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🇬🇧 🇪🇸 Kulturschock, Tage 74&75

Autorenbild: Charlotte TinaCharlotte Tina

Aktualisiert: 16. Sept. 2022

74, Mittwoch

Ich dachte, Plymouth hätte etwas zu bieten. Fehlanzeige, eine selten hässliche Stadt. Wieder ein Kandidat für eine Städtepartnerschaft mit Mannheim. Oder meinetwegen auch Bielefeld. Nachdem ich das Elend vom Auto aus betrachtet hatte, eine gute halbe Stunde, fuhr ich in das Shoppingcenter. Yep. Parkhaus. Übrigens cool: bei der Ein- und Ausfahrt wird das Nummernschild elektronisch ausgelesen, am Automaten gibt man sein Kennzeichen ein, zahlt und fährt entspannt raus. Besonders angenehm, wenn man links sitzt und nicht aussteigen muss um in Rekordzeit ins Auto zurück zu hechten über die Kühlerhaube, bevor die Schranke wieder runter geht. Hatte ich zweimal.

Dann bekam ich die Hälfte der Dinge, die ich haben wollte. Ein anklippbares Tele für das Handy aber wieder nirgends, bei Apple waren sie geradezu entrüstet über die Frage.

Und dann zur Fähre, waaaarten. Ein riesiges Gerät. Zehn Reihen Autos parallel, von zehn Etagen insgesamt drei für Fahrzeuge. Meine Kabine fand ich super.

Auf dem obersten Deck war ich dann eine Weile.

British Ferries ist eine französische Firma, deshalb nur französisches Personal.

Ich kam am Spa vorbei und sah, dass Maniküre angeboten wurde. Da meine Hände mittlerweile etwas mitgenommen aussahen, machte ich einen Termin aus und statt des von mir präferierten farblosen Lacks sprangen drei Damen dort sogleich meinem Bruder und Claudia zur Seite, dass ich ein sattes Rot nehmen solle. So geschehen.


Ich sah ein kleines bisschen Rücken eines Wals und seine Fontäne beim Abtauchen. Es soll nicht sein? Ich finde meinen Wal schon, auch, wenn ich nicht einbeinig bin.

Da ich Hoffnung hatte, dass bei französischer Besatzung das Essen mal schmecken könnte, nahm ich das Abendessen im Restaurant ein in netter Nachbarschaft von Sally und John aus Schottland. Meine Annahme, das Schiff sei voller Rentner, die den Winter im Süden verbringen, war übrigens zutreffend.

Kurz: enttäuschend. Die Garnelen völlig überkocht und dadurch schon zäh. Der Truthahn so trocken, dass ich ihn tatsächlich nicht schlucken konnte. Das Ratatouille hätte durch Salz gewonnen, war aber okay. Die mini Tarte Citron war in Ordnung, aber auch nicht besonders. Kostenpunkt mit Getränk 22,45€


75, Donnerstag

Die Fährpassage war erfreulich ruhig. Santander erreichten wir gegen 15:00. Was soll ich sagen? Mannheim?

Seltsamerweise fiel es mir weitaus schwerer, wieder rechts zu fahren als vorher, mich auf links einzustellen.


Das Hotel empfinde ich als spooky und laut, ist aber sauber und für nur 27€ einfach spottbillig.

Ich fuhr zum nächsten Strand, weil ich unbedingt ins Wasser wollte und quatschte mit einigen Leuten wieder ein bisschen, die Spanier werden schnell viel neugieriger als die Nordländer.

Dann fuhr ich zu einem kleinen Restaurant mit Spitzenbewertungen, Küche leider erst wieder ab 20:30; aber Manuela, die da arbeitet, war so nett und der Blick so wunderschön, dass ich reservierte. Als ich wiederkam, hatte ich den Tisch in der Mitte des Fensters, direkt davor. Der schönste Platz. Und ich kann Euch sagen, dass das ganz wunderbar war, weil sonst immer gern probiert wird, mich ans Klo oder in die dunkelste Ecke zu setzen. Ich wehre mich mittlerweile und frage, ob es nicht einen besseren Platz gibt und das klappt dann auch immer.

Zunächst wählte ich frische gegrillte Jakobsmuscheln. Ein Kracher. Zart und köstlich, in einen Hauch Olivenöl und frischen Zitronensaft gebettet. Neun Stück!

Dann folgte Squid, also Tintenfisch, auch vom Grill mit Zwiebeln und frittierten Kartoffelstücken. Ebenfalls zart und sehr lecker. In diesem Fall musste selbstredend ein Nachtisch sein, ein Käsekuchen aus Quark der Region. Super. Cremig und mit einem ganz feinen Aroma, ohne fett zu sein. Mit einer großen Fanta bezahlte ich 37,10€, wofür ich in Berlin vielleicht gerade mal die rohen Jakobsmuscheln bekäme, aber dann nicht in dieser Qualität. In dem kleinen Laden war die Hölle los. Alle redeten, aßen, sprachen über das Essen (ich liebe das ja), kosteten von allem, was auf den Tisch kam, hatten Spaß am Essen. Auch wenn ich da alleine saß, war es schön, auch weil Manuela jeden Gang mit mir besprach und sagte, was sie und weshalb nehmen würde.

Eine klare Empfehlung! Nicht von der äußerlichen Unscheinbarkeit täuschen lassen.

Der Unterschied in fast allen Bereichen des Lebens zu den zuvor bereisten Ländern ist schon enorm und das Wort Kulturschock kommt in dieser Situation voll zum Tragen. Es ist eine andere Welt, da muss ich mich erst einmal drauf einstellen zwei, drei Tage. Die Engländer sind ja schon sehr übertrieben aufgesetzt höflich, macht das Miteinander aber einfacher. In Spanien wird man schnell angepampt.

5 Comments

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Guest
Sep 17, 2022

Im Land des feurigen Temperamentes, des Flamenco - da MUSS es einfach roter Nagellack sein! Das Restaurant mit Manuela klingt sehr lecker! Und auch sehr nach südländischem Lebensgefühl-schön!

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Guest
Sep 16, 2022

Toll, wie du das spanische Lebensgefühl beim Essen beschreibst.

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
Sep 16, 2022
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Dankeschön, Bruderherz 😊

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Pavel Richter
Pavel Richter
Sep 16, 2022

Nicht Du findest Deinen Wal - Dein Wal findet Dich.

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
Sep 16, 2022
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😂🤔

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