine Angst habe, im Dunkeln, allein. Doch, habe ich. Wird aber besser, je häufiger ich in solchen Situationen bin und ich denke immer an Pia auf Møn, die Kinderbuchautorin bei der ich 2019 im AirBnB-Bauwagen geschlafen habe, als ich von Kopenhagen nach Berlin geradelt bin. Die war vollkommen furchtlos, ein Vorbild.

Und was wäre die Alternative? In einem seelenlosen Hotel in einer Stadt sitzen? Also, da überwinde ich lieber meine Angst und habe es so schön. Manchmal ist Aussitzen die richtige Lösung 😉


Später am Vormittag erkundete ich den Strand. Sehr schön, das Wasser glasklar, ich war bis zur Hüfte drin, es ist wirklich kalt. Sehr kalt.

Das Brot gelang gut, aber das Mehl schmeckt mir nicht. Hatte ich auch noch nicht, seltsam.


Die Geschichte mit dem Titan(ic) U-Boot ist tragisch und gruselig. Ich gucke direkt in die Richtung, schätze mal, 800-1.000Km entfernt. Ich verstehe nicht so recht, weshalb da so ein enormer logistischer und finanzieller Aufwand betrieben wird, aber 700 arme Menschen lässt man qualvoll ertrinken und schaut zu.


Die Erklärung herbeigezogener Psychologen kann ich auch nicht nachvollziehen, dass man sich wegen der Enge im Tauchboot besser identifizieren könne. Ich war noch nie in so einem Ding und würde da auch nie rein wollen. Der Rumpf eines Schiffes ist mir näher und die Vorstellung eingepferchter Frauen und Kinder darin, die nicht raus kommen, ist mindestens so entsetzlich.


In zwölf Tagen bin ich in New York und ab morgen noch drei Tage auf Neufundland und dann in Maine. Verrückt.


Donnerstag, 22. Juni

Ein Morgen in Neu Schottland.

Der Morgen und Vormittag vergingen so: Eichhörnchen im Baum neben mir (zurück) beobachten. Möwe beim Jagen beobachten (Anflug, senkrechter Sturzflug, Eintauchen. Wiederholung). Reiher beobachten, der alle 5min mal von links, mal von rechts kam. Einströmende Flut anschauen. Lesen. Tee trinken. Mal auf den Steg gehen. Baby-Fischschwarm beobachten. Trauben futtern. Lesen. Tomatensalat. Huhn. Steg. Lesen. Vom Eichhörnchen umrundet werden. Und so wird der Rest des Tages ebenfalls verbracht.



Mich interessiert ja nach wie vor, welches die Eurer Meinung nach besten Currybuden in Berlin sind. Nur keine Scheu! Als Kommentar ganz einfach. Und die Vegetarier: Falafel.

6 Comments

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Guest
Jun 27, 2023

Falafel: Habibi in der Akazienstrasse. Wunderschöne Fotos! Und Gratulation, dass Du das gemacht hast mit dem Alleine übernachten. Ich bin neugierig: was hast Du dort gelesen?

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
Jun 27, 2023
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Danke für den Falafel-Tip, Unbekannte/r. Ich habe riesigen Kitsch gelesen, muss ich gestehen 😂 Den letzten Band aus Lucinda Rileys Sieben Schwestern Epos.

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Guest
Jun 23, 2023

Definitiv das curry36, es geht nix über ein gemischtes Doppel mit Pommes Mayo,

LG Britta

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
Jun 23, 2023
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Ah, einer der Klassiker. Ich finde ja, dass der Ketchup da zu sehr nach Tomatenmark schmeckt. Die „andere“ Fraktion…

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Guest
Jun 22, 2023

Hi Charlotte, gestern hatten wir einen WhatsApp Call und Du hattest mich schon mal durch das schöne Häuschen geführt. Das schönste Bild ist das mit Deinen Schuhen im glasklaren Wasser.

Du denkst an CURRYWURST 😁 Krass in Neuschottland.... HG b

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
Jun 22, 2023
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Ich denke *immer* an Essen 😉 aber hier muss ich einfach wegen der Poutine an Currywurst denken. Und ich freue mich schon auf meine erste!

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