Am 2. Januar 2023 habe ich Karin, die aus Linz zu Besuch war, mit Balu zu seiner letzten (oder vorletzten, miaou) Tour aus Oberschöneweide abgeholt und bin mit ihr nach Hamburg gedüst.
Auf der Fleetinsel stiegen wir im schön gelegenen Motel One neben der Feuerwache ab und liefen gleich ans Wasser. Bei milder Temperatur spazierten wir durch die Speicherstadt, deren Fundament auf 3,5 Mio (!) Eichenpfählen ruht, schnupperten in nette Läden wie die, allerdings völlig überlaufene, Kaffeerösterei hinein, genossen die leichte Brise und die maritime Atmosphäre.
Um 18:30 gelangten wir dann über eine laaaange Fahrtreppe, die auch in London sein könnte, auf die Plaza der Elbphilharmonie, die, wie wir finden, ein sagenhaft schöner Bau ist, bewunderten das Hamburger Lichtermeer im Dunkeln, den tollen Blick auf die Elbe und die Architektur. Die Plaza ist ein komplett umlaufender, offener Gang auf halber Höhe des Gebäudes und ein Foyer zu den Sälen und dem Hotel, die auch ohne Konzertkarte gegen einen Obolus von 2€ begangen werden kann.
Über eine schön geschwungene hölzerne Treppe dann ging es zu den Foyers und dem Großen Saal zum Cellokonzert der Berliner Philharmoniker.
Schön da, aber die Berliner Philharmonie finde ich innen hübscher. Gebaut sind sie ganz ähnlich, auch von außen sind Parallelen zu sehen, wenngleich die spektakuläre Lage an der Wasserkante Hamburg natürlich einen dicken Pluspunkt als USP gibt, und die Tatsache, dass die Philharmonie auf ein altes Gebäude aufgesetzt wurde.
Aber innen sind sowohl Foyers als auch Saal gelungener zu Hause. Ehrlich!
Dazu fällt mir eine charmant-freche Werbung eines anderen Bundeslandes auf Berliner Doppeldeckern ein.
Die Weinberg-Architektur sorgt für eine großartige Akustik, es ist wohl kein Sitz weiter als 30m vom Dirigentenplatz entfernt.
Die Darbietung war gut besucht, aber nicht ausverkauft. Da die Baukosten sich (woher kennen wir das nur?) vom ursprünglichen Budget von 70 Mio auf 780 Mio erhöht haben, muss das offensichtlich über die Ticketpreise wieder rein kommen, o là là..... Aber ich wollte soooo gerne mal in die Elphi und Karin auch; und es hat sich gelohnt!
Den ersten Teil fand ich grauslich, sicher prima gespielt, aber mit Dissonanzen kann man mich aus dem Saal jagen. Der zweite Teil war größtenteils gut, die drei Zugaben dann richtig toll. Karin fand alles gut oder zumindest hinreichend interessant.
Musikalisch ein Potpourri aus eigens für die seit 50 Jahren bestehende Gruppe geschriebenen Stücken, Arrangements bekannter Lieder wie das wunderbar und witzig interpretierte Lied vom Tod von Ennio Morricone über Gershwin, Verdi und französisch Beschwingtes.
3.1.2023
Am nächsten Morgen spazierten wir zum Michel (Norddeutschlands älteste Barockkirche und eigentliches Wahrzeichen der Freien und Hansestadt) und waren als erste drin. Ich bin keine große Freundin von Kirchen, aber die ist wirklich schön, was auch an den klaren Fenstern liegt und dem dadurch lichtdurchfluteten Raum, und sie hat, wie Karin irritiert feststellte, einen eher quadratischen Grundriss. Tatsächlich hat dieser die Form eines Kreuzes.
Dann spazierten wir durch schmale Gassen und landeten in einem puppenstubenartigen Café zum kleinen Frühstück im Schaufenster.
Im Anschluss machten wir eine eigentlich informative Hafenrundfahrt bei schönstem Wetter. Einzig der 29jährige Schiffer in Ausbildung, der die Informationen zum Besten gab, tat dies bedauerlich negativ und abfällig, ein Wermutstropfen (also vielleicht die Bettina Ehlers der gleichnamigen Reederei nicht unbedingt buchen, gibt ja mehr als genug Auswahl an den Landungsbrücken). Er selbst fand sich witzig; ich habe ihm Rückmeldung gegeben, die er nicht fassen konnte.
Karin machte während unseres Aufenthaltes viele sehr schöne Fotos, einige hier sind ihre.
So voller Eindrücke promenierten wir noch an der Elbe entlang Richtung Altona und ich gönnte mir als Wegzehrung ein leckeres Matjes-Brötchen. Beim Genuss desselben fragte ich mich, weshalb unser Vater, 1931 dort geboren, nie nach Hamburg zurück wollte; leider zu spät, ihn das zu fragen. Ich hätte aber also auch ein Hamburger Deern (so nannte mich mein Hamburger Onkel Klaus manchmal) werden können....
Bei einem Supermarkt musste ich noch 2Kg meiner Lieblingsäpfel Holsteiner Cox einsammeln, die aus dem Alten Land kommen, dann ging es wieder heimwärts.
Schön wars! Endlich mal wieder unterwegs! Und in so netter Begleitung zu sein, gemeinsam zu erleben und sich austauschen zu können, war auch eine schöne Abwechslung.

Was für ein wundervoller Ausflug nach Hamburg, was für eine gelungene Überraschung! Ich bin immer noch ganz gerührt ❤️ Karin