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🇯🇵 Kitaibaraki & Abreise. Tage 65-68

Autorenbild: Charlotte TinaCharlotte Tina

Am Freitag, 12. Mai, nahm ich in Nikko noch ein kleines Frühstück zu mir, das köstlich war. Insbesondere die Algen mit Sesam, die Makrele und der Salat mit Nussdressing. Ich habe nach dem Rezept gefragt, so gut war das. Überraschung! Es war ein Fertigdressing😂 Gibt es bei uns leider nicht, schon geguckt. Dann eben selber machen.

Und dann machte ich mich gemütlich und mit Unwegen, um etwas vom Nationalpark Nikko zu sehen, auf den Weg. Noch ein paar Eigenheiten Japans: es gibt so gut wie keine Mülleimer, was dann irgendwann im Auto auch nicht mehr so schön ist. Und es gibt fast nie Bänke. Wirklich seltsam, man kann sich einfach nirgends mal hinsetzen, ausruhen, den Blick genießen....

Die Kombinis (hier Combini) die in den Büchern Haruki Murakamis immer wieder auftauchen und in einem auch eine Hauptrolle spielen, sind übrigens die Convenience Stores.


Noch etwas sehr Seltsames ist, dass hier so gut wie keine Tiere zu sehen sind. Ich meine, nicht nur kaum Hunde, drei Katzen in drei Wochen, zwei Ziegen, eine Handvoll Hühner und etwa zehn Kühe-keine Haustiere, keine Nutztiere sind zu sehen. Wo sind die? Das macht die Atmosphäre nicht besser.

Und fast alle Menschen tragen weiterhin überall Maske. Sehr viele allein im Auto, sehr viele allein irgendwo draußen. Erstaunlich. Sie müssen nicht mehr seit einem Monat.


Im Wasser am Ufer des Chuzenji Sees standen die Angler dicht an dicht.

Ich fuhr durch gefühlt unendliche Reisfelder, es wird immer noch gepflanzt. Häufig per Hand, aber auch mit Traktoren.

Mein letzter Halt in Japan ist der Küstenort Kitaibaraki. Ich habe wegen der Bronchitis momentan keine Energie mehr, hin und her zu reisen. Das Hotel hat einen Rooftop-Onsen und liegt direkt am Meer. Nicht so weit von Fukushima: 73Km 😬 Der Blick aufs Meer ist wunderschön, hin zu kommen eher eine Herausforderung, wie jeder Versuch in Japan, einfach in die Natur zu gehen.


Fast alles hier im Land ist alt und abgewrackt, abgeplatzt und fleckig. Zäune, Leitplanken, Häuser, Hallen, Nebenstraßen, Mauern, Sportplätze, Unterkünfte..... usw. Überall ist Rost und Lieblosigkeit und Vernachlässigung. Es kommt mir auch so vor, als würde ich wesentlich mehr alte als junge Menschen sehen. Habe gerade mal geguckt, mein Eindruck ist ganz richtig-Japan hat die älteste Bevölkerung der Welt.

Es ist mir ein Rätsel, wie eine so starre, rechts-konservative Bevölkerung den Ruf haben kann, fortschrittlich und innovativ zu sein. Auch das habe ich gerade nachgelesen. Die drei stärksten Parteien der letzten Wahlen sind rechts-national.


Hinter dem Hotel ist eine große Straße, davon bekommt man aber vorne raus nichts mit, man muss halt zusehen, der Hässlichkeit nicht zu oft zu begegnen. Es gibt eine richtig schöne und gemütliche Lounge. Mein Zimmer hat einen kleinen Balkon und links über dem Pazifik geht die Sonne auf.

Als ich von einem Spaziergang zurück kam, hielt der Aufzug und ein Japaner wollte nicht zu mir einsteigen. As usual. Das ist fast überall so. Davon habe ich jetzt genug, das ist schon belastend.


Samstag, 13. Mai

Im Hotel ist ein schwedischer Journalist, Thomas Wederus aus dem schönen Stockholm, zum vierten Mal hier. Er wandert von Tokio nach Hokkaido. Zum einen will er einen Artikel über Fukushima schreiben, die Japaner wollen nämlich eine Million Tonnen (!) radioaktives Wasser ins Meer leiten und behaupten, das sei gar nicht schlimm, zum anderen über ein japanisches Dorf auf der Nordinsel, das komplett aus Schwedenhäusern besteht und in dem nur Japaner leben; diese zelebrieren auch midsommar. Wie er vermutet, ohne dass einer das jemals in Schweden miterlebt hat😂Schräg.

Wir saßen zusammen beim Frühstück, dann wanderte er los und ich verbrachte 1,5h damit (mit dem Auto), drei Briefmarken zu kaufen.

Mittags gab es sehr gute Sushi mit Lachsbauch und -filet aus dem Supermarkt, für später habe ich Obst und eine mit heißem Wasser aufzugießende Suppe, das wird nach einem Spaziergang am Meer bei dem Wetter hoffentlich dafür sorgen, dass meine sich langsam bessernde Bronchitis es sich nicht wieder anders überlegt.

Abendessen im Hotel ist daran gescheitert, dass ich nicht vorweg gebucht habe. Wir hatten vor Ort zwei unendlich frustrierende Diskussionen über Translate. So viel Unflexibilität ist mir noch nicht begegnet. Manche Dinge machen sie einfach aus Prinzip nicht. Nicht, weil es nicht ginge, sondern weil es irgendwie vom vorgesehenen Pfad abweicht.

Das wären alles die geborenen Projektmanager🤣


Ich sah den optisch perfekten Wagen für Daggi und einen kleinen Dussel, der das mit den Gezeiten nicht verstanden hatte.

Im Hotel gibt es Ohrstöpsel an der Rezeption. Viele Japaner fühlen sich gestört vom Geräusch der Brandung. Steht auch oft in den Rezensionen. Ich selbst finde das ja herrlich, war ein Kriterium für den Laden.

Aber klar, lästig, dieser Pazifik.


Es war schön, mal wieder etwas länger mit jemandem zu sprechen, dessen Englisch zudem so viel besser war als meins. Thomas erzählte außerdem von einer Fabrik in Medellín in Kolumbien, in der Millionen von Stechmücken gezüchtet werden, die durch Infiltration mit Bakterien fast resistent gegen Dengue-Fieber sind und die die natürlichen Populationen übernehmen sollen. Ein nicht unkritisch betrachtetes Projekt mit Bill Gates als Geldgeber.

In kürzester Zeit so viele interessante Themen. Was für ein Ärger, dass mir so ein Mann nicht 20 Jahre früher begegnet ist. Und schreiben kann er auch noch gut.


Es regnete weiter, also machte ich eine grobe Zeitplanung für die USA und Kanada, fragte bei der Reederei an, ob es nicht ein Angebot gibt für die Transatlantik-Überquerung und las.

Ich will nicht mehr sooo lange unterwegs sein; ich habe Heimweh und es brennt mir etwas unter den Nägeln, dass ich mir mal wieder eine Arbeit suchen muss.


Eins noch in eigener Sache. Weil alles andere hier ja nicht in eigener Sache ist. Ihr wisst ja seit Wochen gut über mein Leben Bescheid und natürlich schreiben wir uns auch oder telefonieren ggf. mal, aber trotzdem ist das etwas einseitig. Ich freue mich auch sehr über Fotos und Statusmeldungen aus Eurem Leben!!!! Ich bin ja nicht aus der Welt und hab schon häufiger mal Heimweh. Selfies tun es auch😉 Oder Bilder aus dem Alltag oder Essen....


Am Mittwoch, 10. Mai, habe ich in der Kizuna Lodge im Hakuba-Tal übrigens das erste Erdbeben meines Lebens erlebt. Ich lag, es war morgens, noch im Bett, da wackelte plötzlich alles ganz kurz.

Ich dachte, ich hätte mir das eingebildet, aber Thomas fragte mich, ob ich es auch erlebt hätte, also war es real. Wow!


Japan war eine sehr interessante Erfahrung, die ich nicht missen will. Tokio hat mich drei Tage geradezu elektrisiert, aber dann war auch gut. Alles andere habe ich verteilt schon geschrieben; das Land wird mich nicht wieder sehen.


Sonntag

habe ich den Mietwagen in LA gebucht und in der Nacht vorher die Transatlantik-Passage. Das wird eine einmalige Sache, das ist ein Traum von mir. In Amerika muss ich noch ein oder zwei Kleider auftreiben und ein Paar eleganter Schuhe; zum Dinner ist Abendgarderobe erwünscht, ansonsten wird man gebeten, im Buffetrestaurant zu dinieren, das will ich natürlich nicht. Darauf freue ich mich!!!


Ich fuhr zu einem Fischmarkt, weil ich mir das mal ansehen wollte und neugierig war, ob ich wohl mal Abalone probieren könnte oder doch noch eine Auster. Das war wenig begeisternd.

Im Restaurant nebenan nahm ich Platz, die üblichen schrägen Blicke, dann war alles, was ich essen wollte, nicht zu haben. Also ging ich wieder, zum nächsten Supermarkt. Da deckte ich mich ein mit Verpflegung für den Tag, ich hatte keine Lust mehr.

An der Kasse stand ein altes Paar vor mir. Er glotzte mich an. Aber wirklich. Ich glotzte zurück. Er lief langsam um mich herum und musterte mich abfällig von oben nach unten. Das war geradezu bizarr. Ich war fassungslos. Noch 26 Stunden!


Im Hotel setze ich mich in die Lounge und plante mal die Routen und Termine für die USA und Kanada durch, bei drei Mietwagen und zwei Grenzübertritten und dem fixen Abfahrtstermin des Schiffs in New York war das dringend nötig. Wird sich alles ausgehen, stellte ich nach gut zwei Stunden fest. Ich fahre natürlich viel und werde nicht alles sehen, was man sehen könnte. Will ich aber auch gar nicht.

Mietwagen in Kanada sollten absurd teuer sein, um die 2.200€ Minimum für drei Wochen. Als ADAC-Mitglied hingegen etwa 1.200€. Hmmmm. Da habe ich flugs meine vor kurzem gekündigte Premium-Mitgliedschaft für 139€ erneuert und, grob gerechnet, so erfreuliche 900€ gespart. Buche ich dann aus den USA.

Beim ersten Schauen nach Unterkünften fiel ich darauf rein, dass Steuern und Gebühren seltsamerweise extra drauf gerechnet werden. New York ist ja abartig teuer! Vier Nächte für 600€ im Schlafsaal?!?! Wahnsinn. Hat jemand einen Tipp für mich?

In LA buchte ich nach langer Suche ein AirBnB für 80€ und bezahlte. Nach 20min kam eine Nachforderung über 70€. What?! Wieder storniert, wie unseriös. Dann eine andere Unterkunft in Ventura, 150Km entfernt. Die will für den Check in um 12:00 statt 15:00 extra 25$. Ich bin noch nicht mal dort und doch schon etwas abgegessen....


Am Montag war ich mit Sonnenaufgang um 4:20 wach. Ich lag noch etwas, machte mich aber um 6:30 auf den Weg, war um 9:00 nach 130Km durch mit dem Auto, hatte 181€ Maut bezahlt 😱 und zehn Minuten später war ich viel viel zu früh am Flughafen. Ich habe zwar tatsächlich ein Nagelstudio gefunden, aber die wollen 72€🤣Nee, lasst mal. Die Passmo-Karte kann man entweder am Automaten zurück geben oder beim Mann im Häuschen an der U-Bahn, bei mir waren es nur die 500¥ Pfand.

Von meinen allerletzten Yen konnte ich mir noch eine Ramen zum Frühstück kaufen, 24¥ sind übrig, perfekt 👌 Lustigerweise war das die mit Abstand beste, die ich in Japan hatte, schön.

So, jetzt lese ich ein paar Stunden, es ist 10:15, um 11:40 kann ich das Gepäck aufgeben und einchecken, um 14:40 geht der Flieger mit meinem dann ordentlich sedierten Geist und Körper. Der Flug dauert 9h45, wir kommen aber morgen um 8:45 an.

Wir lesen uns in Amerika. Auf ins nächste Abenteuer!


PS@Britta:

Am Flughafen habe ich dann mal die grauen Telefone gesehen für internationale Anrufe. Aber dann wäre ich nicht so froh gewesen, dass Du mir geholfen hast 😉



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Misafir
15 May 2023

Liebe Tina 😘ich freue mich auf weitere Berichte und Bilder 🇺🇸du schreibst so traumhaft 🤓.. liebe Grüße von mir Dagmar 😘❤️

Beğen
Charlotte Tina
Charlotte Tina
15 May 2023
Şu kişiye cevap veriliyor:

Schmeichlerin😂Dankeschön 😘

Beğen

Misafir
15 May 2023

Gerne immer wieder, der neue Kontinent ist zeitlich auch besser gelegen 😉

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Charlotte Tina
Charlotte Tina
15 May 2023
Şu kişiye cevap veriliyor:

😂😍

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