Aktualisiert: 12. Dez. 2024
Diese beiden Zugfahrten, die mit zu den schönsten Europas gezählt werden und gerade im Winter besonders reizvoll sein sollen, geisterten schon einige Zeit im für Reisephantasien reservierten Teil meines Kopfes herum.
Bei der Recherche lief mir Interrail über den Weg. Ich dachte immer, das sei nur für Menschen unter 25, aber nein! Und der Black Friday bescherte mir 25% Rabatt auf einen 7 Tage-Pass, mit dem ich die Reisekosten somit um ein gutes Drittel reduzieren konnte.
Die Sitzplatzreservierungen für die beiden Panoramazüge sind allerdings obligatorisch und zusätzlich zu buchen.
Mittwoch, 4. Dezember
Das Abenteuer begann mit dem Nightjet, einem Nachtzug der ÖBB von Berlin nach Zürich.
Nachtzug-das ist doch mit einem Nimbus von Romantik und samtiger, glänzend polierter, altmodischer Weltläufigkeit verbunden, Schrankkoffern, Luxus und eleganten Speisewagen mit livrierten Kellnern und kleinen Tischlampen mit warmem Lichtkegel auf weißen Tischdecken? Musste ich auch unbedingt mal ausprobieren!
Wie prosaisch dann doch die Realität sein kann 🙄
Um 21:00 ging es los, ich hatte mich in ein zwei Damen-Abteil eingebucht, die noch akzeptabelste noch bezahlbare Variante. Es gab zum Ticket sogar ein frugales Frühstück, im Abteil warteten Wasser, in Plastik abgepackte Snacks und Einmal-Pantoffeln sowie ein billiger Wasch-Lappen.
Zu dritt stelle ich es mir unzumutbar vor, es ist sehr eng. Sehr. Ich möchte so weit gehen und den beliebten Vergleich mit der Sardinendose bemühen.
Nicht ganz die Mondänität (ja, das ist das Substantiv, ich war ebenfalls erstaunt und entzückt), die ich mir erhofft hatte.
Der Schaffner hätte auch als er irgendwo auftreten können, ein schon lachhaft grundentspannter Typ.
Donnerstag, 5. Dezember
Um 10:00 fuhren wir in Zürich ein.
Ich war noch nie dort, also kam der Trolley in ein Schließfach (6h für knapp 7€) und ich erkundete zu Fuß die Innenstadt, die Ufer des die Stadt teilenden Flusses Limmat und einen Zipfel des Zürichsees.
Es ist sehr hübsch, aber die Atmosphäre ist kalt. Die Menschen sind ebenso missmutig und unzufrieden wie in Berlin, das kann ich zu Hause billiger haben.
Ich dachte, in Kopenhagen und Reykjavik hätte ich erlebt, wie teuer geht, aber das hier war noch mal eine Schaufel drauf.
Positiv aufgefallen ist mir, dass es hier noch eine Menge Handwerk zu geben scheint. Gilden und Zünfte spielten und spielen zudem anscheinend eine große Rolle.
Gefiel mir dennoch insgesamt alles nicht so, also stieg ich eine Stunde früher als geplant in den Zug, es ging weiter nach Chur, Ausgangspunkt des Bernina Express am Folgetag. Highlight der Zugfahrt, neben dem netten Ausblick, war das Pilzrisotto im Automaten.
Ebenfalls nett das Städtchen, in drei Stunden ist jede Gasse der Altstadt abgelaufen. Es war ordentlich frisch. Obwohl Chur mit 592m nur 190m höher liegt als Zürich, war der Unterschied bemerkenswert.
Stutze nur ich bei dem Ladenschild der Buchhandlung?
Die Burger für um die 30€ gab es in einem Bistro, für mich wurde es allerdings ein Gericht beim Thai.
Und bei der Zuckerbäckerei musste ich einfach gucken und fünf ganz kleine Kunstwerke erstehen und dem Zuckerbäcker ein wenig über die Schulter schauen im hinteren Teil des entzückenden kleinen Ladens.
Ich logierte im Zunfthaus zur Rebleuten; sauber, charmant und angenehm.
Nikolaus
Der Bernina Express schlängelt sich auf 2.253m hoch, die Strecke gehört zum UNESCO Welterbe.
Nach einer Stunde, bei Filisur auf 1.000m, begann es, entsprechend meinem geplanten Programm (😎), zu schneien und der steile Aufstieg wurde in Angriff genommen.
Hübsch, aber jetzt nicht so, dass man aus den Aaaaahs und Ooooohs nicht mehr heraus kam.
Zudem war es stressig, weil mehr als die Hälfte der Leute über Stunden ständig aufsprangen, Plätze wechselten, sich über einen beugten, um mit diversen Vorrichtungen wie Selfi Sticks und verschiedenen, an der Telefonrückseite aufgebrachten Hilfsmitteln wie Saugnapfmatten (ehrlich-um das Teil ohne Reflektion am Fenster klebend fotografieren zu lassen) ununterbrochen Fotos und Videos zu machen, statt mal im Moment zu sein und mir nicht ihre Mantelzipfel ins Gesicht zu hängen.
Da Nikolaus war, bekamen alle Fahrgäste netterweise einen kleinen Blechzug, gefüllt mit Schoki-Herzen von Lindt, und einen kühlen Kräutertee.
Ich hatte eine sehr nette Unterhaltung mit zwei jungen Männern aus Duisburg. Der eine war nach Australien ausgewandert, ohne es jemals zuvor besucht zu haben, kam aber nach zwei Jahren zurück. Nun denkt er über Kanada nach, Westküste. Da war er auch noch nie. Der andere ist in die Schweiz ausgewandert (sein Verdienst ist etwa doppelt so hoch wie in Deutschland) und überlegt nun ebenfalls, irgendwo hin zu ziehen, wo er noch nie war. Faszinierend.
Die Abfahrt hat durchschnittlich 7% Gefälle-was mögen das für spezielle Bremsen sein?
In Tirano legte ich meinen Trolley im gebuchten Apartment ab und spazierte dann durch den Ort. Nett, mal wieder in Italien zu sein!
Im Supermarkt erstand ich ein Stück Käse und eine kleine Salami für daheim, sowie einige Mitbringsel und Tramezzini mit Krabben für sofort🤤 Mein Frühstück, weil ich morgens verschlafen und fast den Zug verpasst hatte.
Für den Abend reservierte ich in einem Restaurant, das die Vermieterin mir empfahl.
Die Sonne strahlte, überall waren Cafés, ringsum hohe Berge, ein Markt, kleine Geschäft, nettes Lebensgefühl. Wäre es möglich gewesen, hätte ich einen Sack frischer Artischocken mitgenommen, die es an mehreren Ständen günstig gab.
Ich hatte vergessen, dass es in Italien in der Regel kein Dressing gibt und so konnte ich mir im Restaurant nur selber Essig und Öl über meine sehr, sehr unfrohen Salatblätter träufeln.
Die Steinpilzlasagne war gut, das Interieur recht schön. Ansonsten die übliche Problematik der Alleinreisenden, die es einem unnötig vergällt; Katzentisch am Eingang zum Büro/Lager, keiner nahm mir den Mantel ab (allen nachfolgenden Gästen schon), kein kleines Wasser auf der Karte und die Weigerung, stattdessen ein Glas Leitungswasser zu bringen. So kam es denn auch zu keinem Dessert oder etwas anderem mehr.
7. Dezember
Der Plan für den Tag war, logistisch bedingt, einfach: Zug nach St. Moritz, kurz anschauen, ins Hotel und entspannen.
Die Blicke (das war die gleiche Strecke wie gestern, nur die reguläre Fahrt, wesentlich günstiger und keinen Hauch unattraktiver als mit dem Panoramazug) waren heute aufgrund der Wolkenformationen und der Lichtverhältnisse teils dramatisch und etwas unwirklich.
Das Örtchen Sankt Moritz ist erstaunlich, noch erstaunlicher, als ich angenommen hatte. Hier ist wirklich viel Geld im Urlaub. Eigentlich lebt das hier nur von den sehr teuren Luxusgeschäften, den verrückt teuren Restaurants und Hotels. Es ist gar nicht mal hübsch. Ich verstehe die Anziehungskraft nicht 🤔
Ich nahm den Bus nach Champfér, etwas außerhalb, ging spazieren und bezog dann mein einfaches Zimmer im Hotel.
Ebenfalls ein Black Friday-Angebot inklusive Halbpension und Wellnessbereichsnutzung.
Das war ein eher schlichter Rahmen, aber nett. Verliebt habe ich mich in die Bank mit Kuhfellbezug im Foyer. Das wäre was für meine Küche! Schön kitschig.
Der Pool war ungewöhnlich groß für ein Hotel, ich hatte ihn für mich, dann hüpfte ich noch kurz in den Whirlpool und die drei Saunen zum Ausprobieren.
Hier mal eine Speisekarte eines Restaurants in Champfér:
Das Angebot für das inkludierte Abendessen waren vier Gänge. Mein Menü war solide, wenngleich sowohl die Paprikasuppe als auch der Romanesco zum Ossobuco innig mit Zitronengras verbandelt waren und ein wenig das Bild verwerteter Reste eines thailändisch inspirierten Essens anklingen ließen. Aber das wird ja keine Restaurantbesprechung; also, alles okay soweit.
Am Sonntag
rutschte ich früh den Hang hinauf (und immer wieder ein Stück zurück) zum Bus, der Glacier Express fuhr um 8:51 ab nach Zermatt.
Über Nacht hatte es geschneit und war deutlich kälter geworden, die Straßen unter einer Schneedecke spiegelglatt.
Normalerweise liegt der Schnee um diese Zeit wohl mindestens einen Meter hoch.
Ich hatte ein Mittagessen dazu gebucht mit zwei Gängen, als Suppe kam eine mit Maronen, also Kastanien.
Da mir nicht so wohl war, tauschte ich das Hauptgericht aus gegen ein kleines Dessert, eine Ananas Charlotte (das war es nicht wirklich, aber angelehnt).
Die Scheiben spiegelten leider stark, dass das auf einigen Bildern zu sehen ist, war nicht zu vermeiden. Eine Saugnapfmatte hätte auch nicht geholfen.
Insgesamt war das recht schön, insbesondere die Farbtöne des Wassers und das ungewöhnliche Licht, aber mit über 8h deutlich zu lang.
Die Bahn klettert bis auf 2.200m. Der steilste Anstieg sind 125m auf 1Km, da kommen Zahnräder zum Einsatz.
Zermatt liegt übrigens am Fuß des Matterhorns.
In Zermatt bot sich das gleiche Bild wie in St. Moritz: Bucherer, Moncler, Cartier usw, hier kam noch Après-Ski dazu.
Nicht meine Welt, aber mal interessant zu sehen. Ich spazierte den Ort wieder ab und Abendessen besorgte ich mir im Supermarkt-diese Restaurantpreise will ich nicht bezahlen.
Zermatt ist autofrei. Erlaubt sind Taxis, Kutschen und Räder.
Die Mieze im Schaufenster war echt.
Ein Franken sind heute 1,08€. 14,50CHF für einen Döner sind also 15,62€.
Mein Abendessen hat 15,40€ gekostet. Ein kleiner abgepackter Salat, 0,75l Wasser, eine Tüte der günstigsten Trockenpflaumen.
Montag, 9. Dezember
Am Morgen meiner Heimreise sah es aus wie im Wintermärchen, eine dicke Schneedecke lag über allem und erinnerte mich daran, dass ich furchtbar gerne mal wieder Langlauf machen würde. Wäre dafür jemand zu begeistern? Gerne melden!
Zusammenfassend betrachtet waren die Fahrten schön, aber nichts, was mich vom Hocker gerissen hat. Und man muss sicher nicht die teuren Panoramazüge nehmen, die regulären Bahnen auf der Strecke bieten sogar das entspanntere Erlebnis.
Nachtrag: die Schweiz gehört nicht zum EU Roaming-Gebiet, weshalb ich mir mal wieder eine eSIM von Airalo gekauft hatte. Trotzdem bekam ich für die wenigen Tage eine Rechnung über fast 40€. Also Vorsicht bei Nutzung des Smartphones dort!
(Ich weiß nicht, wo ich einen Fehler gemacht habe).
Aktualisiert: 17. Feb.
Am Samstag war das Wetter durchwachsen und es war sehr windig, wir radelten zum Meer bei Valby Strand und von dort zurück, wobei wir in einen ordentlichen Regenguss gerieten.
Nach einem Tee und in trockener Kleidung spazierten wir wieder los, am Wasser entlang an Saunen und Freibädern vorbei. Herrlich hier ist, neben dem vielen Wasser, der Nähe zur See, den schönen Bauten, der entspannten Atmosphäre, der guten Luft vor allem die Weite.
Plötzlich und viel zu schnell war der Tag vorbei. Unser Abendessen: Kabeljau und Kartoffelsalat.
Und dann war schon Sonntag. Time flies. Wir liefen zum Wasserbus und fuhren bis zur Oper. Zurück spazierten wir, kamen an einer Eisbahn vorbei und an einem Gasoline Grill, der angeblich die besten Burger der Stadt verkauft. Was soll ich sagen? Nun muss ich die anderen nicht mehr probieren, kann ja nur weniger als durchschnittlich sein. Schöner Gang am Wasser entlang, wir sahen wieder einige Menschen, die aus der Sauna (am Ufer oder auf dem Kanal als Saunaboot liegend) kommend ins Meerwasser sprangen; wie die Isländer ein unerschrockenes kleines Volk.
Nach einer schönen Tasse Steintee und einer kleinen Pause liefen wir zu Kødbyens Fiskebar im Meat District. Ein Meeresfrüchte-Restaurant, das auch wieder vielerorts äußerst lobende Erwähnung findet.
Wir bestellten je einen Cocktail vorweg, meiner klang vielversprechend mit Gin, Cointreau und Kirsche. Was kam war ein winziges Glas, es schmeckte einfach stark nach Alkohol und war bedauerlich wenig ausgewogen. Die Cocktailkirsche war grottenschlecht. Ich empfehle Luxardo oder zumindest Fabbri, wenn es günstiger sein soll.
Ich freute mich auf ein Austern-Tasting; fünf verschiedene Sorten. Sie waren frisch, die Vinaigrette war extrem sauer und hätte jegliches Aroma getötet, es gab aber auch einen rettenden Schnitz Zitrone. Besonders gut schmeckte mir die der Sorte Antilope aus der Normandie, kannte ich noch nicht.
Claudia hatte schön frischen und zarten rohen Fisch, angerichtet schlicht mit einer Gurkenscheibe und einer Soße. Ich weiß nicht, was es war. Sie fand es prima.
Dann kamen für uns beide Blaumuscheln, dazu stellte man uns ein Tortenstück Sauerteigbrot auf den Tisch mit geschäumter Butter (das macht sie übrigens nicht besser, liebe Leute)
Sehr mäßig. Anfangs irritierte ein intensiver Geschmack nach sehr sellerielastiger Genüsebrühe. Sie waren etwas übergart und entsprechend ein bisschen zu trocken und geschrumpft, die Cidre Sahne-Brühe war etwas fad aber nett, seltsam waren auch die noch etwas rohen kleinen Kartoffelwürfel (hatte zumindest der Service behauptet, dass es Kartoffel sei, aber wir beide waren überzeugt, es mit Sellerie zu tun gehabt zu haben). Es war nicht schlecht, aber durchaus ein Stück entfernt von toll oder besonders.
Claudia wählte dann ein Dessert das eine mit Schokolade umhüllte Variation des klassischen dänischen Milchreises Risalamande darstellte, angerichtet mit kaltem Milchschaum und fermentierten Kirschen. Darin schwelgte sie begeistert.
Sauerteig und Fermentation sind hier schwer angesagt und werden überall und teuer verkauft, als wäre beides gerade erfunden worden und der heißeste Scheiss.
Darf ich etwas anmerken dazu? Okay, danke:
Schriftlich festgehalten wurden erste Rezepte für Sauerteig vor 2.000 Jahren, es gab ihn sicherlich schon laaaaaange vorher. Es ist nichts weiter als eine Mischung aus Mehl und Wasser, die man gären lässt.
Fermentiert wurden Lebensmittel bereits vor über 10.000 Jahren. Es ist eine sehr einfache Art, Nahrung haltbar zu machen durch anaerobe Gärung (ohne Sauerstoff)/Milchsäuregärung. Sauerkraut ist ein Beispiel, das hierzulande jeder kennen dürfte. Kimchi eine würzige Variante aus Korea.
Das war es für mich mit dem Versuch, in Kopenhagen besonders essen zu gehen.
Es ist vollkommen überteuert, macht vorweg einen super tollen, hippen, anspruchsvollen Eindruck und enttäuscht dann durch seine bestenfalls gerade eben so erreichte Durchschnittlichkeit.
Es war trotzdem ein schöner Abend mit Claudia, danach sind wir noch nebenan bei Ismageriet ein Eis essen gegangen und das war sehr gut.
Ein Verdauungsspaziergang, der die 15.000 Schritte voll machte, ein Tee, Bett.
Es führt wohl kein Weg daran vorbei, ich muss wieder kommen.
Aktualisiert: 17. Feb.
Der Norden lockt mich einfach am meisten. Und ich wollte endlich mal Claudia besuchen, die seit ein paar Jahren in der dänischen Hauptstadt lebt.
Eine Zugfahrt hätte zehn Stunden gedauert und so viel gekostet wie ein Flug. Der keine Stunde dauert. Mal ehrlich, selbst der ehrgeizigste Mensch in Sachen Nachhaltigkeit hätte entschieden wie ich.
Donnerstag-Mittags landete ich bei Sonnenschein und nahm gleich die Metro.
Claudia wohnt wunderschön am Kanal, nach Tee und Begrüßung stiegen wir auf die Räder und fuhren die Seen in der Innenstadt entlang.
Auf dem Plan stand ein Essen im Ark, einem hoch gelobten veganen Restaurant mit einem grünen Michelin Stern.
Es war sehr gemütlich, unsere Bedienung eine sehr nette junge Frau mit erfreulicher Sachkenntnis.
Das Menü (es gibt nur das eine) mit neun Gängen kostete Wochentags im November „nur“ 999DK statt 1.299DK.
Wir starteten mit je einem Cocktail. Meiner, wunderbar kalt mit Rhabarber, Umeboshi, Champagner und Marille, war sensationell gut und, rückblickend betrachtet, das Highlight des Abends dort. Dazu gab es ein sehr festes Gelee (Rhabarber?), das in etwas sehr Salzigem gewälzt worden war. Ein Kontrapunkt. Lecker. Wäre er mit 250DK (ca.33€) nicht so absurd teuer gewesen, hätte ich gern einen zweiten bestellt 🤷♀️ Claudias mit Kohlrabi und Holunderblüte war weder ihr noch mein Fall.
Für den Rest des Abends blieben wir bei Leitungswasser, welches (Kopenhagen…) mit je 40DK (etwa gute 5€) in Rechnung gestellt wurde.
Das Essen war durchweg sehr schön angerichtet, jeder Gang wurde äußerst vielversprechend erklärt und beschrieben.
Fermentierte Kartoffeln sahen aus wie rote Bete, Tomatenessenz tauchte immer wieder auf, war aber wenig aromatisch.
Bis auf das Millefeuille aus Kartoffel, was einfach schönes Comfort-Food war (bei dem die Mehlschwitze allerdings nicht lang genug durchgekocht worden war und noch dezent mehlig schmeckte) mundete aber leider nichts besonders toll.
Wirklich schade, sie schrammten meist haarscharf an wirklich lecker vorbei.
Das Chawanmushi mit Brombeeren war eiskalt und mit Aromen kombiniert, die ich nur scheußlich fand; Claudia hingegen empfand sie als recht lecker und nahm sich meines Schüsselchens an. Es wurde zum Pilz serviert.
Die Inhaber betreiben eine Pilzfarm, entsprechend tauchten als Hauptgericht eben dieses schön fleischige Exemplar auf, der Zimtkappe hieß, und Sückchen davon auch als angenehm knautschige Nebenzutat im sehr würzigen, fast schon versalzenen Cassoulet mit etwas zu bissfesten Bohnen.
Es folgte noch ein Scheibchen getoastete Brioche mit Birne und geriebenem Käse. Nett.
Zwei Desserts folgten, die sehr gute Elemente hatten, aber erneut nicht komplett überzeugten. Das Milky Oolong-Eis auf Kürbis und Nussmus war nicht besonders aromatisch und auch zu wenig süß, von den vier Aromen auf dem anderen Teller waren lediglich das Sorbet aus Winterkräutern und die dezente Muskatcreme ansprechend. Der gelierte Spiegel mit Tonkabohne war schon wieder so zurückhaltend, dass kaum etwas zu schmecken war.
Gut waren das Rhabarbergelee und die Praline aus Schoko-Ganache zum Abschluss.
Eine nette Idee: im Menü, das wir zum Abschluss bekamen (etwas, was mich kolossal nervt; ich hätte es gerne zum Essen, um schauen zu können, was die Grundzutaten sind) und das auf Recyclingpapier gedruckt ist, sind Vergissmeinnicht-Samen eingearbeitet, die man im Frühling aussetzen kann als Papierfetzchen.
Fazit: schade. Viel zu teuer, viel verschenkt. Gute Grundzutaten, gute Ideen, nicht so gut umgesetzt. Enttäuschend.
Am Freitag radelte Claudia zu ihrer Dänisch-Klasse, ich verbrachte einige Stunden auf einer Wärmflasche und rüstete mich wegen meiner schlimmen Rückenschmerzen mit reichlich Diclo und holte sie mit dem Rad später ab. Wir fuhren zur Markthalle, flanieren, köstliche Empanadas essen, fabelhaften Käse kaufen, leckeres Baguette, hübsche, golden bestäubte Baumstammpunschrollen.
Nach einem Tee-Päuschen mit den schimmernden Baumstämmen radelten wir erneut los und erkundeten ihre Gegend weiter.
Abends machten wir Hummus mit zart nussig duftenden, gerösteten Pinienkernen und S‘chug nach meinem Lieblingsrezept, dazu Salat und Baguette. Schön.