So wirklich weg wollte ich nicht aus San Francisco, ich suchte mir einen netten Coffee Shop an einer Ecke, setzte mich auf die Stufen (in Japan absolut undenkbar; bin ich froh, da weg zu sein!!!) und schaute Leuten bei ihrem Alltag zu.
Viele Hunde gingen Gassi mit ihren Menschen, Kinder wurden zur Schule gebracht, Schulbusse waren unterwegs, Frauen eilten zum Yoga, schnell ein Kaffee auf dem Weg zur Arbeit. Touristen begannen, auszuströmen. Wie bei uns halt.
Über die Golden Gate Bridge bin ich schließlich raus aus der Stadt gefahren, an Sausalito vorbei, sehr hübsch, sehr gepflegt, sehr viel Kohle.
Zurück auf den Highway 1 und über den Tag kam eine angenehme Entspannung, die Landschaft war wunderschön, das Fahren leicht.
An einer Stelle, an der außer einem Haus mit nicht einsehbarem Hof nichts zu sehen war, standen ungewöhnlich viele Autos. Ich drehte neugierig um, mein Schlemmerradar schlug aus, und es entpuppte sich als Austern-Händler mit kleinem Outdoor-Café. Ich kam nett ins Gespräch mit einer Amerikanerin (Trinkgeld war wieder der Aufhänger.....) und probierte um 11:00 ein halbes Dutzend meiner Lieblingsmuscheln zum Frühstück. Sehr lecker. Mit fein geschnittenen Schalotten und Koriander, die ich aus dem Essig gefischt habe. Super frisch, ich sah ja zu, wie die Morgenernte ausgeladen und gewaschen wurde.
Ich fuhr weit, weil ich nicht 200€ aufwärts für eine Übernachtung zahlen wollte und landete in Mendocino (wo im Juni das dortige Filmfestival stattfindet). Für 108€ hatte ich ein dunkles, muffiges Zimmer ohne Bad, schön war es nicht. Nebenan war eine Kneipe und unter meinem Fenster standen die Raucher. Lautes, betrunkenes Gequatsche und Musik bis spät. Aber das Haus ist von 1872 und diese Tatsache vermittelt ein wenig theoretischen Charme, der ihm, genau wie dem Personal, ansonsten fehlt.
Auf dem Weg habe ich im Supermarkt Brot und Belag gekauft, weil ich an einer Stelle mal sparen wollte. Das bisschen Zeug, Stullen für zwei Tage, hat 33€ gekostet.
Interessant fand ich, dass es hier halbe Flaschen Spirituosen gibt. Ich hab aus Neugier nach Tequila geguckt. Einer, den ich zu Hause schon mal gekauft habe, kostet hier knapp die Hälfte.
Es gab im Supermarkt diese Handpressen, die ich bei uns noch nie gesehen habe. Eine davon reist mit nach Hause. Und da es so kleine Flaschen gab, besorgte ich auch noch Margarita-Zutaten. Sobald ich mal an Eis komme abends, mixe ich mir eine leckere😎
Am Samstag, 20. Mai, zockelte ich sehr langsam weiter und nahm die Mammutbäume ins Visier. Auf dem Weg hielt ich an einem Kaffee/Bäcker Drive Thru und holte mir einen richtig schlechten Kaffee und einen guten Muffin.
Die Natur Kaliforniens ist wirklich sehr schön. Ein erster ernst zu nehmender Rivale für Norwegen, Neuseeland und Irland.
An der Küste hier wachsen diese riesigen und uralten Redwoods. Die Bäume werden, bei einem Durchmesser am Boden von bis zu sieben Metern, bis zu 115m hoch. Wenn man davor steht bzw. durch einen Wald voll fährt kommt es einem ganz unwirklich vor. "Eintritt" zum Baum: 15$.
Alle fuhren durch, aber ich parkte und lief hindurch, ich wollte ihn richtig sehen und anfassen. Und die Spiegel am Mietwagen belassen.
Ich hatte im Souvenirshop Postkarten gekauft, nach Europa braucht es besondere Marken. An der nächsten Post hielt ich, der Tatsache nicht gewahr, dass Samstag war. Eine völlig abgemagerte Frau mit langen grauen, strähnigen Haaren und sehr zerknitterter und nicht optimal gesäuberter Kleidung sprach mich an, ob sie mir helfen könne. Sie entpuppte sich als die Managerin der Filiale und hat mir netterweise am Schließtag geöffnet und welche verkauft. Und ich war so vorurteilsvoll, dass ich misstrauisch war. Wieder mal eine Situation zum schämen. Ein älterer Mann sprach mich an, der gerade seine Post aus seinem Postfach abholte, seine Mutter war Deutsche aus der Nähe von München, sie ist 1938 ausgewandert, er hat aber all sein Deutsch vergessen.
Die Leute hier haben Smalltalk wirklich gut drauf. Es ist immer unverkrampft, ehrlich interessiert, nie zu kurz, um nur ein Spruch, nie zu lang, um lästig zu sein. Sehr freundlich, sehr positiv, ein echter kleiner Austausch. Das macht Spaß.
Dann fuhr ich die Avenue of the Giants. Über viele Kilometer (es waren mindestens 50, aber diese Wälder ziehen sich durch ganz Kalifornien) führt die Straße durch Nationalwälder mit Redwoods. Beeindruckend. Diese Bäume wachsen dort seit bis zu 2.400 Jahren! Unvorstellbar. Ich bin ein Fliegenschiss 🥺
Ihr auch! 😉
In Fortuna checkte ich im Best Western ein. Das bekam ich für 155$, billiger war nichts zu finden. AirBnB ist meist noch teurer.
Es gab keine Unterkunft bislang, in der ich mich wohl gefühlt hätte. Alle dunkel und/oder ungemütlich. Und meistens verwenden sie Raumspray, da könnte ich ja gleich immer erst mal strahlweise....
Aber! sie haben hier einen Eisautomaten. Da ich das in amerikanischen Serien und Filmen immer sehe (und mich frage, wofür man so dringend ständig verfügbar kübelweise Eis benötigt; die Frage ist noch unbeantwortet) dachte ich, die gäbe es überall. Das musste ich gleich probieren, aus diesem Anlass gab es eine winzige Margarita. Ansonsten Blog schreiben und Netflix.
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