Freitag, 30. Juni
In der Überschrift fehlen in der Reihenfolge Nord nach Süd noch New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, New York.
St. Andrews und das Salty Towers haben mir sehr gut gefallen. Manchmal berühren Orte ja etwas in einem und man kann nicht unbedingt benennen, was es ist. Beth und John, die herzlichen und interessanten Gastgeber, Kater Joey, die Atmosphäre im Ort....
Vor mir lagen 400Km.
Um 11:30 hielt ich zum Mittagessen, das war etwas, was ich mir schon seit 20 oder 30 Jahren ausmale. In Maine am Wasser sitzen auf einem hölzernen Steg und Hummer essen. Das war besonders, weil die Betreiber dort lebende Hummer, Krabben und Muscheln in großen Becken hielten und man aussuchte, was man haben wollte. Frischer geht es nicht. Es war köstlich. Ich habe noch nie einen so frischen gekochten Maiskolben gegessen, war das gut! Statt eines Knackers gab es einen Holzhammer; ich hatte Spaß.
Ein netter Jamaikaner baggerte mich an, der seit sieben Jahren in den USA lebt und dort arbeitet. Auch er sprach vom Rassismus im Land, den großen Drogen- und Obdachlosigkeitsproblemen. Das Narrativ, das immer wieder auftaucht, ist, dass die Leute das so wollen.
Vielleicht liege ich ja komplett falsch, who knows?! Wahrscheinlich finden es Zehntausende einfach richtig geil, zu frieren, auf der Straße zu schlafen, keine medizinische Versorgung zu haben, nichts zu essen, zu stinken, sich nicht waschen zu können, Fetzen zu tragen, als Menschen zweiter Klasse betrachtet zu werden, null Perspektive und kein Zuhause zu haben. Ja, ich denke, ich bin da zu spießig.
In einem winzigen Ort war ein Café/Gemischtwarenladen, da atmete ich bei einem Eis und mittlerweile fast 30° Lokalkolorit.
Ich war kaum über die Grenze, da war alles gleich deutlich verwahrloster, ungepflegter, Ton, Atmosphäre und Essen anders. Nicht im besseren Sinne.
In South Portland war das AirBnB in einem der ältesten Häuser des Viertels, von 1881. Eine stinklangweilige Vororthölle; das ist nichts für mich. Bei einem echt gestörten Typen in einem vietnamesischen Café-Restaurant holte ich mir zwei Sommerrollen. Das war's für den Tag.
Samstag, 1. Juli
Juli??? Wie ist das denn so schnell passiert?
Zuerst machte ich einen Abstecher ans Meer bei Cape Elizabeth und staunte unterwegs, was bei manchen Menschen so im Vorgarten rumläuft:
Ich fuhr heute durch einen winzigen Zipfel New Hampshires, der ans Meer grenzt. In dieser Region sind fast alle Romane John Irvings angesiedelt, die ich früher verschlungen habe. Irgendwann wiederholten sich die Themen und Eigenheiten der Figuren zu sehr und ich verlor das Interesse. Aber, wer ihn nicht kennt, seine Bücher sind wunderbar! Aber bestimmt kennen die meisten Garp und wie er die Welt sah und Das Hotel New Hampshire oder Gottes Werk und Teufels Beitrag . Falls nicht: Empfehlung.
Und in Neuengland beginnt auch Nabokovs Lolita, der Roman, der ihm mit 60 endlich erlaubte, vom Schreiben zu leben. Bedrückend und großartig.
Es war beängstigend viel los in Sachen Trump. Viele Autos mit Aufklebern, auf dem Nummernschild steht "Live free or die".
Ich hätte dazu eine Anregung.
Auf einer Autobahnbrücke standen Dutzende mit Fahnen und Wimpeln und Bannern, "Trump was right" und so weiter und winkten. Unheimlich.
Da Samstag war, fanden wirklich viele Flohmärkte statt und schließlich musste ich doch über einen laufen und gucken. Unfassbar, wie viel Geld die für Müll oder wirklich nicht mehr schöne Dinge haben wollten. Aber auch lustiger und skurriler Plunder ist zu finden.
Ein schrecklicher Tag. Ich fuhr oder stand abwechselnd Stunden im Stau, Portsmouth, Boston, Plymouth, Cape Cod, so konnte ich mir später die Küste nicht mehr ansehen.
Das Schlimmste aber war die Nachricht der Vermieterin der letzten Nacht. Sie beschuldigte mich, ins Bett uriniert zu haben, auf den Teppich und den Sessel, überall im Zimmer Kaffee verschüttet zu haben und völliges Chaos hinterlassen zu haben.
Als ich das las war ich so schockiert, ich war völlig aufgewühlt.
Was für eine kranke Person erfindet so etwas? Sie hat nur super Bewertungen, es ist mir ein Rätsel.
Sie will eine Rechnung über eine Bio-Hazard-Reinigung bezahlt bekommen.
Ich glaub, ich spinne.
Sie hätte Fotos. Hat sie Apfelsaft auf ihr Laken gegossen? Ich bin wirklich ratlos und schockiert.
Das war's mit AirBnB. Fast immer seltsame Vermieter, ellenlange Vorschriften, was man alles nicht darf oder wie zu machen hat, viel zu oft unangenehme (riechende) Unterkünfte, fast immer viel teurer als Hotels oder Pensionen. Immer kommen auf einen vielleicht mal moderaten Mietpreis absurde Steuern, Reinigungskosten und Servicegebühren. Man kann sich nicht frei bewegen.
Wenn das vorbei ist, lösche ich den Mist.
Es gibt so viele Kirchen in Nordamerika, hier an der Ostküste sogar noch mehr, habe ich den Eindruck. Nazarener, Kongregationalisten, Römisch -Katholisch, Baptisten, Christ the King Church, Lady of Lourdes, Unitarier und so viele weitere.
Wenn ich mal sterbe: bitte keine Deutschland-Flagge auf meine Friedwald-Stelle, danke.
Als ich am späten Nachmittag endlich ankam, musste ich erst etwas essen.
Da es heiß war, nur vier Austern und eine kleine Portion Muscheln. Super lecker, aber leider überall Schalensplitter drin.
Bis ich bei der Unterkunft war, war es 17:30, also lohnte nichts mehr wirklich, so dass ich zum nächsten Waschsalon fuhr und mich zumindest darum kümmerte, wieder saubere Kleidung zur Verfügung zu haben.
Die Unterkunft ist so là là, der Eingangsbereich ein privates Wohnzimmer, das mäßig ansprechend ist. Aber: ein süßer alter roter Kater lebt hier und seine Mitbewohnerin ist auch recht nett.
Sonntag
Früh wach wegen der weichen Matratze.
Immerhin eine Mail von AirBnB, die Bewertung mit den grotesken Vorwürfen wurde auf meine Forderung hin entfernt. Nun ist noch die Sache mit den fiktiven Reinigungskosten offen. Das ist so verrückt.
Das mit AirBnB, also löschen, überlege ich noch mal. Der Kundenservice ist gut und hinterher und auch persönlich, nicht nur Bla Bla...
Ich fuhr die Interstate 95 und immer wieder davon ab, um etwas von der Gegend zu sehen in Conneticut.
Wahnsinns Häuser, riesige Anwesen, wunderschön, hier lebt sehr viel Geld. Irgendwo an den Strand zu kommen ist seit Boston eigentlich kaum möglich, weil alles private Grundstücke sind und man keinen Zugang findet. Das sieht auf Fotos toll aus oder mal aus der Ferne.
Sehr schade, hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
Etwas genervt hielt ich für meinen vermutlich letzten Lobster.
Im Motel angekommen musste ich das Auto komplett ausräumen, Sachen aussortieren und das so lange, bis ich alles so gepackt bekomme, dass ich es zu Fuß bewegen kann. Schwieriges Unterfangen 🙈😂 2h hat das gedauert, einige Dinge muss ich hier lassen, trotzdem ist der Trolley kaum zu schließen. Da ist -0 Luft für etwas Nettes aus New York, so ein Käse! Eine Menge Kram landet schon im Rucksack.
Immerhin bekam ich eine Suite und hatte dadurch ausreichend Platz. Ich habe moniert, dass das (fiese hässliche kleine) Zimmer nach Rauch riecht 😎
Morgen also reite ich nach Manhattan. Auto abwerfen, Taxi fangen und die vier Blöcke zum Hotel. Und dann mal sehen, was da so los ist. Bin gespannt.
Aktualisiert: 26. Feb. 2024
Dienstag, 27. Juni 23
Den ersten, kleinen Abschied von Neufundland begoss ich mit einem wirklich leckeren, ganz weichen Bier, gebraut mit dem Wasser eines Eisberges.
Die Nacht der Fährüberfahrt war entsetzlich. Ich schlief auf einem schmalen Sofa im Loungebereich.
In der Nacht wachte ich von Nasenbluten auf, kann mich nicht mal erinnern, wann ich das das letzte Mal hatte, und wirklich üblen Schmerzen im LWS- und Nierenbereich. Um halb sechs ging nichts mehr in der Horizontalen. Und ich bin von meinem eigenen Schnarchen aufgewacht 🙈😂
Um 8:00 legten wir an. Ich wäre so gerne noch den Cabot Trail auf Cape Breton gefahren, soll eine der schönsten Küstenstraßen der Welt sein und steht oben auf meiner Bucket List, aber das wären 400Km gewesen, und so erledigt wie ich war, wäre das weder schön noch sicher gewesen.
Auf einem Schild am Straßenrand wurde eine Bootsfahrt zu einer Puffin-Kolonie beworben, spontan bog ich ab, eine halbe Stunde später waren wir schon unterwegs.
Und nach einer Stunde war ich seekrank. Das ist neu. Ist das etwas, was sich mit dem Älterwerden ändert??? Was soll der Mist?!
Mir war hundeelend, die ganze Fahrt hatte ich eine K-Tüte in der Hand.
Wir haben ein paar winzige Papageienvögel gesehen, aber immer im Flug oder weit weg, ich hätte sie nicht identifizieren können. Dafür aber viele Kormorane und kleine Vögel, die aussehen und watscheln wie Pinguine, zum Piepen!
Außerdem lebten dort auf den Felsen sehr viele graue Robben.
Kapitän und Sohn haben kaum mal die Klappe gehalten, deshalb weiß ich jetzt aber auch, dass die Hummer-Saison vom 15.5.-15.7. dauert und ich also im letzten knappen Zeitfenster bin. Dann wieder 10.8.-10.10.
Ich war froh, als ich nach drei Stunden wieder an Land kam.
Im Anschluss musste ich 130Km zur Unterkunft fahren, ein Motel, in dem ich aber eine gemütliche Hütte bekam, meine bevorzugte Unterkunft.
Im hauseigenen Restaurant orderte ich eine Chowder, die besser war als alle vorherigen. Mit Kabeljau, Hummer und Krebs, etwas Kartoffeln und Möhre. Extrem reichhaltig, sahnig-samtig. Ich hatte die kleine Portion bestellt und dann noch Muscheln, die konnte ich glücklicherweise wieder abbestellen, die kleine Suppe war schon extrem reichhaltig und sättigend (und kostete nur C$11). Das Minz-Täfelchen war auch köstlich.
Um 16:00 war ich im Bett und schlief mit kurzen Unterbrechungen bis 6:30. Herrlich! Ein gutes, festes Bett und so gemütlich. Das war genau richtig.
Mittwoch, 28. Juni
Die letzten Tage sind angezählt, also musste ich frühstücken, und zwar ein French Toast, bei uns firmiert das unter Arme Ritter. Mächtig. 1/3 ging zurück. Zu den in sehr reichlich Butter gebratenen Brotscheiben gab es vorsichtshalber noch extra Butter, falls das nicht reicht, um Leber und Galle zum Kollabieren zu bringen. Konsequent. Wieso liegt die Lebenserwartung in Nordamerika eigentlich nicht bei 40?
Ich trödelte auf kleinen Straßen Richtung Amherst, ich wollte noch gar nicht weg.
In kleinen Häfen waren hunderte Hummerfallen gestapelt.
Schließlich verließ ich Nova Scotia und war dann, knapp, wieder in New Brunswick, an der Brücke zu Prince Edward Island.
Die Fähre 160Km entfernt in Pictou, die ich nehmen wollte, fährt nicht wegen mechanischer Probleme.
Ich fuhr also zum Motel, der Regen vereitelte mein Grillvorhaben, auf der altersschwachen Elektroplatte in der Gemeinschaftsküche verhunzte ich mein Steak. Dazu aber mein geliebter Tomatensalat.
Als es tatsächlich mal aufhörte mit dem Wasser von oben lief ich den Kilometer zum roten Strand, Leuchtturm und seltsamer Mole.
Ein Schild warnte vor kontaminierten Schalen- und Krustentieren. Womit, wurde nicht angegeben.
Das Wasser war wunderbar warm und klar, aber nun traute ich ihm nicht mehr.
Später erfuhr ich, dass die Warnung dort seit 20 Jahren hängt und einfach nie abgenommen wurde.
Donnerstag, 28. Juni, ist mein letzter Tag in Kanada und ich habe so gar keine Lust auf die USA. Gedanklich springe ich immer direkt zur Transatlantik-Passage. Und zu Birgit, die mich in Europa "abholt" 😁
Aber noch habe ich einen kleinen Weg vor mir (relativiert sich nach einer Weile alles, Britta hatte Recht).
Zum Frühstück ein vorletztes Mal Tim Hortons. Das Grilled Cheese Sandwich hatte ich noch nicht.
Es war extrem dunstig über bestimmt 250Km, es regnete, also fuhr ich einfach.
Zwischendrin verzehrte ich eine Lobster Roll, auch das hatte ich noch nicht, war leider nur mäßig, weil der Hummer TK und entsprechend wässrig war.
Und dann kam ich in St. Andrews an und es ist ein ganz entzückend schöner kleiner Ort, touristisch, aber dadurch eben auch gepflegt und auf angenehm entspannte Weise belebt.
Hier wird gefischt, es kamen Boote mit Krebsen rein, die hier leider nicht zubereitet werden.
In der Bay of Fundy ist der höchste Tidenhub der Welt. Für wen das Kauderwelsch ist: der Tidenhub bezeichnet die Differenz zwischen Ebbe und Flut, also Niedrig- und Hochwasser.
Hier beträgt er 13m bei Normalhochwasser und 16m bei Springtide (->Ursache), umgangssprachlich Springflut (wenn Sonne, Erde und Mond in einer besonderen Konstellation stehen. Gegenteil davon ist die Nipptide).
Im Vergleich liegt der Tidenhub an der Nordsee zwischen einem und vier Metern.
Macht Spaß, hier zu bummeln, lauter sehr freundliche Leute.
Ich erstand viele kleine blödsinnige Schätze als Andenken (Haarklammer und mini Silikonspatel und neue billig Lesebrille).
Wirklich hübsch hier.
In einem Restaurant aß ich draußen eine Chowder. Okay, aber ich hatte schon deutlich bessere. Die hausgemachte frische Limonade war klasse.
Dann saß ich auf einer Bank und las Nachrichten und mir sprang nach der Lektüre über die "mutmaßlichen Überreste" der Titan-Besatzung, die in 3.800m Tiefe extrem kostenintensiv eingesammelt wurden (wozu???) dies ins Auge:
Und werden für die dann drei bis vier wertvollen, ggf. Verunglückten eines solchen Ausflugs ebenfalls Millionen versenkt, um "sehr vorsichtig" Teile ihrer Überreste zu bergen, während hunderten anderen, armen Menschen beim Sterben zugesehen wird?
Meine Unterkunft ist ein B ohne B, das Salty Towers. Wunderschönes altes Haus, geleitet von einem Musiker und seiner Frau. Sehr nett und sympathisch. Und einen echt coolen Kater gibt es auch.
Wie es der Zufall will, fand abends im Wohnzimmer ein Hauskonzert mit 30 Plätzen statt mit Garnet Rogers, einem in Kanada anscheinend recht bekannten Singer & Songwriter, C$30. Ausverkauftes Haus!
Als Hausgast ermöglichten sie mir aber die Teilnahme.
Morgen also geht es nach 31 Tagen hier über die Grenze und nach Maine. Zum Abschied von Kanada ein sehr wackliger musikalischer Gruß mit persönlicher Genehmigung des Künstlers...
Ist zwar nicht so meine Musike, aber es war trotzdem eine sehr schöne Atmosphäre und er erzählte viel.
Das, was ich verstand, war witzig. Das, was ich nicht verstand, muss noch witziger gewesen sein, alle lachten und ich guckte hilflos aus der Wäsche 🤷♀️
Aktualisiert: 13. Okt. 2023
Freitag, 23. Juni
Um 5:30 war ich auf, um 6:10 unterwegs. 230Km bis zur Fähre. 10:00 war ich da, 10:45 begann der Check-in.
Lief alles, bis ich ins Schiffsrestaurant ging und thailändisches Gemüsecurry bestellte. Was da kam, war schlicht ekelhaft. Ich ließ es als ungenießbar zurück gehen. Netterweise bekam ich stattdessen ein anständiges Kabeljaugratin mit frischen gedünsteten Rüben. Und als Entschuldigung ein Freigetränk und Applecrumble mit Vanilleeis als Dessert, auch recht lecker. Dufter Service.
Nach der Ankunft kaufte ich schnell etwas ein und fuhr zur Unterkunft. Sehr nett. Wunderbare Landschaft auf dem Weg. Buffy & Gerald aus Nova Scotia sprachen mich an als ich den Grill anwarf und plötzlich war schon Schlafenszeit. Ich sei "inspirierend" 🤣
Höre ich zum ersten Mal in meinem Leben. Aber für die Nordamerikaner ist vieles inspirierend, ein Modewort, aber auch eine Einstellung, die eng mit Pathos verknüpft ist.
Die Amis und auch die Kanadier (nicht ganz so schlimm) sind große Freunde vom Pathos. Ich auch. Es ist aber immer eine hauchdünne Linie zwischen Rührseligkeit in die eine und Nationalismus in die andere Richtung. Zumindest von den Amis wird sie sehr gern überschritten. In beide Richtungen. Besonders gern auch als Kombi.
Am Samstag trat ich auf den Balkon, der Himmel war ein orange-grauer Schleier, die Sonne verdunkelt.
Bereits auf der Fähre war im Fernsehen vor den Rauchschwaden gewarnt worden, die von den Waldbränden in Québec hierher ziehen. Nun, sie sind da. Unheimlich.
Auf meinem Weg wurde es immer schlimmer.
Ich unternahm mehrere Versuche, schwimmen zu gehen, war ein Mal sogar im Wasser in einer Halle, scheiterte aber letztlich.
Am Deer Lake aß ich am Strand Hummer, frisch gekocht aus dem Supermarkt; so viel war das, dass ich davon satt wurde. Toll. Auch gut, dass mein Heißhunger darauf nun endlich nachlässt.
Im Anschluss fuhr ich in den Gros Morne Nationalpark. Wunderschön! Wie schade, dass all die tollen Motive nun eher wie Weltuntergang aussehen. Atmen wurde beschwerlicher und das wurde bis zum Abend natürlich auch schlimmer. Optimale Bedingungen für Asthmatiker 🙄
In Rocky Harbour führte es mich zum Lobster Cove Leuchtturm.
Ein entzückender Ort mit hübschem kleinem Museum, pittoresk gelegen.
Da fiel mir wieder ein, was ich alles Intessantes für den Sportküstenschifferschein (SKS) gelernt (und leider fast komplett vergessen) habe, nämlich auch die Bedeutung und Kennungen von Leuchtfeuern. Wenn ich nicht 1.000 Seemeilen nachweisen müsste, würde ich rasend gern den SSS machen, den Sportseeschifferschein. Dafür wird die Theorie noch interessanter und anspruchsvoller. Lernen wäre schön.
Auf der Rückfahrt kehrte ich bei Sweet Rock Ice Cream & Aunt Sarah's Chocolate Shop ein und bestellte eine Kugel butter crisp twist. Sensationell gut. Noch besser waren nur die Pralinen, an denen ich nicht vorbei kam. Weiße Schokolade gefüllt mit frischem, hausgemachtem Himbeerpürree. Ganz großes Tennis. Die sind so gut, davon gibt es jetzt jeden Tag nur eine.
Falls es Euch mal nach Neufundland verschlagen sollte....
Die Möwe wohnt da und weiß auch, wie gut das ist.
Danach gondelte ich zum B&B. Ein winziges Zimmer mit Gemeinschaftsbad, vollkommen überteuert. Das wird langsam ein Standard-Satz.
Der Sonntag , 25. Juni
Buffy und Gerald hatten von den Eisbergen erzählt, die an Neufundland vorbeiziehen. Vor allem um diese Zeit, im frühen Sommer. Eisberge! Toll! Musste ich sehen, is ja wohl klar!?!
Zunächst suchte ich einen Bootstouren-Anbieter raus, der halbwegs auf der Strecke lag. Also 200Km, als ich um 9:30 ankam, war das nicht zu finden. Super.
Es schüttete und war so bedeckt, dass es recht dunkel war; immer noch der Rauch.
Ich fuhr zurück auf den TCH und weiter Richtung Gander; und dann doch nach Twillingate Island, 300Km.
Twillingate ist die Eisberg-Insel.
Das Gewässer davor wird Eisberg-Allee genannt, der Ort lebt zu einem großen Teil davon.
Eine Bloggerin hat schön und informativ darüber geschrieben.
Es gab keine Tour mehr, war aber gar nicht nötig, weil schon bei der Fahrt über die Brücke überall welche zu sehen waren, im Hafenbecken und schließlich vom Leuchtturm aus einige. Zwei bis drei waren riesig. Auf den Fotos leider schwer zu erkennen bzw. einzuschätzen.
Meine ersten Eisberge! 😁
Es war richtig kalt, der Regen war zu einer Mischung aus Eisregen und Hagel geworden bei ordentlich Wind und 5°.
Denkbar ungemütlich. Ich hatte noch meine Sandalen an, die Jeans war nach 3x aussteigen komplett durchweicht. Das alles für etwas gefrorenes Wasser.
Aber sie sind wunderschön 🤩 Weiß leuchtend mit Schimmern eines zarten, grünlichen Blaus. Ich glaube nicht, dass ich in der Nähe sein wollte auf einem kleinen Boot, wenn eines der richtig großen Geräte kalben oder drehen würde.
Diese Eisberge sind die Kälber der grönländischen Gletscher. Sie sind zwei bis drei Jahre hierher unterwegs, das Eis ist 10.000-20.000 Jahre alt. Irre.
Das war die Fahrerei jedenfalls wert, eine Empfehlung, wenn Ihr mal hier seid und das Eis und die Pralinen schon klasse fandet.
Weitere 110Km zu einem Motel, das sich auch um die Trophäe für die trostloseste, schäbigste und dabei vollkommen überteuerte Unterkunft bewirbt und sich gute Chancen ausrechnen kann.
Na ja, es war schon 18:00, ich war fix und alle, eigentlich nur noch Blog schreiben, Dusche, Bett.
Eine Anekdote noch zu Gander: die Stadt hat einen übersichtlich großen Flughafen und gut 11.000 Einwohner. Als die Anschläge 9/11 stattfanden, wurde stante pede der US-amerikanische Luftraum komplett gesperrt. Die Flugzeuge, die unterwegs waren, mussten ja nun aber irgendwo hin.
Etliche dieser Flieger wurden nach Gander geleitet, wo schließlich 7.000 Menschen strandeten und dank der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Leute hier alle versorgt wurden.
Montag, 26. Juni
Schon der letzte Tag! Mist, es gibt noch so viel Schönes zu entdecken hier, aber besser kurz, als gar nicht. Ich sage nur: Eisberge 😃
7°, ging ja. Ich überlegte bis mittags immer wieder, nach St. John zu fahren, aber dann entschied ich mich für die ruhige Variante.
Am Vormittag kam die Sonne durch, es waren wieder Wolken zu sehen, klarte mehr und mehr auf und die Schönheit Neufundlands trat immer deutlicher zutage.
Unendlich viele Seen in allen Größen gibt es hier, hinter jeder Ecke taucht ein neuer auf.
Die Hochebenen sehen (wie viele Regionen) aus wie in Norwegen, die in den Felsen liegenden Seen erwecken den Eindruck, als wollten sie gleich überschwappen.
Moos und Felsen bestimmen weiter oben das Landschaftsbild.
Unterwegs erstand ich ein Iceberg Beer, das tatsächlich aus Eisbergwasser gebraut und nur auf Neufundland verkauft wird. Trinke ich auf der Fähre.
Die Insel ist sehr hügelig, sehr grün. Hier sehe ich kaum kranke oder tote Bäume, derer mir viele auf der Reise aufgefallen sind.
Ich finde es super schön, das wäre auf jeden Fall eine weitere Reise wert.
Optimal wahrscheinlich über 2-3 Wochen mit einem Wohnmobil oder etwas wie Balu (den ich schmerzlich vermisse und mich frage, ob der Verkauf nicht doch ein Fehler war).
Elche heißen hier Moose, nicht Elk, und davon habe ich nun auch einige gesichtet.
Auf einem Berg begegnete mir ein Mann, der mich nach Blick auf mein Kennzeichen aus Florida willkommen hieß und meinte, kaum jemand käme nur ein Mal nach Neufundland.
Ich hatte noch 1,5h und kehrte bei den drei Schwestern ein auf eine Combo: Hummer-Bisque und Rindfleisch-Sandwich. Die Suppe war klasse.
Beim Check in zur Fähre wurde das Auto mit Desinfektionsmittel abgespritzt.
Hier noch drei Bonus-Tracks 😉:
Die Provinz heißt Neufundland und Labrador, ich war auf der Insel Neufundland.
Nun bin ich 16h auf der Fähre und morgen früh wieder in Neu-Schottland. Damit beginnt die Fahrt nach New York.
Da ich keine Koje mehr bekommen habe, werde ich morgen ziemlich durch den Wind sein...