Samstag, 10. Juni, wachte ich frierend auf. Von den 30 Grad des Vortages war es abgekühlt auf 10 Grad, wow. 🥶
Bevor ich mich zum Schwimmen aufmachen konnte, mussten Zweifel bei jemandem über meine Technik ausgeräumt werden. Gelungen, kann ich in aller Bescheidenheit sagen.
Das dritte Bad endlich war dann nicht in Renovierung oder ein Strandbad, sondern ein geöffnetes Hallenbad, und so begann mein Tag doch noch ziemlich gut.
Dann wollte ich zu einem Aussichtspunkt in einem Nationalpark, 80Km Umweg. 10Km davor die Info, dass man einen (National)Park-Pass braucht zum Parken. Vielleicht bin ich dämlich, aber ich ging davon aus, dass man den dann am Parkplatz bekommt. Aber nein, man muss ihn online erwerben, ausdrucken und den Ausdruck sichtbar ins Auto legen, das ist der einzige Weg. Das erklärte mir eine Frau auf dem Parkplatz. Der Ranger käme regelmäßig vorbei und dann: Ticket.
Na, das ist ja mal gute Kommunikation und touristenfreundlich. Vorschlag: Parkautomat.
Es war trotzdem schön, die Landschaft war toll und die kleinen Ortschaften, manchmal nur 4-5 Häuser, aus der Zeit gefallen.
Nächstes Motel: okay. Essen: mäh. Es gab einen Salat in Plastikschale, das war meiner. Es kann morgen nur besser werden.
Aber: die Betreiber sind ein super netter Pakistani aus Dubai und seine Frau, seit zehn Jahren hier. Wir haben sehr gelacht und es war eine interessante Unterhaltung. Sie kommen aus einem Land, in dem im Sommer +55 Grad herrschen. Hier erleben sie im Winter -40 und Schnee, der 2m hoch liegt. Die Sommer hier finden sie aber klasse. Sie haben zuerst in den USA gelebt, aber die US Amerikaner seien rassistisch, die Kanadier nicht. Das Leben sei für sie in Kanada sehr gut.
Das habe ich nicht zum ersten Mal gehört. Ich treffe erstaunlich viele Leute, die seit bis zu zehn Jahren in Kanada leben. Erstaunlich für mich, das habe ich nicht erwartet.
irgendwie bin ich Instagram infiziert. Das habe ich bislang ignoriert, weil ich es doof fand und nun ertappe ich mich dabei, mir Katzenvideos und andere seltsame Filmchen anzusehen😆Manche Clips sind zum Piepen und bedrückend zugleich. Schuld sind der schwedische Journalist, Thomas, den ich in Japan kennenlernte, und Claudia, die beide da veröffentlichen.
Am Sonntag ging es früh weiter, auf dem Weg lag ein hübscher Wasserfall in einer tollen Schlucht. Die Natur Ontarios ist wirklich sehr schön. So viele Bäume (extrem trocken), Felsen und Seen.
Meine Unterkunft in Wawa war klasse. Eine sehr saubere und gemütliche Hütte, betrieben von einer Polin und ihrem Mann. Super nett auch diese beiden. Schön, dass ich zwei Nächte hatte.
Ich brauchte auch dringend wieder eine heimelige Pause.
Im örtlichen Supermarkt kaufte ich ein und sah mir Wawa an und seine seltsamen, überdimensionierten Gänse (im Ort sind noch mindestens zwei verteilt)...
Dieser Liter Milch hat 3,94€ gekostet.
Die kleinste Packung Eier hat 12 Stück. Die kleinste Packung Bacon die ich auf diesem Kontinent bislang ausmachen konnte hat 375g. Das kleinste Puddingpulver ist für neun Portionen. Tbc.
Nix für Singles hier.
Zu essen gab es mal wieder Steak&Salat. Mag ich, ist einfach, kaum Kohlenhydrate, halbwegs gesund. Ungesund ist meine neue LieblingsBBQSauce, eine Chipotle Sauce, also aus geräucherten Jalapeños. Leeeecker. Das aß ich im Vorgarten in der Sonne. Aber es ist trotzdem frisch. 14 Grad. Wo zum Teufel ist der Grad-Kuller auf der Tastatur? Paaaaaaaaaaaaaaavel! Briiiiiiitttttaaaaaaa!
Oh, gefunden, war ja ganz einfach ° 🤭
Zum Thema kernige Männer frage ich mich, wie die wirklich drauf sind. Hier hängen viele Plakate auf denen häusliche Gewalt thematisiert und Hilfe angeboten wird.
Kleiner Abstecher zum Thema Klimakrise. Das kommt hin und wieder auf, z.B. sagt jemand mit nonchalantem Achselzucken, wenn es um 32° in Kanada Anfang Juni geht, "climate change"; und steigt dann in den Zweit- oder Dritt-Pickup oder startet bei 32° den Wäschetrockner oder...
Spreche ich es an, z.B. in einem Café, weil ich keinen Plastikdeckel will und trotzdem einen kriege, weil ich im Haus etwas zu mir nehme und trotzdem Plastik und Pappe bekomme, weil ich etwas mitnehmen möchte aber nur eine Serviette will und keine Plastikbox, dann stößt das ausnahmslos (und das meine ich so) auf völliges Unverständnis und/oder Genervtheit. Und ich bin dabei ausgesucht freundlich, nicht missionarisch 😉
Am Montag schlief ich morgens noch mal ein. Die Hütte war so kuschelig und behaglich, das Bett so angenehm und spür- und riechbar frisch weich bezogen (woanders bin ich oft sicher, dass sie die Laken einfach glatt streichen). Die Nacht hatte es geschüttet wie aus Eimern. Gut für die durstige Natur und gegen die Brände. Draußen tröpfelte es weiter bei 7°, drinnen sprang leise die Heizung an. Schnurr, maunz.
Ein Spaziergang, lesen, daddeln, das war der Tag.
Dienstag, 13. Juni
Vor mir lagen nur 300Km bis zur Hütte am Leuchtturm auf einer Insel. Der Plan des Tages: bei 220Km in Sault Ste. Marie halten, schwimmen, nach einer zweiten Jeans gucken, weiter.
Guter Plan, kleine Tücken.
Die Landschaft war wunderschön, es regnete zwar und war frisch, aber ich habe trotzdem ständig gehalten und geguckt. Der Lake Superior ist so groß, er fühlt sich eher an wie ein Meer. Und er ist bibberschlotterkalt!
Zu Mittag gab es eine kleine Portion Poutine in einem Fast Food Laden.
Geschwommen bin ich letztlich beim Christlichen Verein Junger Männer, dem YMCA (herrliches Video 🤣).
Tolles Bad mit vier 25m-Bahnen, ich hatte es ganz für mich und musste zudem nichts zahlen; weil ich Reisende bin😁
Gegen 16:00 kam ich auf French Island bei Bruce Mines an. Ich habe eine Hütte, die 1920 gebaut wurde. Sie hat Strom und Wasser, aber nur einen Ofen zum Heizen. Ich muss also hinterher sein, dass das Feuer nicht ausgeht bis morgen früh!
Das ist genau das, was ich gesucht habe. Sehr einfach, rustikal, schön gelegen direkt an der Wasserkante, ruhig.
Die Besitzerin hat deutsche Wurzeln, ihre Großeltern waren Auswanderer, sie hießen Waigel. Vielleicht ist Theo ihr Cousin? Sie weiß nichts über die Herkunft oder andere Details.
Als wir Kinder waren, haben wir sehr oft in Skandinavien Urlaub gemacht und ich erinnere mich zumindest an eine Hütte, in Schweden, in der meine Mutter die Küchenhexe mit Holz befeuern musste zum Kochen.
Jetzt schnipsel ich mir einen großen Salat und dann starre ich, mit dem knisternden Holzfeuer als Untermalung, auf den See. Die Hütte ist jetzt schön gemütlich warm. So ein Feuer ist zwar eine Umweltsauerei, aber die Wärme ist ganz anders, sie umhüllt einen richtiggehend.
Familie Ente beim Abendausflug:
Commentaires