14. Juni
Am einhundertsten Tag der Reise an den Niagarafällen, was für ein netter Zufall.
Am Vortag fuhr ich etwas traurig ab von Bruce Bay, das hat mir gut gefallen. Muss man mögen, morgens in klirrender Kälte aufzuwachen, bibbernd ins Bad, den Kessel für den Tee aufsetzen und, wieder im warmen Bett, auf das Pfeifen zu warten; wie in der Kindheit. Dann das Feuer noch entfachen und derweil, auf den See schauend, an der heißen Tasse festhalten. So schön!
Ich war schon um 5:00 das erste Mal wach, weil das Licht so besonders war.

Noch ein paar Eindrücke von Hütte und Insel (und einem Fluss auf der Route). Die Boje ist 5-6m groß:
Und dann lagen 400Km vor mir, Ziel Parry Sound. Zwei Tage zuvor hat das Auto angefangen mir als Daueranzeige zu sagen, dass es eine Inspektion benötigt und nicht fahrbereit ist. Ich habe Hertz an zwei verschiedene Adressen geschrieben, keine Antwort. Also, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein und auch um mich zu beruhigen, fuhr ich über Sudburry und dort zu einer Filiale. Die Frau war super nett, guckte sich das an und meinte, wenn nicht tatsächlich etwas sei, solle ich es ignorieren. Ooookay.
Im Laufe des Tages wurde es sonnig und warm.
Auf dem Weg erlebte ich zwei Sachen, die mich beeindruckt haben.
Zum einen sind mir drei Einspänner begegnet auf dem Seitenstreifen des Highway, je zwei Frauen, ein Mann, schwarz gekleidet mit Hauben bzw. Hut; kannte ich bislang nur aus Filmen. Ich hab gegoogelt und rausgefunden, dass die kanadischen Amish in Ontario Mennoniten heißen. So sahen sie aus. Ich konnte ja schlecht anhalten um ein Foto zu machen 😬
Und dann habe ich einen Bären gesehen!!! Am Highway, ein Junges, das im Gras saß und damit oder mit etwas darin beschäftigt war, vielleicht 30m entfernt. Ich bin fast in der Leitplanke gelandet. Leider kein Foto. Zum einen war ich völlig baff, zum anderen 100Km/h schnell, und nachdem ich der Leitplanke entronnen bin, war die Situation leider schon vorbei.
Abendessen war ein Burrito, kurz vor meinem AirBnB, ein ausgebauter Scheunen-Dachboden, das schön ist (auf eine Art, die ich auf Fotos toll finde und zum Anschauen und Bewundern, aber irgendwie nicht so gemütlich) und wo ich sofort Freunde gefunden habe. Und nein, ich verrate meine Technik nicht.
15. Juni, Tag 100 meiner Weltreise! Bei Tim Hortons, klar, gab es Frühstück . Ein Steak&Egg Biscuit. Großartig. Das ist leckeres Fastfood. Ich verstehe, warum die Kanadier den Laden so klasse finden. Es wird alles frisch gemacht, der Filterkaffee alle 20min frisch gebrüht. Ich habe da noch nichts gegessen, was nicht geschmeckt hat. Es trieft nicht vor Fett. Es ist günstig.
Zu den Fällen waren es 300Km. Das war auf der zweiten Hälfte Stress, der Verkehr um Toronto ist gruselig. Sechsspurig oft, trotzdem kriechend, ein Gewirr an bis zu drei mal geteilten Ausfahrten und Kleeblättern und wenn kein Stau war, sind alle gerast und gefahren wie Sau. Die LKWs mit 2m Abstand und Lichthupe, wenn ich nur 112 statt der erlaubten 100 gefahren bin. Anstrengend.
Dann endlich an den Niagarafällen. Die kanadische Seite ist "besser", weil der Fluss von der US-Seite stürzt (in der Mitte verläuft die Grenze) und man deshalb einen schöneren Blick hat.
Die Stadt selbst ist denkbar uninteressant, heruntergekommen und hässlich. Viele Läden und Motels, deren Fenster oder Fronten mit Holzplatten zugenagelt sind.
Ich lief die Promenade ab und entschied mich dann doch, nach Kirstens Zuspruch über WhatsApp, für eine Bootsfahrt (25€), die ein ziemlicher Spaß ist. Natürlich musste ich vorne stehen und trotz pinker Tüte wurde es an einigen Stellen mehr als feucht.
Schön. Die Viktoriafälle in Zimbabwe fand ich (sind aber auch ganz anders) noch schöner.
Mit der Entfernung zum Hotel hatte ich mich etwas vertan, es waren noch mal 120Km.
Ziemlich erledigt kam ich an, der Vater der Rezeptionistin ist Berliner, aber mit drei Jahren ausgewandert worden. Sie sprach deshalb etwas Deutsch, das war mal nett.
Paris ist eine unerwartet hübsche Kleinstadt, die ich nur deshalb ausgesucht habe, weil das Hotel, so weit von den Fällen/Toronto entfernt, halbwegs bezahlbar war.
Die Zimmer sind thematisch eingerichtet, ich bin in Leonhard Cohen. Der ist nicht 100% meins, aber es ist hübsch und angenehm, die Bilder und Fotografien gefallen mir.
Im Restaurant des Hotels waren sie ganz erstaunt, was für leckere Sachen sie laut den Angaben in Maps anbieten. Das tatsächliche Angebot waren, Überraschung, Pommes, Nachos, Burger, Pizza.
Ich ertrage das nicht mehr lange. Widerlich, wenn es jeden Tag nur das gibt. Null Esskultur.
Imbisse werden als Restaurant bezeichnet. Drive-Thrus. Foodtrucks. Die verstehen wirklich überhaupt nicht was ich meine, wenn ich sage, dass ich richtige Nahrung will und kein Fastfood.
Also suchte ich wieder, weil ich heute wenigstens mal etwas "Richtiges" essen wollte; und in schöner Atmosphäre. Und wurde fündig! Kismet!
Das Juniper war nur 500m Fußweg entfernt, also war auch mal ein Wein drin.
Endlich mal ein hübscher Laden, eine schöne kleine Karte.
Ich bestellte drei Austern als Amuse-Bouche und dazu ein kleines Glas Pinot Grigio.
Als Vorspeise Jakobsmuscheln mit Schweinebauch und Miso-Karamell. Das Hauptgericht war Kabeljau auf Mais-Chowder mit Speck.
Zu den sehr guten Austern von der Ostküste gab es eine köstliche Himbeer-Vinaigrette und frisch geriebenen Meerrettich, das war erstaunlich gut.
Die Muscheln und der Schweinebauch: wow. Insbesondere das Schwein. Die butterzarten kleinen Würfel waren wie ein Krustenbraten en miniature. Wenig Fett, sehr aromatisch, knackige Kruste. Köstlich. Dazu die dezente Sauce, die beides trefflich abrundete. Die Jakobsmuscheln waren auf den Punkt gebraten und einfach gut. Eine Portion, die ich als Hauptgericht bezeichnet hätte, nicht als Starter.
Danach war ich satt und zufrieden. Aber ich hatte ja leider schon bestellt...🙈
Der Kabeljau (oder Dorsch, ist der gleiche Fisch, nur eine andere Bezeichnung, allerdings wird der Fisch aus der Ostsee und wenn er jung ist üblicherweise Dorsch genannt) war super zart und, auf der Haut gebraten, ebenfalls auf den Punkt gegart. Noch besser aber war die cremige, samtige Mais-Chowder. So etwas Gutes! Comfort food pur. Darin badeten genüsslich kleine, junge, festkochende, in Scheiben geschnittene Kartoffeln in zartester Schale. Der grüne Spargel war schön knackig. Die Kresse war ambitioniert aber unpassend.
Das habe ich nicht geschafft, unmöglich, und deshalb ein Doggy-Bag bekommen.
Ich brauchte danach einen Espresso und mit der Bedienung einigte ich mich auf ein winziges Stück Schoko-Tarte. Ich sagte, so groß wie eine Praline, nur zum Abrunden. Es kam ein halbes Stück, auch das landete im Karton.
Nun liege ich kugelrund auf dem Bett und schaue, was es morgen auf der Strecke Interessantes gibt.
Huhu, eine badende Kartoffel fehlte bisher in meinem Wortschatz :-)
Liebe Tina 😍WOW 😀was für traumhaft schöne Aufnahmen 💦💦💦 und das Essen 😋😋😀.. ich hab immer Hunger wenn ich hier bin 😂🤗.. ich denke an dich ❤️und liebe Grüße zu dir Bussi 😘Dagmar 😍
Toll die Fälle... ich mag Wasserfälle... habe aber noch nie so breite gesehen...
Die Bilder vom Essen haben mir das Wasser im Mund zusammen laufen lassen...
Noch viele schöne Erlebnisse...🌞☀️Gruß Donata 💕❤️