Dörthe kam aus Düsseldorf angereist, yeehaaa! Da sie kürzlich Geburtstag hatte und wir uns leider selten sehen, was natürlich ein schönes Essen rechtfertigt, habe ich einen Tisch im mit einem Michelin Stern ausgezeichneten vegetarischen Restaurant Cookies Cream in der Behrenstraße reserviert.
Im hintersten Hinterhof, recht versteckt gelegen hinter den Mülltonnen des Westin Grand, bietet es im ersten Stock ein Menü mit 5-7 Gängen an im Wechsel der Jahreszeiten, sowie einige Signature Dishes, von denen insbesondere das Onsen-Ei mit Algenkaviar und die Parmesanknödel in den veröffentlichten Besprechungen immer wieder Erwähnung finden.
Im Eingangsbereich befindet sich eine kleine Bar als Wartebereich, man wird von dort abgeholt und zu seinem Tisch geleitet.
Der Gastraum ist übersichtlich und gemütlich, der Service ausgesprochen freundlich und aufmerksam.
Es gibt auch eine Weinbegleitung, aber da wir beide sehr wenig Alkohol trinken, fiel die Wahl lediglich auf ein 0,1l Glas Weißen vorweg und ansonsten Wasser. Unsere Kellnerin ließ uns vier Weine kosten.
Wir entschieden uns beide für das 5-Gänge Menü (fett gedruckt), Dörthe tauschte aber die Paprika gegen die Navette (Rübchen); beide wählten wir zusätzlich ein Signature Dish: Dörthe die Parmesanknödel, ich das Onsen-Ei mit Algenkaviar.
Vorweg kam leicht angebranntes Baguette mit leckerer Lauchbutter (mit dieser Ansicht saß ich aber allein am Tisch) und geräuchertem Salz auf den Tisch.
Wie es in solchen Restaurants derzeit en vogue ist, geizt die Karte mit einer Beschreibung und zählt nur die wesentlichen Zutaten auf. Beim Servieren dann wird ausführlich erklärt, was man vor sich sieht.
Der erste Gang enttäuschte uns beide. Die allerdings wunderschön angerichtete Kartoffel-Ceviche war zu sauer, zu Sellerie lastig, zu zäh die fast rohe Kartoffel. Dörthe ließ ihren Teller halb geleert zurück gehen.
Ich verstehe nicht, weshalb es Ceviche heißt. Ceviche bezeichnet Fisch, der durch Zugabe von Säure gegart wird, das Eiweiß wird sozusagen kalt gekocht. Das funktioniert doch eher nicht mit einem derart stärkehaltigen Gemüse?🤔
Meine Kombination aus Paprika war sehr interessant und lecker. In der Mitte ein Sorbet, als Basis ein Tartar, Sauce, Knusperoblate und Pulver, alles Paprika.
Dörthes Rübchenscheibe war geräuchert und deliziös. Die Sauce dazu war mäßig interessant, die samtige Olivencreme sehr gut und eine ungewöhnliche Idee.
Dann folgte eine Zucchini-Variation. Ein Stück überzogen mit Tahin, fand ich sehr lecker, eine kleine Zucchiniblüte war gefüllt mit gehackten Pfifferlingen, geschmacklich und von der Konsistenz her (zu weich) weniger überzeugend. Die Miso-Butter etwas zu salzig und nicht optimal zum Tahin.
Das dauerte alles ziemlich lange. Nach zwei Stunden hatten wir erst vier Gänge, sitzen wurde schwierig, wir baten um zügigeres Vorgehen.
Alsdann folgte eine köstliche Ravioli aus roter Bete, gefüllt mit einer Farce aus gehackten Champignons, gebettet auf einem Spiegel aus Bete-Creme und Mango. Unser beider Favorit, wirklich gut. Tolle Aromen, schöne Kombination.
Nun bekamen wir unsere Spezialitäten des Hauses. Die Knödel waren eher langweilig, Dörthe liebte aber die Parmesansauce, sensationell war der Salat aus Artischocke und Pistazien, köstlich.
Mein Ei... na ja. Hübsch serviert, aber letztlich war es eine Eierschale, in der unten fast flüssiges Eigelb war, darauf Crème Fraîche, darin Croutons, Schnittlauch und obendrauf der allerdings sehr interessante Algenkaviar.
19€ für dieses Gericht sind in meinen Augen absurd.
Und endlich kamen wir zum Dessert, einem Traubensorbet, unfassbar gut, dazu ein Hauch Schoki-Ganache, ein paar Krümel Sorbet mit Rosmarin, eine Verzierung aus Glückskeks-Teig, ein Hauch Holunder. Sehr intensive Aromen, sehr gut, mehr hätte es aber nicht sein dürfen.
Nicht so schön war, dass wir bei jedem Gang gefragt wurden, ob wir nicht doch noch Alkohol wollen. Wir hatten mehrfach gesagt, wir beide tränken kaum Alkohol und nein, danke. Das wurde lästig.
Nach dem Dessert kam sie mit einem großen Stempel und stempelte die Schnaps-Auswahl auf die Tischdecke. Nett, aber nein. Zur Rechnung nach mehr als drei Stunden gab es noch zwei leckere Pralinés.
Unser Resumée? Gut, aber wir verstehen beide den Stern nicht so recht und die Preise.
Alles sah toller und vielversprechender aus, als es dann schmeckte.
Dörthe würde eventuell bei einem Menüwechsel (das geschieht etwa alle 3-4 Monate) noch einmal dort essen, ich ziehe lieber weiter.
Tolle Bilder. Sehr kunstvoll angerichtet. War spannend zu lesen.