Sonntag, 22. Mai
Nachdem ich morgens ziemlich viel gewhatsappt habe im Bett, bin ich los zu einem Redwood Skywalk mit Kleinkinder-Zoo, 25$. Das war sehr nett, aber wirklich unglaublich überteuert. Am interessantesten fand ich den Roten Panda und am meisten leid getan haben mir die sehr großen Weißkopfseeadler, die kaum Platz hatten und nicht fliegen konnten.
Wusstet Ihr, dass wir ein Paar des amerikanischen Wappenvogels in Berlin haben? Als ich mit unserer Mutter auf der Pfaueninsel war zu einem Spaziergang (einer meiner Lieblingsorte in Berlin), da lernten wir einen Ornithologen kennen, der für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten arbeitete, welcher ja auch die Insel gehört. Der zeigte uns gegenüber an der Havel den Horst des Paares, zu erkennen an den weißen Kackspuren am Baum unter dem Nest. Die haben einen Zweitwohnsitz, ich glaube in Köpenick 🤔Weiß nicht mehr so genau. So ein Nest kann bis zu 2,50m Durchmesser haben.
Weshalb eigentlich stochern die amerikanischen Schauspielerinnen immer in ihrem Essen und dem Magnum-Behälter Eis rum? Warum nehmen sie die große Packung mit aufs Sofa? Es schmilzt und wenn man es wieder einfriert, bilden sich Eiskristalle. Das macht man ein mal und dann nicht mehr? Amerikanische Mysterien, nächster Teil. Nachdem ich jetzt also 2x Pancakes probiert habe, sie für ungenießbar befand und dezent in den Müll habe gleiten lassen, war nun also das Eis dran. Ich hatte weder vor, zu stochern, noch, es schmelzen zu lassen. Muss ich auch nicht, ich sehe ja nicht aus wie Meg Ryan oder Cameron Díaz und dazu wird es auch nicht mehr kommen. In den Supermärkten nimmt das ordentlich Platz ein, die Auswahl war nicht leicht und ich holte das, weil ich zwei Tage in einer Unterkunft war und eine Küche hatte mit Eisfach. Es gab keine kleinere Packung als 1,4l. Kostet aber auch "nur" 7.80$.
Und ich muss sagen, es ist wirklich gut. Und ich bin sehr kritisch bei Eis.
Ja, na ja, vielleicht nicht nur mit Eis, was Lebensmittel angeht, schon gut.
Aber man kann einen Waffelteig einfach nicht mit Wasser anrühren und in einer Maschine so farb-, geschmack- und lieblos produzieren!
Auf die Frage, warum eigentlich alles überdimensioniert ist hier, habe ich sinngemäß zwei fast identische Antworten erhalten: weil wir es können. Es sei so viel Platz da, den könne man doch nutzen. Joa. Kann man. Aber warum einen Pickup fahren, den man nicht braucht und der 20 Liter auf 60 Meilen verbraucht, wenn es auch 6l sein können?
Ich glaube nicht, dass diese Leute freiwillig auf etwas Umweltfreundlicheres umsteigen würden.
Nun, jedenfalls habe ich im Supermarkt eingekauft für zwei Tage, endlich mal wieder kochen (zu den Maccaroni Cheese-ich will nur wissen, ob die besser sind als die englischen. Aber in was für einer Welt leben wir, in der auf einer Packung Käsemakkaroni steht, "echter Käse"?! Jesusmariaundjosef!), 70€.
Es war aber noch einiges an Obst und Gemüse dabei, das ich nicht fotografiert habe. Zum Abendessen gab es leckeres Steak mit frischer Guacamole und viel Tomate.
Provolone ist übrigens stinklangweilig, fast geschmacksneutral.
Auf dem Weg:
Zum Einkommen (weil die Preise mich so umtreiben): mein Bruder Tom hat geguckt. Amis haben in 1/23 durchschnittlich 4.585$ verdient. Deutsche 4.105€. Was kein großer Unterschied ist, aber für den Durchschnitt schon üppig.
Ich bewohnte übrigens das Maisonette-Erdgeschoss eines Hauses und das kostete nur 10€ mehr als das dunkle, muffige Motelzimmer der Vornacht.
Am Montag, 23.5., genoss ich den Vorgarten mit Kaffee und Sandwich, anschließend machte ich mich wandernd auf zum Elch-Parkplatz. Kein Elch. Also zum Trillium Wasserfall durch einen Redwood-Wald. Beeindruckend, kann man gar nicht oft genug sagen. Diese Bäume sind so gigantisch und es ist unglaublich, dass die großen 40-50x so alt sind wie ich es bin. Ich kam mir vor wie Gulliver inmitten dieser Riesen.
Um die Dimensionen noch mal zu verdeutlichen, habe ich auf dem letzten Bild, das den Wurzelballenrest eines umgefallenen Baums zeigt, ein rotes Strich-Ich eingefügt, das war etwa Augenhöhe.
Inzwischen war es wunderschön und sonnig und ich beschloss, die Unterkunft zu nutzen, da sie schon so nett war. Allerdings gab es viele kleine schwarze Spinnen und Spinnen machen mich neuerdings nervös. War dennoch ein formidabler Nachmittag.
Mittags gab es eine leckere Clam Chowder, ich daddelte auf der Bank vor dem Haus vor mich hin, buchte zwei Unterkünfte für die folgenden drei Nächte und eine Walbeobachtung mit dem Boot. Kleines Boot, niedrige Bordwand, maximal sechs Leute, Grauwale. Klingt gut für mich. Und nach Tequila und Eis die dritte Sache, für die ich den Preis okay finde, 55$.
Dann war der nächste Tag, Dienstag, schon wieder da und ich fuhr gleich ab in einen State Park. Und plötzlich links und rechts von mir amerikanische Elche ohne Ende, die in der Sonne faulenzten. Pure Idylle.
Zu den heiligen Gralen des hiesigen "Essens" (konnte ich mir nicht verkneifen🤭) gehören Rippchen und Brisket. Letzteres ist das gleiche Fleisch wie wir es für Tafelspitz verwenden, ein Stück der Hüfte, von dort, wo sie in den Schwanz übergeht. Es wird 5-20 Stunden sehr langsam im Smoker oder auf dem geschlossenen Grill gegart.
Ich hatte mir auf dem Weg den Laden mit den besten Bewertungen rausgesucht und war sehr gespannt.
Auf dem Weg wechselte ich eine Staatsgrenze und war in Oregon.
Die Speisekarte beinhaltete sogar mal einen Salat! Das sieht man hier nicht oft. Kostet auch entsprechend 😆Eigentlich wird immer fettes, kohlenhydratreiches Essen ohne Nährwert angeboten.
Ich bestellte dazu Maismehlbrot, hatte ich auch noch nicht.
Das Essen kam in einem Blechnapf, das ist schon mal nicht so schön. Kein Firlefanz wie eine Scheibe Tomate. Das Brisket war super, zart, aromatisch und saftig, das Cornbread süßlich und fluffig, lecker. Die Rippchen waren nicht meins. Viel zu fettig, gingen zurück.
Nächste Anlaufstelle war eine Tanke. Sofort stand ein Tankwart da. Der erklärte mir, dass es ein State Law ist, dass man nicht selbst tanken darf. Dieses Gesetz stammt von 1947, als Tanken anscheinend noch etwas Herausforderndes war und man hat es noch nicht abgeschafft. Auch sonst stehen plötzlich weitaus mehr Verbotsschilder als in Kalifornien und die Atmosphäre ist anders. An den Straßen stehen oft Wagen der State Trooper oder Sheriffs. Und die Pickups sind zumindest gefühlt noch größer. Es gibt viele Cannabis-Shops. An der Grenze zu Kalifornien werden die Wagen kontrolliert.
Ich ging in einen Walmart, musste ich auch mal sehen. Dann landete ich im Motel, das war ziemlich gruselig. Für 81$ finde ich das, was geboten wird, schon sehr sehr teuer. Auf den Fotos sieht es gar nicht so schlimm aus, aber es roch unangenehm und atmete Trostlosigkeit und Schäbigkeit.
Ich flüchtete und verbrachte Zeit damit, mir den Umpqua Leuchtturm anzusehen (dessen Reflektorfläche innen rot ist, ich sah ihn leider nur von außen), im Ort erfolglos Restaurants abzuklappern nach einer Krabbe und endete schließlich in einem Kleinstadttanteemmaladen. Und da probierte ich die amerikanische Pizza und ein Corn Dog. Das ist ein grässliches, farbloses, wabbeliges Würstchen am Stiel mit widerlichem Maismehlmantel.
Die Pizza besteht aus dickem Boden, fettiger dünner Sauce und wenig Belag.
Also Essen können sie wirklich gar nicht. Landete beides im Müll. Ich habe mir eine Großpackung Säureblocker gekauft, ich habe ständig Sodbrennen hier, obwohl ich im Supermarkt auch Obst und Gemüse kaufe und futtere. Kaffee geht gar nicht mehr. Schmeckt hier aber auch fast nie (entweder viel zu dünn oder viel zu bitter).
Mittwoch 24. Mai
Die vielen Zeitverschiebungen haben mich echt wuschig gemacht, ich kann mir nicht mehr merken, dass Ihr neun Stunden voraus seid. Aber zu meinem 7:00 habe ich immer viele Nachrichten, freue mich und dann liege ich im Bett und chatte erstmal.
Aber dann zog es mich raus, ich frühstückte Tomaten-Käse Stulle und Obst an einem wunderschönen See, beobachtet nur von neugierigen und wunderschönen Vögeln.
In einem Ort namens Yachats pausierte ich nach einem Strandspaziergang und bekam drei Austern mit Ketchup 🤢
Tapfer probierte ich eine und..., na, das erspare ich Euch.
Es blieb bei der einen. Dann hatte ich eine kleine Clam Chowder bestellt, die war auch mies.
Wie schade, so hübsch der Laden, aber die Austern musste ich nicht bezahlen.
In Newport schaute ich durch einen Second Hand Laden, wieder nur abgetragene Lappen.
Und dann kam ich nach Depoe Bay und alles war wieder gut. Super netter Empfang, tolles kleines nachhaltiges Hotel, sehr schönes Zimmer, Balkon, Lounge mit freiem Kaffee, Wasser, Tee und Kamin, Blick auf dem Hafen, von wo aus morgen die Waltour startet. Und dann schrieb ich Blog in der Sonne und dem Wind vom Meer und die Möwen flogen an mir vorbei. Seufz. Gut.
Bei booking sollte eine weitere Nacht deutlich mehr als das doppelte kosten, 256€. Ich ging zur Managerin Julia und fragte nach, sie schaute und ich kann eine dritte Nacht so günstig bleiben. Yeeeeha!
Ich lief los Richtung Downtown und am Gemeindehaus vorbei. Zwei Frauen bastelten an einem sehr großen Irgendwas aus Immergrünen. Neugierig fragte ich, was das würde und sie erzählten, dass sie das zum Memorial Day machten.
Tragische Geschichte: in einem schweren Sturm gerieten zwei Fischer in Seenot. Zwei tapfere Männer zogen aus, sie zu retten. Die beiden starben, die Fischer überlebten.
Aus der Frage wurde ein längeres Gespräch über eine halbe Stunde; Beatrice und Beverly.
Ich zockelte weiter zu Neva's Mart, um Obst und Gemüse zu kaufen; das entpuppte sich als Tankstelle. Das nächste frische Obst kann ich in ca. 22Km Entfernung in Newport kaufen. Alter Schwede! Der Thailänder im Ort war geschlossen.
So gescheitert ging ich also wieder in einen amerikanischen Laden und bestellte ein Southern Fried Chicken Sandwich.
Das labberige, überflüssige Brötchen kam gleich mal auf den kann weg-Haufen. Das Huhn war gut, ich kratzte gierig den Coleslaw und die Gurke zusammen, der größte Teil Pommes kam zum Brötchen.
So geht das nicht weiter! Ich fuhr also noch zum Supermarkt, leidlich gesunde Dinge zu kaufen, die nicht krank machen. Ich suchte ein Brot, das nicht süß ist und fragte schließlich einen Angestellten. (Vollk)ornrot, das nicht süß ist...... 🤔 das wäre ihm noch nie aufgefallen, aber ja, ich hätte recht. Nee, gab es nicht. Also griff ich zu Tortillas, 0% added sugar. Dazu Milchprodukte, Obst, Guacamole, Tomaten, Krabben.
Ich bin gerade so zufrieden, dieses schöne Zimmer zu haben und hier drei Nächte zu verbringen.
Und morgen sehe ich hoffentlich einen Grauwal und vielleicht Orcas!!!
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