Aktualisiert: 25. Jan. 2023
Lustig, ein Jubiläum: dies ist mein 50ster veröffentlichter Beitrag und gleichzeitig der letzte für diese Reise.
Montag, 24. Oktober 2022
Die Heimreise von Prag aus verzögerte ich, so gut es eben ging, eigentlich wollte ich, trotz Heimwehs, nicht, dass es endet.
Bei Groß Köris fuhr ich ab und fand einige Pfifferlinge und Maronen (daraus wurde am Dienstag ein mit Pilzen gefülltes Omelett mit Gurkensalat und Kartoffelpü für Donata und mich).

Am Nachmittag aber traf ich schließlich doch auf dem Wedding ein.
Zuhause fühlt sich seltsam fremd an.
Ich habe 15 Länder bereist (ich zähle Schottland mit, würden die Schotten auch tun).
Ich bin 22.285 Km mit dem Auto gefahren.
Ich war 114 Tage/gute 16 Wochen/knappe 4 Monate unterwegs.
Ich war am nördlichsten, westlichsten und südlichsten Punkt des europäischen Festlandes.
Dass ich so weit fahren würde, habe ich selbst nicht gedacht.
Hier meine Strecke:
Das Auto hat keinerlei Probleme gemacht und ist zuverlässig in allen Situationen gefahren, die drei Reifenpannen zählen nicht. Darin zu schlafen war sehr schön, aber im Süden war es mir nix allein.
Fun fact: ich habe 14l Scheibenwischwasser verbraucht.
Die Highlights meiner Reise? Die erste Woche in Schweden mit dem Hubschrauber-Flug und den Tagen auf den sonnenwarmen Felsen.
Das Vasa-Museum in Stockholm.
Die Lofoten.
Die gewaltige Landschaft Norwegens.
Das Nordkap.
Die vielen Rentiere und wenigen Elche am Nordkap und in Finnland.
Die fast zwei Wochen in Moneygold/Grange in Irland (Reiten, Karin, Kitty, Joe, Charlie, Uschi...).
Der Wild Atlantic Way mit seiner phantastischen Küstenlandschaft, aber vor allem der Nord-Westen des Landes.
Der Bootsausflug in England zu den Robben.
Die Bootstour von Tarifa aus (Wale und Delphine).
Der Kinderritt auf dem Dromedar.
Marokko-mit sehr, sehr gemischten Gefühlen. Venedig (mein erstes Mal-unglaubliche Stadt). Linz. Prag.
Die vielen köstlichen, frischen Meeresfrüchte, die ich gegessen habe (die irischen Austern-wow!!! Die Clam Chowder. Der portugiesische Pulpo a la Plancha, der Pulposalat mit Koriander im El Americano, das Essen in Stockholm, das Menü vor Mestre, die Crevetten auf den schwedischen Felsen, die süßen Teilchen in Schweden & Dänemark, die Cocktails in Tarifa).
Es freut mich sehr, dass ich einige von Euch angeregt habe zu etwas; sei es zu dem Wunsch, einen der Orte selbst zu besuchen, wie Stockholm, oder mit der Rückmeldung, dass das Rezept für Kleinhuhn gut ankam und mein Bruder Tom z.B. es schon 2x gekocht hat, weil er es so lecker findet. Oder Donata, die zu Aldi gegangen ist, um Muscheln zu kaufen. Karin, die Granatapfelkernen nichts abgewinnen konnte, sie nun aber auf Hummus sehr lecker findet. Birgit, die mir in der schlimmen Hotelsituation (der Mann, der in Marokko nachts in mein Zimmer wollte) über WhatsApp beistand. Daggi, Edda, Britta, Karin, Pavel, Tom und Claudia, die mit ihren schönen Kommentaren mehrmals meine (nicht nur Schreib-)Moral retteten. Und ganz viele liebe Nachrichten über WhatsApp zu den Posts. Mein Bruder Thomas, der mir immer das Gefühl vermittelte, aus der Ferne bei mir zu sein und mir damit Rückhalt gab.
Dann habe ich vier Monate größtenteils draußen verbracht und das war super.
Ich bin fast immer in der Nähe von viel Wasser gewesen, herrlich!
Ich weiß, dass ich eine gute Logistikerin, Organisatorin und Problemlöserin bin, aber die Reise hat mir das noch bewusster und mich damit selbstbewusster gemacht.
Ich hatte das Gefühl, ich sein zu können, indem ich so viel ausprobiert habe (Helikopter-Flug, Reiten, Marokko..), das reizt mich einfach sehr, Neues zu erleben und zu lernen.
Und Maniküre hat mir echt Spaß gemacht *lach*.
Gut fand ich das Tempolimit in allen Ländern und in vielen die zahlreichen Zebrastreifen; der Verkehr und das Verhalten gegenüber Fußgängern und Radfahrern ist deutlich entspannter und rücksichtsvoller als bei uns (außer in Frankreich).
Was ich am unangenehmsten fand?
Beraubt zu werden.
Das völlig mit Plastik zugemüllte Marokko, die Armut dort, das unerträglich unangenehme Patriarchat.
Die Vorbehalte oder auch starke Ablehnung gegenüber Deutschen (die ich häufig leider nachvollziehbar fand, wenn ich Zeugin peinlicher, respektloser Situationen wurde) und die Arroganz vor allem in den südlichen Ländern, Spitzenreiter Frankreich und Spanien.
Oh, und was auch immer mir in Schottland zugeflogen ist und zum quälenden Jucken über viele Wochen und Narben geführt hat, das war ziemlich schlimm.
Aber am schlimmsten finde ich es, dass fast alle Menschen, auf die ich traf, sich nicht als Teil des Ökosystems Erde sahen. Die Menschen meinen, sie ständen außerhalb, ihr Handeln würde nichts bewegen, fühlen sich nicht die Bohne verantwortlich, die Problematik ist ihnen egal oder nicht bewusst oder bekannt. Kaum jemand will auf einen Teil seiner Bequemlichkeit verzichten oder etwas ändern. Das hat mich ehrlich gesagt ziemlich erschüttert und desillusioniert. Das klingt negativ und nach erhobenem Zeigefinger, ich weiß, aber das ist Teil meiner persönlichen Bilanz.
Das bedeutet nicht, dass ich zur Umweltsau werde oder missionieren will. Ich denke, das einzige, was helfen würde, wären viele neue, strenge Gesetze. Freiwillig und von sich aus wird kaum ein Mensch etwas ändern, die Industrie erst recht nicht.
Das sauberste Land, in dem ich war, war Norwegen.
Die freundlichsten Menschen traf ich in Marokko, Schottland, Irland, Norwegen; in Prag war ich nur eine Nacht, aber alle, mit denen ich Kontakt hatte, waren sehr nett, natürlich und freundlich. Und natürlich punktuell, tolle und besondere Menschen gibt es überall.
Betroffen gemacht hat mich die Situation vieler Tiere (Katzen, Hunde, Esel, Pferde), die in zahlreichen Ländern sehr schlecht behandelt werden.
Die Unmengen von Dingen, die viele von uns (ich auch) horten, die irgendwann im Müll landen, neu produziert werden usw, anstatt dass sie sinnvoll weitergegeben und genutzt werden.
Die Unzufriedenheit und Missmutigkeit der Deutschen erschreckt mich ebenfalls; in keinem Land sind mir so viele Leute begegnet, die so wenig fröhlich aussahen und so grundaggressiv sind und gleich lospöbeln. Und es ist erstaunlich wenig angenehm, seit Österreich wieder alles zu verstehen, was um mich herum geredet wird. So eine kleine autistische Blase hat Vorteile.
Es ist sehr anstrengend, sich fast jeden Tag um existenzielle Fragen zu kümmern (Schlaf und Nahrung).
In St. Andrews in Schottland habe ich den besten Haarschnitt ever bekommen. Problem!
Aber ich bin froh, dass mir so viel Gutes und Schönes widerfuhr und ich ohne ernste Blessuren heimgekehrt bin. Mein Kopf ist ohne wirklich bewusstes Zutun schon dabei, die nächste Reise in Planung zu nehmen....
Fazit: MEHR! WEITER WEG!
Jetzt versuche ich, mit dem Blog von Wix zu WordPress zurück zu ziehen, damit das Drama mit den Speicher- und Uploadproblemen ein Ende hat und ich nettere Widgets in Beiträge einbauen kann für die nächste Reise. Ich freue mich über Anregungen, was ich verbessern könnte.
Dann sind auch Kommentare leichter, Newsletteranmeldungen usw. Daumen drücken bitte!
Und das Wichtigste: Freunde und Familie sehen, hier mit Daggi auf meinem Balkon am 27. Oktober 22.

Hier sind meine Best of-Bilder. Entweder, weil ich sie einfach schön finde oder weil sie besondere Situationen, Essen oder Orte zeigen. Es sind viele, ich weiß, aber die Auswahl war schon sehr streng..... Bedauerlicherweise lädt die Seite die Bilder nicht in der gespeicherten Reihenfolge, also sind sie nur bedingt chronologisch. Aber Ihr habt den Blog ja aufmerksam verfolgt und wisst, wo was war ;-)
Was waren Eure Lieblingsbilder und -beiträge, -orte, -erlebnisse?
So, hat Spaß gemacht mit Euch, mehr, wenn ich einen Plan für die nächste Nummer habe!
Immer wieder kommt die Frage, wie ein Kommentar geschrieben werden kann. Das ist hier wirklich blöd und extrem unübersichtlich. Also: ganz ans Ende einer Beitragsseite scrollen, noch unter die Vorschläge für andere Beiträge. In das Kommentarfeld tippen und loslegen. Bei den meisten verschwindet dann der Button Absenden. Noch ein oder zwei mal (oder häufiger 🙄) in das Feld tippen, dann geht ein Popup auf und man kann ihn absenden. Ja, das verstehe, wer will 🤷♀️ Interessiert den Anbieter aber leider nicht.
Aktualisiert: 5. Nov. 2022
Di, 18.10.2022, Tag 108
Karin und ich fuhren mit dem Auto in das nördliche Linzer Umland, zwar erfolglos waren wir Pilze suchen, unter anderem an der Giselawarthe, aber die Landschaft ist dennoch wunderschön. Abends dann ist Karins Freundin Heike aus der Nähe von Celle angekommen, wir aßen ein von mir gekochtes indisches Kartoffel-Kürbis-Kichererbsen Gericht, eins der wenigen von mir geschätzten Essen der indischen Küche.
Mi 109
Zu dritt ging es erneut auf, Pilze zu jagen, diesmal mit Erfolg. Heike war anscheinend unser Glücksbringer. Wir nahmen einen Imbiss in einer Wirtschaft im Mühlenviertel. Auf dem Rückweg plünderten Heike und ich den Laden vom Haribo Werksverkauf. Da gab es einige Zuckervarianten, die ich noch nie gesehen habe.
Viele Maronen und einige Steinpilze wurden abends zu einem klassischen Pilzragout mit Semmelknödel, danach kloppten wie ein paar Runden Skat, das hat Spaß gemacht!
Do 110
Wir machten einen Ausflug ins Salzkammergut, fuhren mit der Seilbahn den Grünberg in Gmunden hinauf, von dort mit der Sommerrodelbahn, eine 1,4Km Strecke. Die Ausblicke waren spektakulär über der Wolkendecke. Wir besichtigten Schloss Ort, gegenüber vom Traunstein. Ich badete im Vorderen Langbathsee, die Frostbeulen spazierten derweil am Ufer entlang.
Nach der Rückkehr machte ich frischen Hummus aus getrockneten Kichererbsen mit Pinien- und Granatapfelkernen, dazu Salat, danach: Skat.
Fr 111
Ein spätes Frühstück, Karin und ich fuhren in die erneut nicht vorhandenen Pilze (Glücksbringerin war nicht dabei), zurück gab es leckeren Tomatensalat von Heike mit Kürbiskernöl und den Rest Hummus, wieder Skat.
Karin macht richtig schöne Mosaike, in ihrer Wohnung und im Treppenhaus:
Sa 112
Ein österreichischer Regentag. Flohmarkt fiel aus, wir waren lange faul, gingen spazieren, spielten. Ich hatte am Vorabend Paneer gemacht aus 2l Milch (super einfach: 2l Milch aufkochen, Saft von 2 Zitronen rein, zwei Minuten warten, in ein Seih- oder Mulltuch abgießen, aufhängen oder beschweren, in 10min ist er wie fester Quark, nach einer Stunde schnittfest) daraus schnitt ich Stücke, wälzte sie in angeschlagenem Eiweiß, dann in fein gehäckselten Semmelbröseln mit Salz und Pfeffer. Das briet ich in portugiesischem Olivenöl, dazu gab es Tomatenmarmelade und Salat. Das hatte ich in Tarifa mit Ziegenfrischkäse gegessen und fand es köstlich. Mein Versuch war ebenfalls lecker. Fand meine WG auch😊
Österreichisch ist für uns schon manchmal ziemlich lustig.
Mülleimer = Mistkübel
Schlimm, blöd, unschön = grindig
So, 23.10.2022, Tag 113
Um 7:30 tranken wir Kaffee, weil ich ja gute 600Km vor mir hatte. Gegen 9:00 fuhr ich sehr schweren Herzens los. Es war eine wunderschöne Woche, dazu habe ich auch noch Heike kennengelernt, wir hatten irgendwann ein bisschen ein WG-Feeling. Karins leckere Mohntorte mit Marillenmarmelade, tütenweise Chips und anderes Naschwerk wurden von uns erfolgreich in Massen vernichtet.
In Linz fand ein Marathon statt, ich brauchte lange, um aus der Stadt zu kommen. Plötzlich aber war ich in Tschechien, nach 300 gefahrenen Kilometern kurz vor Prag. Eigentlich wollte ich daran vorbei fahren, stellte aber fest, dass ich 11 Km an der Karlsbrücke vorbei kommen würde. Wäre ja schon blöd, da nicht wenigstens einen Blick drauf zu werfen, wo ich noch nie in Prag war?!
Also rein in die Stadt und es war unerwartet entspannt. Ich fand schnell einen Parkplatz, lief zur Brücke, setzte mich in ein Kaffeehaus, vertilgte eine mäßig gute Pavlova (meine ist viel besser 😎) mit sehr leckerem Cappuccino, flanierte dann erstmals in meinem Leben an der Moldau entlang, summte dabei Smetana vor mich hin und kam am Nationaltheater vorbei. Und was steht am Abend auf dem Programm? Genau, Smetana. Nicht mit der Moldau (eines meiner liebsten Stücke), aber trotzdem interessant. Ich guckte nach Karten, ein toller Einzelplatz auf einem Balkon für 20€. Damit war es entschieden. Ich schaute nach einem schönen Hotel und wurde schnell fündig. Vor Ort war es sogar günstiger als im Internet.
Dann spazierte ich los. Viele Läden hatten am Sonntag auf, ich aß in einem modernen tschechischen Gasthaus eine sehr gute 1/4 Ente mit dem typischen Kloß und zwei Sorten Kohl. Lecker.
Das ist ein angenehmer Ort. Die Preise sind wie bei uns, manches vielleicht einen Hauch günstiger. Gestaunt habe ich über die Kioske, die Marihuana anbieten, das ist hier legal und wird offensichtlich rege konsumiert. Das schließe ich zumindest aus der Anzahl der Leute, die mir, eine Tüte rauchend, auf der Straße über den Weg liefen.
Das Hotel ist empfehlenswert. Gut gelegen, ruhig, nettes Personal, gemütliche und schöne Zimmer. Ein Parkplatz auf der Straße vor der Tür kann für 16€/Tag gemietet werden.
Das Nationaltheater ist hübsch, es war recht gut besucht, auf dem Programm stand dies:
Sehr positiv überrascht hat mich Karel Kovařovic (1862-1920), noch nie gehört den Namen. Ein hochgelobter tschechischer Pianist spielte sein Konzert für Klavier (und Orchester) Op. 6 (in meinen Ohren) virtuos, das hat Spaß gemacht und war berührend. Die beiden Amerikanerinnen neben mir und ich waren die einzigen im gesamten Haus, die eine Maske trugen.
Nach diesem schönen Erlebnis schlenderte ich gemächlich im Dunkeln in spätsommerlicher Atmosphäre an der Moldau entlang zum Hotel. In den Cafés und Bars saßen Menschen auf der Straße. Prag wirkt auf mich wie eine noch unverdorbene Mischung aus Berlin und Paris mit einem Tupfer Wien, nur eben in nett. Kleinstädtisch und kosmopolitisch zugleich, charmant altmodisch und ganz modern, menschlich und unverkrampft erscheint es, gepflegt ohne etepetete zu sein und lebendig ohne allzu stressig zu wirken. Gefällt mir.
Aktualisiert: 13. Dez. 2023
Ich weiß, eine Woche ohne Post. Ich bin in Linz und es ist viel passiert, aber der Reihe nach:
101 Dienstag, 11.10.2022
Gemütlich machte ich mich erneut auf den Weg, suchte mir ein Parkhaus und schlenderte los. Markt war leider nicht, nicht klar, weshalb nicht; außer mir standen einige Leute ratlos herum und zerstreuten sich dann. St. Tropez hat sie alle, die wirklich teuren Marken. Läden für Normalsterbliche gibt es nicht. Die Preise sind ein wenig überhöht. Nichtsdestotrotz ist das ein sehr hübscher und charmanter kleiner Ort mit schönem Licht und es hat Spaß gemacht, entspannt Schaufenster zu bummeln und hie und da im Geschäft zu schauen.
2h Parkhaus 6,50€, teurer als ein Tag in Marokko, und da beschwere ich mich. Ts. In einer Galerie sah ich eine Lampe, die mir gefiel und fragte nach dem Preis. Sie sagte, etwas um die 1.000€. Später schrieb sie mir eine Mail und gab den richtigen Preis an, 92.000€. Ich nahm höflich Abstand.
Als ich mich auf den Rückweg begab, war da am Stadtrand ein Restaurant am Strand, das hieß La Bouillabaisse. Ich überlegte kurz, kehrte um und ein. Ein Mal. Eine Bouillabaisse für eine Person sollte 45€ kosten. Räusper. Es gab auch Foie gras (Stopfen ist seit langem verboten, nicht hyperventilieren!), hausgemacht, und eine Soupe des poissons als Vorspeise. Ich fragte, ob das wie eine kleine Bouillabaisse sei, mit Fisch und Meeresgetier. Ja, nicht extra, wie beim Original, sondern in der Suppe. Prima. Also bestellte ich die Gänseleberpastete und die Fischsuppe. Miaou. Immerhin saß ich da wunderschön! Um mich herum lauter Menschen, die in der Mittagspause, so vermutete ich, ein dreigängiges Menü aßen und dazu eine halbe Flasche Wein tranken. Die meisten waren mit dem Auto dort.
Die Pastete schmeckte eigentlich nach nix. Das Feigenchutney war lecker, das Brot verbrannt, der Salat ganz nett, viel Öl. Dann kam die Suppe und es war wieder eine ohne Einlage. Interessierte auch wieder nicht. Ich hatte ein Wasser bestellt und dabei an ein Glas gedacht, es kam eine Flasche, die mit 10€ auf der Rechnung erschien. Ich hab das Land und die Leute schon wieder richtig gern.
Immerhin weiß ich nun, wie man diese Suppe isst wie ein Kenner: man nehme ein Stück geröstetes Brot, bestreiche es mit reichlich Rouille, lege es in die Suppe, auf dass es Suppe aufsauge, bestreue mit geriebenem Käse und sobald dieser leicht angeschmolzen ist, löffle man das.
Ich kaufte noch eine Framboise bei Tarte Tropézienne, eine Bayerische Creme mit etwas federleichtem Biskuit und frischen Himbeeren. Köstlich. Und sechs Piccolos Kriter, ein Sekt, der mich immer an meinen ersten Freund Lutz, seinen französischen Stiefvater Maurice und seine Mutter Friedgard erinnert. Die tranken gern Kriter in ihrer schönen Wohnung in der Bleibtreustr. Eigentlich also schmeckt vor allem die Erinnerung.
Ich badete ausgiebig im fast azurblauen Meer und ließ mich treiben, das war wundervoll.
Zurück im Appartement auf die Terrasse und gleich begann wieder das Jucken und die rasante Pustelbildung, schlimm.
Schuhe an, die Metallmöbel mit Stoff und Kissen versehen, vorbei der Spuk. Ich bin gegen eine Terrasse allergisch, nu geht's ja los!

102 Mittwoch
Ich saß 11h im Auto für 350Km. In Cannes fuhr ich die gesamte Croisette entlang; und wie es oft so ist mit Mythen: es ist einfach nur eine Straße. Sehr voll und mit Läden von Chanel bis Saint Laurent gesäumt. Aber die Küste bis dahin bot einige sehr schöne Ansichten und eine Straße, die zu fahren Spaß machte.
Ich verfuhr mich bei Antibes, hätte den Navi gern in seine Bits und Bytes zerlegt, stand bei Genua 3h im Stau. Ich musste irgendwann so dringend, dass ich im vierspurigen Kriechen schräg an die Seite fuhr, die Fahrertür auf und..... wie sonst?
Und dann habe ich dafür auch noch 24,40€ Maut bezahlt. Saftladen, dieses Frankreich!
In Frankreich sah ich übrigens nur noch eine geöffnete Tankstelle, alle anderen waren leer getrunken und geschlossen und gestern las ich, dass der Kraftstoffpreis, einen Tag, nachdem ich das Land verlassen hatte, bei 3€ lag. Ha ha, keinen Tag zu früh weg.
Im Dunkeln auf einem Autobahnparkplatz suchte ich eine halbwegs bezahlbare Unterkunft und landete in einer netten privaten Einrichtung mit freundlichen Menschen, einem schönen Zimmer und vier total niedlichen und verschmusten fetten kleinen Hunden. Genau das, was ich brauchte.
Essen fiel aus, zu erledigt.
Frühstück war ein Croissant, um 16:30 gab es einen Rest Baguette mit Époisse und frischer Feige.

Zum Abendessen gesalzene Cashews. Ach, und Madeleines zwischendurch.

103 Donnerstag
Der Kaffee war grauslich, das Kuchen(!!!!!)buffet zum Frühstück erst recht. Ich nahm meine letzte Diclofenac-Schmerztablette.
Es war bis zum späten Vormittag extrem diesig und neblig, also wechselt ich auf die halb so lange Strecke der Autobahn. In anderen Ländern gibt es an den dortigen Raststätten für wenig Geld (1,50€) wirklich guten Espresso und Cappuccino und man kann häufig sogar nett sitzen.
Kurz vor 13:00 erreichte ich das Restaurant, das mein Bruder Thomas mir sehr empfohlen hatte, einige Kilometer vor Mestre. Und das war eine ausgesprochen erfreuliche Angelegenheit.
Als Grüße aus der Küche kamen eine zart und knusprig frittierte Zucchiniblüte und ein sehr kross frittiertes Tartarbällchen, sehr interessante Konsistenz, weil innen roh. Dann ein weiteres Amuse gueule, ein mit Minze, Lavendel, Zitrone aromatisiertes Öl mit drei frischen kleinen Brötchen (Maismehl , Sauerteig, Hefe) und selbst gebackenen Grissini.
Die Vorspeise waren schwarze Ravioli mit Fischfüllung, Bonitoflocken und Muscheln. Ein Kracher, auch wenn es auf den Fotos nicht so sehr appetitanregend daherkommt. Dann folgten gegrillte Lammkoteletts auf Püree von violetten Kartoffeln mit einer Balsamico-Zwiebel mit Pinienkernen, ebenfalls sehr gut. An dem Punkt war ich schon ausgesprochen selig, mal wieder etwas Interessantes und Leckeres vorgesetzt bekommen zu haben. Es folgte eine Interpretation von Tiramisu. Espressoschaum, Crumble, ein Mascarpone-Törtchen. Sehr nett, aber nicht so rasend klasse. Alles in allem ein tolles Essen, hat Spaß gemacht. Zum Abschluss nahm ich wieder einen Espresso, auch sehr gut und es kam als Abschiedsgruß aus der Küche noch eine kleine Zuckerwatte, die unglaublich fein war. Da ich noch fahren musste, eine Flasche Wasser zu allem.
So im reinen mit der Welt fuhr ich zum Hotel, was mich mit einem ordentlichen Plumps zurück in die Realität brachte.
Eine wenig angenehme Unterkunft... eine richtiggehende Bruchbude. Ich habe für solche Gelegenheiten den Seidenschlafsack gekauft, darüber war ich in dieser Situation sehr, sehr froh.
Es war viel früher, als geplant, also wollte ich nach Venedig. Ich lief zum Bus und kam nicht mit, weil die Fahrer keine Tickets verkaufen. Es gibt auch keine Automaten. Tickets für Busse gibt es nur an Bahnhöfen oder in Tabacchis. Mittags sind alle Tabacchis zu. Eine Stunde bin ich rumgeirrt auf der Suche. Dann sprach mich der nette Typ von der Rezeption der Bruchbude an und erklärte mir alles. Er ist aus Bangladesh, spricht Italienisch und Englisch. Faszinierend, was für kluge Menschen was für wenig attraktive Jobs machen.
Zum Bahnhof gelaufen, 24h Ticket gekauft für 25€ für alle Verkehrsmittel. Dann in den Bus 2 gestiegen und 13min später war ich in Venedig. Da lief ich viel rum, fuhr Vaporetto, eine sehr schöne Stadt. Rappelvoll leider, Ich möchte mir das gar nicht im Sommer vorstellen. Um 19:00 stieg ich in den Bus, holte mir das erste Mal auf meiner Reise etwas bei McDoof und verzehrte das auf einer Parkbank; es zog mich nicht ins Hotel.
Das Café Florian auf dem Markusplatz:
104 Freitag
Und wie alle wissen (oder?): Berlin hat mehr Brücken (ca. 1.000) als Venedig (ca. 400).
Ich war gegen 9:00 schon in Murano, die Enten schliefen noch, frühstückte eins dieser unglaublich köstlichen, mit Aprikosenmarmelade gefüllten Croissants und schlenderte durch die Gegend. Und weil es so köstlich war, bin ich zurück und frühstückte gleich noch ein zweites.
Es gibt auf Murano fast ausschließlich Läden, die Glaswaren anbieten. Viele (für meinen Geschmack) grauenhaft kitschiges Zeug, einige (für meinen Geschmack) recht schöne oder auch bewundernswerte Dinge. Aus mir selbst unbekanntem Grund taten es mir die roten Oktopoden verschiedenster Größen an. Da es nur Staubfänger ohne praktischen Nutzen sind, erwarb ich dennoch keinen.
Ich konnte einen Glasbläser bei der Arbeit beobachten, als ich eine kleine Gasse wählte und durch ein geöffnetes Tor spähte.
Auch hier setzte ich mich auf einen Espresso in eine kleine Bar und schaute dem mit fortschreitender Uhrzeit reger werdendem Treiben zu.
Ich sah auf dem Wasser ein DHL-Boot, ein Bagger-Boot, Ambulanz-Boote.
Ich nahm ein Vaporetto zur für mich schöneren Hauptinsel, fuhr dabei an der Friedhofsinsel vorbei (Station Cimiteri) und lief zu einem der drei Nagelstudios in Venedig. Es ist wirklich schwer, in der Stadt eine Adresse zu finden. Oft gibt es keine Straßenschilder, keine Hausnummern und manche Läden sind in Wohnhäusern und haben ganz unscheinbare Eingänge im Hof hinter einer Ecke. Es bedurfte also detektivischen Spürsinns, um das zu finden; aber ich komme auch aus der Stadt der Detektive ;-) (hier offenbart sich eine Kästner-Fan. Oder wie ist die weibliche Form von Fan im Deutschen?)
Die Gebäckröllchen oben im Schaufenster sind sizilianische Canolli, mit süßer Creme gefüllt, sehr beliebt in Italien, nicht so mein Fall.
Für zwei Stunden später hatte ich mit Hilfe von Deepl, Händen und Füßen, Mimik und Lachen einen Termin, wir teilten keine gesprochene Sprache.
Auf einer belebten größeren Straße suchte ich mir ein Restaurant und bestellte das Tagesmenü.
Als Vorspeise bekam ich eine gebratene Polentaschnitte mit püriertem Trockenfisch, das war unerwartet lecker. Der Fisch wird zwei Tage in Wasser eingeweicht, dann in frischem Wasser recht lange gekocht und nach dem Abgießen püriert. Er bekommt eine sahnige, fluffige Konsistenz und schmeckt nicht besonders intensiv nach Fisch. Ich fand es klasse. Es folgten Nudeln in etwas salziger Tomatensauce mit Muscheln. Danach dann ein Fischfilet mit Salat. Alles okay. Ich hatte eine Cola Zero bestellt, die erschien mit 5€ auf der Rechnung. Ich war ein wenig erstaunt. Das Argument: die Cola müsse ja ran gekarrt werden. Hm. Ja. Aber in Berlin pflücke ich die Dose auch nicht vom Cola-Baum?! Venedig ist wirklich sehenswert, aber auch recht teuer. Das Essen selbst geht aber (18€ das Menü).
Dann nahm ich meinen Termin wahr und lief bis zum Abend durch die Stadt. Ich trank in einer Bar in einer sonnendurchfluteten Gasse einen Aperol Spritz (3-3,50€ überall, tout Venedig trinkt das). Auf einem Platz in einer anderen Bar einen Espresso am Tresen. Am Canale Grande ließ ich mir bei Magnum ein Eis nach meinem Geschmack machen (mit Baiser und Salzkaramell und Brownies). ich saß an den Ufern von Kanälen und beobachtete das Treiben. Meine Eltern waren auf ihrer Hochzeitsreise in Venedig; ob sie die selben Wege gelaufen sind wie ich, verliebt und noch kinderlos? Ein schöner Tag.
Auf dem Rückweg stieg ich in Mestre früher aus dem Bus und kaufte mal wieder bei einem tollen großen Spar ein. Tramezzini mit Artischocke und Schinken, mit Schinken und Ei, Meeresfrüchtesalat.
Was mich enorm freut, ist das große Gewürz-Ei, das ich da gefunden habe. So eins habe ich schon seit Jahren haben wollen und gesucht, aber nie in dieser Größe gefunden. Ich hätte auch die Flotte Lotte kaufen sollen.
Online kaufte ich eine digitale Vignette für Österreich.
Früh ins Bett und....
Samstag 105
....sehr früh auf. Ich wollte nach Fernitz bei Graz, Karin (die ich bei Joe in Moneygold/Grange kennen gelernt habe) bei ihrem Urlaub gegen Hand-Job besuchen bzw. abholen.
Ich stand um 6:15 auf und war um 7:30 unterwegs. Ich hatte schlimme Rückenschmerzen. Und um 7:40 hatte ich vorne links einen Platten. Aaaaaaaaah!!!!!!
ADAC angerufen (mit dem Rücken konnte ich den Reifen nicht wechseln), auf den Typen gewartet, der nach einer Stunde auftauchte und nur Italienisch sprach. Es ist echt erstaunlich, was man trotzdem an Details kommunizieren kann. Er tippte auf einen kleinen Stein, nachdem er den Reifen aufgepumpt hatte, die Luft entwich langsam. Ich sollte ihm folgen. Er fuhr voran und auf die Autobahn. Da habe ich ihn fast verloren, weil er 80 und schneller fuhr und ich stur nicht über 50. Nennt mich albern, aber mit einem unbekannten Defekt im Reifen, wollte ich nicht schneller fahren. Er fuhr ab, rechts ran, stieg aus und schimpfte, dass ich ihm schon vertrauen könnte und nichts passieren würde. Ich hab die Nase ganz schön voll von übergriffigen Typen, die meinen, sie seien Gottes Geschenk für den Rest der Welt. Ich schimpfte also zurück. Er stieg wieder ein, fuhr immerhin ein vernünftiges Tempo und irgendwann kamen wir tatsächlich mal bei einer Werkstatt an. Das dauerte auch alles, aber nach insgesamt dreieinhalb Stunden war mein Reifen geflickt für 30€ (ein Nagel war der Übeltäter) und ich auf dem Weg nach Österreich. Landschaftlich war es eine schöne Fahrt, durch die Berge, mit Sonne und Nebel, sehr wenig Verkehr und in Vorfreude auf das Wiedersehen mit Karin.
Bei einer Raststätte machte ich Pause, es gab einen Marché mit schönem Salatbuffet, ich saß auf einer herrlichen Terrasse direkt über dem Wörthersee.
Karin sittete zwei süße Miezen bei einem Ehepaar, das viel Grund besitzt und ausgedehnte Räumlichkeiten mit Stallungen. Sehr nett. Wir spazierten noch zu einer Selbstbedienungshütte und ich erstand einen halben Liter prämierten Kürbiskernöls und ein kleines Stück Speck. Auf dem Weg durch das Dorf machte Karin mich auf die Gebäude aufmerksam, deren Belüftung sehr an die Getreidespeicher auf Stelzen in Portugal erinnern. Nach einem Salat mit Kürbiskernöl, dem fabelhaften Apfel Kronprinz Rudolph, Walnüssen vom Baum auf der Wiese und Schafskäse zu Spinatknödeln war Schlaf angesagt.
Sonntag 106
Keine gute Nacht. Wir fuhren erst nach Graz, schauten uns das Kunstmuseum an, aßen leckere Maronen (die Stände gibt es hier alle paar Meter), liefen auf die Mur-Insel; dann bummelten wir durch den nördlichen Teil der Steiermark, aßen eine Kleinigkeit in einer Heurigenwirtschaft und fuhren dann auf die Autobahn nach Linz zu Karins Wohnung im Herzen der Stadt. Aus ihrem Bad schaut man auf den Dom.
Montag 107
Das Bett war gut, aber ich wachte mit noch schlimmeren Schmerzen auf und konnte mich nur raus rollen. Aufrecht gehen war nicht möglich, zum Bad musste ich mich an den Wänden abstützen. So ging das nicht weiter, die Lebensqualität sank deutlich unter den Akzeptanzwert. Ich rief in meiner orthopädischen Praxis in Berlin an und einer Apotheke (Barmherzige Brüder) in Linz. Die Praxis faxte ein Rezept, das war zwar nicht ganz richtig, aber in der Apotheke hatten sie Erbarmen (s.o.) und gaben mir, was ich wollte und brauchte.
Eine halbe Stunde später war ich wieder halbwegs ich, nur die Hüfte tut weiterhin sehr weh.
Wir futterten bei einem kleinen Asiaten etwas und machten uns dann auf den Weg, Pilze im Linzer Umland zu jagen. Leider gab es keine, nirgends nicht. Dennoch war es sehr schön, weil wir über dem dichten Nebel fuhren, der von oben wie ein See aussah, in der Sonne saßen, durch wunderbare Landschaft fuhren, auf einen dussligen Hahn warteten, der auf einer Straße stolzierte, und obwohl Karin zwei Zecken einsammelte, die es sich in ihrem Gesicht gemütlich machen wollten, und eine dicke, braune Spinne, die mich am Straßenrand halten ließ und es hieß, sie oder ich. Thekla verließ dann recht flott den Wagen.
Wir besuchten Karins Mutter und dann juckelten wir zurück. Karin machte köstliche frische Käsespätzle, dazu gab es für mich ein Glaserl super guten (und sehr günstigen und bei Vinos zu kaufenden) Verdejo aus Spanien und ich machte vor und nach dem Essen Blog in Gesellschaft eines schnuffigen schwarzen Katers, der neben mir schlief.