Aktualisiert: 27. Mai 2024
Mittwoch 22.5.24
Die Nacht und der Morgen war mal etwas kräftigerer Wind mit 6 Bft.
Als erstes kümmerte ich mich morgens um den Stempel der Hafenmeisterei für mein Meilenbuch. Darin sind bislang nur die Angaben zu meiner SKS-Prüfungstour von Kiel in die dänische Südsee 2007. Wenn ich jemals den SSS (Sportseeschifferschein) machen wollen würde, müsste ich 1.000 Seemeilen nachweisen, also lasse ich mir das hier eintragen. Die gesamte Tour waren aber nur 75SM über Grund.
Ablegen war schwierig weil eine ordentliche Brise das Schiff gegen den Quai drückte, auf dem Meer dann aber war es nach gekonntem Rangieren durch Peter entspannt und wir segelten, nur mit der Fock, nach Terschelling.
Als wir ankamen, setzte gerade die Ebbe ein, und so erlebten wir im Laufe des Nachmittags und Abends die vollen Gezeiten. Der Tidenhub hier liegt bei etwa 1,80m.
Dörthe und ich schlenderten durch den Ort, bummelten, kauften etwas ein, aßen Kibbeling (die niederländische Antwort auf Fish&Chips) und ganz ausgezeichnete Austern, tranken Kaffee und verbrachten dann den Nachmittag mit Buch an Deck. Es war windig, aber sonnig.
Das Wattenmeer ist ein Binnenmeer, das Schiff ist ein Binnenschiff. Finde ich nicht nachvollziehbar, aber so wird beides definiert.
Vor dem Abendessen stand noch ein kurzes Bad in der Nordsee mit Ellen an. Bad bedeutete in diesem Fall, dass wir uns ins nicht einmal knietiefe Wasser legten, weil es einfach nicht tiefer werden wollte.
Peter, den Schiffseigner, löcherte ich täglich mit Fragen. Die Tsjerk Hiddes hat 8-9.000l Wasser an Bord (das reicht für eine halbe Woche bei voller Belegung) und 1.800l Diesel.
Am Donnerstag, 23.5.24, legten wir mit zunächst unklarem Ziel aber eindeutiger Richtung ab. Der Wind kam aus Süd-West mit 4-5bft, wie es auf dem Wattenmeer sein würde, war zu erkunden.
Wind war da, wir setzten drei Segel und erreichten eine Geschwindigkeit von 5 Knoten (über Grund). Das war sehr schön.
Info:
1 Seemeile=1,852Km
1 Knoten=1,852Km/h
Es ging dann nach Franeker, dem Heimathafen der Tsjerk Hiddes.
Bei Harlingen fuhren wir für diese Route in die Schleuse ein, eine Stunde später hatten wir über den Kanal, vorbei an Feldern und Wiesen, die kleine Stadt erreicht. Wir machten an einem Liegeplatz 150m von Zentrum fest, freundlich beäugt von Enten und Seeschwalben.
Sehr hübsch. Friedvoll.
Das Rudel schwärmte zum obligatorischen Bummel aus, Kleinstgruppen von uns plünderten erfolgreich verschiedene Geschäfte.
Es folgte, nach Genuss des langsamen, goldwarmen Sonnenuntergangs, das gemeinsame Essen.
Der Freitag begann mit Küchendienst. Frühstück für 26 Leute. Leckerchen des Tages waren gekochte Eier und frischer Obstsalat.
Wir fuhren die Strecke des Vortags zurück und wollten zu einer Sandbank segeln, um trocken zu fallen. Obwohl wir alle Segel setzten kamen wir wegen der vorhandenen Flaute kaum voran und standen sogar oft einfach.
Peter schmiss den Motor an und so erreichten wir gemütlich das Ziel, er fuhr auf die Sandbank auf und dann war Warten angesagt. Um 18:00 war Niedrigwasser, gegen 14:00 lief das Wasser bereits ab.
Wir eilten in die Kojen zu den Badesachen.
Dörthe und ich voran, dann folgten etliche nach. War sehr schön.
Wir trockneten an Deck und bereiteten sodann ligurische Pasta und Tomatensalat.
Es war ein starkes Gewitter mit Hagel angesagt, aber abgesehen von einer Stunde starken Regens kamen wir leider nicht zu dem Spaß.
Zum ersten Mal lief ich dann im Watt. Ein schönes Erlebnis! Alles war Grau in Grau, das auf dem Meeresboden liegende Schiff mit dem petrolfarbenen Rumpf darin bot einen nachgerade dystopischen Anblick.
Bedauerlicherweise begann dann der laute Teil des Abends mit viel Alkohol und lauter Musik, das ist beides nicht meine Welt. Da wir mitten im Wattenmeer der Nordsee ankerten konnte sich aber kein Anrainer beschweren.
Der Samstag begann mit Regen. Wir warteten ab und gegen 10:30 nahmen wir Kurs auf Makkum. Das Ijsselmeer ist, weil die Eingeborenen keine Tide haben wollten, durch einen seeeehr langen Deich von der Nordsee getrennt. Also schleusten wir mit vielen Sportbooten und legten dann im kleinen Hafen an.
Da meine Segelhandschuhe gestern verschütt oder über Bord gegangen sind, kaufte ich mir hier neue. Segelsetzen (da passiert nichts automatisch oder über tolle leichtgängige Winden, sondern mit den Händen und viel Kraft von vielen Menschen) ist ohne Schutz keine solche Freude. Die dicken, rauen und manchmal nassen Taue sind schmerzhaft, wenn man sie fest anfassen und mit dem eigenen Körpergewicht ziehen muss.
Wer sich fragt, wie ich das mache: Doping. Morgens und abends 100mg Diclo.
Am Sonntag war ich mal wieder als erste auf, schnipselte zwei Schalen Obstsalat und saß dann mit den anderen Frühaufsteherinnen wehmütig an Deck, ein letzter Sonnenaufgang, schluchz.
Wir segelten bei allerschönstem Sonnenschein und 4-5bft zurück nach Harlingen, räumten auf und aus, um 15:11 ging unser Zug von dort und das ist das Ende dieser wunderbaren Reise. Um 22:00 bin ich zurück am Hauptbahnhof. Mäh!
(Ich hatte schon überlegt, bei Peter als Smutje anzuheuern, damit es nicht vorbei ist…).
Ich habe mich schon für den Törn im nächsten Jahr angemeldet, wie fast alle, die an Bord waren.
Ein komisches Gefühl, als die anderen in den Bus stiegen und davonfuhren nach einer so intensiven, nahen Woche; aber immerhin reise ich mit Vera nach Berlin
Hier kommt eine niederländische Schulklasse von einer Weltumseglung zurück. Ist wohl nichts Ungewöhnliches hierzulande.
Das war unsere grobe Route:
Kommentare, Anmerkungen, Fragen gern 🙂
Aktualisiert: 26. Mai 2024
Über Düsseldorf ging es nach Harlingen, dort wartete auf uns die Tsjerk Hiddes.
Meine Freundin Dörthe, die in Düsseldorf lebt, hat eine solche Segelreise schon mehrfach unternommen und ihre Schilderungen und Bilder liessen in mir den Wunsch keimen, das mal mit ihr und der sehr sympathischen, humorvollen und herzlichen Gruppe gemeinsam zu erleben. Also habe ich mich kurz entschlossen eingebucht, als ein Platz frei wurde.
Nachdem dieses Jahr schon zwei große geplante bzw. auch schon gebuchte Reisen geplatzt sind (das Nordkap mit Hurtigruten wurde eine Woche vor Abreise wegen Havarie des Schiffes in der Nordsee durch den Veranstalter storniert, Südafrika fiel wegen einer Planänderung meines Bruders ins Wasser), bin ich froh, dass zumindest dieser Törn stattfindet.
Am Pfingstsonntag musste ich noch wegen eines abgebrochenen Zahns zum Not-Zahnarzt, aber das hielt mich natürlich nicht ab.
Am Montag schifften wir uns nach einer vierstündigen Busfahrt von Düsseldorf aus ein (mit unfassbaren Mengen Gepäck und Vorräten), speisten formidabel mitgebrachte Köstlichkeiten und segelten am heutigen Dienstag nach einem schönen Frühstück los.
Tagesziel war die Insel Vlieland.
24 Frauen, der Skipper und ein Maat sind an Bord des großen Schiffes. Ich habe zwar den Sportküstenschifferschein, aber solch ein Gerät dürfte ich nicht führen.
Fast alle Frauen sind aus Düsseldorf und Umgebung, einige machen die Reise seit 27 Jahren.
Der Platz ist sehr begrenzt an Bord, wir belegen immer zu zweit eine Kajüte, unter Deck gibt es noch die Pantry und die Messe, an Deck einen nicht allzu großen Bereich zum Sitzen und reichlich Fläche, die zum Schlunzen genutzt werden kann.
Die Tsjerk Hiddes ist ein Dreimast-Clipper von 1881 mit 12 Gästekabinen (für je zwei bis drei Personen), die alle ein eigenes Bad haben.
Das Schiff hat 520qm Segelfläche, ist 54m lang (Rumpf 40m), 6,80m breit und hat nur 1,35m Tiefgang. 300PS lassen es auch unter Motor gut vorankommen, es hat zwei seitliche Schwerter und kann trocken fallen (da es ein Plattbodenschiff ist). Es ist das größte und älteste Schiff seiner Art in den Niederlanden, das fährt.
Die Gäste, also wir, sind die Deckscrew.
Thies, der Maat, gab eine kurze Einführung zum Setzen der Segel und zu den drei einfachsten Knoten, der Kapitän Peter zeigte uns die beste Option für den Tag auf der Karte, basierend auf der Wetterlage mit ablandigem Wind von Ost.
Eineinhalb Stunden später waren wir aus dem Harlinger Hafen raus und drei Segel gesetzt.
Bei Peter schaute ich mir das Navi-System an und die Seekarte der Region.
Er fährt in diesem Gebiet seit zwanzig Jahren, er manövriert eher nach Erfahrung und Gefühl.
Erstaunt war ich über die auf der Karte angegebenen Wassertiefen: von 0,4-1,5m außerhalb der Fahrrinne, verrückt.
Das ist der Grund, weshalb 80% des Wattenmeeres bei Ebbe frei liegen und die Schiffe hier traditionell Seitenschwerter haben.
Auf Vlieland spazierten wir in den pittoresken, touristisch orientierten Ort, aßen sehr gutes teures Eis, flanierten, kauften ein und schließlich gingen Vera, Dörthe und ich noch zum Strand und rannten ins erfrischende Wasser. Und noch mal. Und Vera noch 3x 😁
Zurück an Bord bereitete das Küchenteam des Tages schon das Essen vor.
Ein toller Tag. Viel Wind (4-5bft), Sonne, alles sehr schön und entspannt.
Morgen geht es, je nach Wind und Wetter, vermutlich nach Terschelling. Angesagt ist mehr Wind, aber das ändert sich alle Stunde, also entscheiden wir morgen spontan.
Für ein paar Tage war ich zu Besuch bei Edda und ihrer Familie in Loheland in der Rhön.
Eine landschaftlich wundervolle Gegend und
Loheland ist ein friedlicher, zauberhafter, geschichtsträchtiger, schöner Ort.
Wir waren auf dem höchsten Berg (950....hüstel...Meter) Hessens, der Wasserkuppe, die an Bayern und Thüringen grenzt.
Dort oben genossen wir den Blick auf die umliegenden sanften sattgrünen Berge und Täler, die Starts der Klein- und Segelflugzeuge, in den kleinen Lädchen erstanden wir Schätze (ich kaufte zwei Mützen mit Angora und Kaschmir in tollen Farben), mit den Kindern fuhren wir mit den Sommerrodelbahnen (ja, Plural, toll!).
Edda fuhr mit mir durch pittoreske Dörfer und zeigte mir schöne Ausblicke, das Kloster Frauenberg in Fulda mit spektakulärem Blick (und mäßiger Gastronomie, die man aber für Atmosphäre und Aussicht in Kauf nehmen sollte) und Second Hand Läden, in denen man eine für Menschen aus meiner Region ungewöhnliche Auswahl gebrauchter Kreuze angeboten bekommt.
Sie setzte mich am wunderbaren Freibad Rosenau ab, wo ich meine 1.000m schwimmen und auf der Rutsche rutschen konnte.
Es gab Tomaten, Möhren, Gurke und Äpfel aus dem Garten, die Miezen strichen ums Haus (leider sehr zurückhaltend), mich entsetzten monströse Spinnen und Edda rettete mich 😂
Wir verbrachten sonnenbeschienene Zeit im sehr erfrischenden Pool im Garten. Auf dem riesigen Trampolin ließ es sich ausgezeichnet faulenzen und in den Himmel träumen.
In der Bischofsstadt Fulda schlenderte ich durch die hübsche Altstadt und machte neue Katzenbekanntschaften, in Loheland spazierte ich über das stiftungseigene Grundstück.
Die hessische Aussenwirkung ist häufig recht herb, nur bedingt mein Fall. Unfreundlich habe ich in Berlin schon ausreichend.
Wir besuchten das Streetfood Festival auf der Ochsenwiese bei schönstem Spätsommer-Wetter.
Wir spielten Scrabble (ich liiiiiebe es), ich plünderte die Kürbisblüten im Garten, verscheuchte Bienen und Schnecken daraus, füllte sie mit Mozzarella (nicht die Bienen und Schnecken) und zog sie durch Bierteig, um sie dann als Snack auszubacken.
Und plötzlich waren die dreieinhalb Tage im neu kennengelernten Rudel leider schon wieder vorbei und ich fuhr wenig begeistert zurück nach Berlin.
Das waren perfekt schöne Spätsommertage in allerbester Gesellschaft!