Aktualisiert: 2. Mai 2023
Am Montag ging es schneller als erwartet zum Flughafen. Wer nach Tokio will und sich fragt, in welchem Viertel er schlafen soll, dem würde ich durchaus Asakusa empfehlen, nachdem ich die Stadt kreuz durchquert habe. Sehr gut vom Flughafen zu erreichen, belebt und interessant, sehr gute Verkehrsanbindung mit der Ginza- und Asakusa-Linie, in den Seitenstraßen sehr ruhig. Ich habe für die drei Nächte in dem kleinen Hotel 220€ bezahlt, was ich völlig okay finde im Preis Leistungs-Verhältnis.
Das Auto zu übernehmen, bedeutete viel Papierkram. Und dann ging's los🤷♀️Ich kann nur jedem anraten aus meiner mittlerweile gesammelten Erfahrung, der in einem anderen Land Auto fahren will und ein wenig unsicher ist, zuerst Autobahn zu fahren. Das ist vertraut, man bekommt ein Gefühl für Verkehrsfluss und Fahrweise und natürlich für das Auto. Nach zehn Minuten hatte ich ein sehr deutliches Gefühl. Die fahren wie die Henker. Im Tunnel fährt 1/3 ohne Licht, Geschwindigkeitsbegrenzung, was ist das? Wo 50 steht fahren sie 100. So viel zu dem japanischen Verkehr und den angekündigten drakonischen Strafen bei Fehlverhalten. Ansonsten Linksverkehr, der einzige große Unterschied in der Beschilderung ist das Stop-Schild. Das ist dreieckig und rot. Das Auto ist leider Automatik und somit so sportlich zu fahren wie ein Bügeleisen.
Ich kam durch sehr viele Mautstellen. Tokio zu durchqueren und auf der Autobahn zu fahren hat mich heute um die 40€ gekostet. Das wird über die im Auto installierte ETC-Karte abgerechnet, die bei den (meisten) Mautstellen elektronisch die Daten übermittelt. Zweimal musste ich aber auch 200¥ aus dem Fenster reichen.
Die Gegend um Tokio herum ist erschreckend hässlich. Erst kommen triste Wohngebiete mit furchtbar vielen Masten, Leitungen, Kabeln, dann Industrie. Viel und groß und unansehnlich. Das ging bis weit nach Kawasaki so. Riesige Areale, Wälder aus gigantischen Kränen, Eisen, Stahl, Rost, Hallen, Dampf, Schiffe, LKWs, Schlote, Gebäudekomplexe so weit das Auge reichte.
Plötzlich war rechts von mir der Fuji. Sein schneebedeckter hübscher Gipfel nur von Wolken flankiert, nicht verdeckt. Ein schöner Anblick, jetzt verstehe ich es.
An einem Rastplatz fuhr ich raus, es war 13:00 und ich hatte noch nichts gegessen. Das ist etwas anders als bei uns. Eine große Halle voll mit Imbissen und Ständen. Hunderte Leute saßen da und aßen. Ich holte mir eine Schüssel je ne sais quoi, ich nehme an, es war Rind (hauchdünn geschnitten, mit ein paar Streifen Zwiebel, auf Reis), ich habe bei den anderen Leuten geschaut und dann auf ein Bild gezeigt, und einen kleinen Salat. War okay für 6€. Das leckere Sesamdressing bekam ich nicht auf und dann platzte es und ich war wirklich von den Haaren über das Gesicht, die Brille, das Shirt bis zur Jeans voller Dressing.
Sie wollten nicht, ist ja unhöflich, aber dann lachten die Leute um mich herum sympathischerweise doch und wir kamen ins Gespräch, während ich mich mit den gereichten feuchten Servietten säuberte. War nett.
Sehr lecker war das kleine Hefebrötchen danach, mit Paste aus schwarzem Sesam gefüllt. Seltsam, aber irgendwie ganz interessant, dann der Latte mit Honig.
Als ich etwa 150Km gefahren war, tauchte endlich mal schöne Landschaft auf.
In ein Onsen Ryokan zu gehen war ein Grund für mich, nach Japan zu wollen.
Das ist ein Gasthaus/Hotel mit einer natürlichen heißen Quelle, die öffentliche und/oder private Bäder speist und in der Regel besondere Küche anbietet; offensichtlich eine Identität stiftende Einrichtung in Japan. In einem Onsen zu liegen bedeutet hier pure Entspannung. Ist auch so.
Mein Ryokan habe ich ausgesucht, weil es beides hat (privat und öffentlich), traditionell ist, das Wasser auch in den Bädern im Zimmer aus der Quelle kommt, es direkt an einem Fluss in den Bergen von Izu liegt und weil die Küche unglaublich hoch gelobt wird.
Leider war kein Platz im Restaurant mehr frei 😩Aber das Frühstück soll auch ungewöhnlich gut und exquisit sein. Also werde ich ausnahmsweise mal frühstücken, um das zu verifizieren.
Der Empfang war herzlich und lustig mit sehr rudimentärem aber irgendwie verständlichen Englisch, das Zimmer ist toll, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Was da so laut rauscht, ist der Fluss, der Nekokoshi.
Ich informierte mich online über die Onsen-Etikette und schaute in der hauseigenen App nach, welcher frei war,
schnappte mir meinen Yukata (Bademantel-/Kimono) und die Badeschuhe und schlappte los. Das ist etwas, was auf jeden Fall die Top 10 Japan mit anführen wird. Ein steinernes Becken gefüllt mit klarem, heißem Quellwasser in einem Bambushain mit Blick auf den reißenden Fluss. Ich bedaure unendlich, dass ich Hitze nicht gut vertrage, das war so schön und ich hielt es einfach nicht lange aus, trotz kalter Güsse zwischendurch. Da das andere frei war, probierte ich das auch noch aus.
Herrlich! Man liegt darin, natürlich nackig, den Kopf auf dem Rand und schaut in die Baum- und Bambuswipfel.
Zurück auf meinem Zimmer machte ich mir einen grünen Tee, da klopfte es an der Tür und ein unglaublich netter Mann sagte mir unverständliche Dinge in seiner Sprache, verbeugte sich 4, 5, 6x und überreichte mir dies Tellerchen. Ich bin gespannt, ob er noch mal klopft.
Lauwarmer Reis mit einer leicht salzigen Paste gefüllt, ich nehme an, ein kleines Onigiri.
Ich saß am Fenster, lauschte dem rauschenden Fluss, genoss das Zimmer und den Tee. Ein wirklich schöner Nachmittag und Abend nach der wenig schönen Fahrt.
Nach den Sandmücken auf Fiji (das ist immer noch nicht vorbei) ist mein Bedürfnis nach Meer und Strand momentan nicht so ausgeprägt, für die nächste Nacht habe ich wieder in den Bergen reserviert und fahre ab jetzt auch kleinere Straßen.
Ich habe auf dem Weg Reisfelder in Vorgärten gesehen, das muss ich fotografieren!
Morgens nahm ich die Ginza-Linie zum Ueno-Park, trank im Freien, vor dem Regen von einem hölzernen Vordach geschützt, einen Kaffee im Starbucks mitten im Park

und ging dann zum NMWA, dem National Museum of Western Art. Warum? Ich bin kein Fan von asiatischer Kunst, das meiste spricht mich ästhetisch einfach nicht an. Ist vielleicht mit Essen vergleichbar; manch einer mag keinen Spinat. Interessant und lustig finde ich aber Manga und Anime. Für günstige 500¥ besuchte ich die Dauerausstellung, die sehr viele Bronze-Skulpturen von Rodin beinhaltet (der Denker gleich in klein und groß, wobei anzumerken ist, dass das Original in Paris ausgestellt ist).
Es hängen viele Monets, ein Degas und dann ein paar unbekanntere Picassos, Miró, Gauguin, van Gogh, Renoir und einige, die ich bislang nicht kannte.
Ein großer Teil der Ausstellung stammt aus der Kollektion von Kojiro Matsukata, eine interessante Lebensgeschichte steckt dahinter!
Eine kleine Entdeckung für mich war Léonard-Tsuguharu Foujitas Bild A Seated Woman von 1929, gefällt mir ausnehmend gut. Sein restliches Œuvre spricht mich nicht so an.

Auch Kees van Dongen war mir bislang nicht geläufig, sein Bild Hall of Casino hat mich fasziniert.

Monets Seerosen hängen hier im Original, da saß ich einen Moment.

Allerdings hängen z.B. 19 weitere original Seerosen in Paris. Das war wohl eins seiner lieberen Sujets. Diese hier finde ich nicht so gelungen, wie andere.
Irritiert hat mich dieses Bild. Es ist von 1660, von David Teniers, dem Jüngeren (1610-1690). Es heißt The Temptation of St. Anthony. Zoomt mal rein und schaut Euch die Kreaturen an. Das erinnert ein wenig an Hieronymus Bosch (der lebte aber 150 Jahre früher), aber auch an moderne Darstellungen von Fabelwesen und Monstern. Ich habe Schwierigkeiten, diese Darstellungen mit meinen Vorstellungen von dem Jahrhundert in Einklang zu bringen.
Und mir wurde wieder bestätigt, dass ich Rubens grässlich finde.
Das Gebäude selbst gehört zum Weltkulturerbe, es ist nach einem Entwurf von Le Corbusier gebaut und 1959 eröffnet worden.
Ich lief einfach weiter durch die Stadt, bis meine Füße weh taten. Das war ziemlich bald. Ich entdeckte eine nachhaltige Alternative zu den omnipräsenten Schirmplastiktüten, nämlich einen Schirmständer mit Nummerierung.
Mit dem Bus fuhr ich nach Asakusa zurück und kehrte in einem Ramen-Lokal ein. Die Suppe war sehr gut, aber eine gigantische Schüssel, das habe ich nicht geschafft. Schräg waren die Abteile, in denen man ganz für sich sitzt. Distanz ist ein wichtiges Thema für die Japaner. Hat sicherlich auch mit Corona zu tun, hier tragen fast alle Masken, sehr viele auch im Freien.
Nach einer sehr kurzen Pause ging ich noch mal los, kaufte Erdbeeren und ein Onigiri mit Lachs, trank einen Matcha-Frappucchino, dann ging nix mehr.
Ich habe mittlerweile fast alle verfügbaren Apps ausprobiert zum Übersetzen. Alles Schrott. Der Google Übersetzer (App) ist mit Abstand am besten, zumindest für Japanisch/Deutsch. Man kann die Kamera auf Schrift richten und sieht direkt überlagert die Übersetzung, die auch halbwegs Sinn ergibt. Und man kann auch mit gesprochener Sprache arbeiten.
Morgen früh muss ich zum Flughafen Narita, das ist wieder eine Fahrt von knapp 2h, etwa 60Km.
Nach den gut fünf Tagen in Tokio bin ich ziemlich besorgt, wie die kommenden zwei Wochen werden. So lange fast ausschließlich mit Gesten und Smartphone kommunizieren, dazu immer eine neue Unterkunft finden und der Verkehr, von dem ich keine Vorstellung habe..... mir geht der Podex gerade auf Grundeis. Kurz: ich hab Schiss.
17:30 bei mir. Ich mache jetzt einen Lesen-/Netflix-Abend! Habt einen schönen Sonntag!
Aktualisiert: 30. Apr. 2023
Check24, über die ich den Wagen ab 1.5. gebucht habe, hatten mir ja geschrieben, dass die Buchung von meiner Kreditkarte nicht geklappt hätte. Ich solle anrufen. Erstaunlicherweise hat die Allianz mit eben diesen Daten die Kosten für die Zusatzversicherung abgebucht von der ausreichend gedeckten Karte mit ausreichendem Vefügungsrahmen. Kurios.
Ich habe nur eine eSIM, ich kann weder telefonieren noch SMS empfangen. Diese Info hat Check24 drei Mal ignoriert. Ich habe vier oder fünf Alternativen vorgeschlagen. Ich solle anrufen.
Also wenn mich jetzt jemand mal so fragen würde, was ich von denen denn so halte, dann würde ich, in guter Stimmung, sagen, dass es nicht unbedingt optimal läuft.
Ich bin um 6:00 aufgestanden und war um 8:00 bei einem Nippon Rent a Car. Da sprach niemand von den sechs Leuten auch nur ein Wort Englisch, aber sie hatten ein Übersetzungs-Gadget. Immerhin. Die Filialen sind unabhängig voneinander, sie teilen nur den Namen. Ah ja.
Nächste Station ein riesiger Elektronik-Fachmarkt. Ein Traum, nebenbei. Ich hätte Wagenladungen Zeug kaufen können. Alles so schön bunt hier. Wortwörtlich.
Dort arbeitete eine Chinesin und die sprach Englisch, ein Geschenk! Sie erklärte mir, dass alle Prepaid SIM-Karten reine Daten-SIMs sind, aber das habe ich ja. Etwas anderes gibt es nicht für Touris.
Es gibt aber Telefonzellen, meinte sie, und zeichnete den Weg auf. Also dort hin. Es brauchte ein paar Anläufe und einige verlorene 100¥-Münzen bis ich kapierte, dass das nix würde.
Google erklärte mir nach längerer Suche, dass die grünen Telefone, die ich plötzlich überall sehe, für Inlandsgespräche sind. Ausland: grau. Aber graue Telefone sind nirgends zu finden. Jesusmariaundjosef!
Pavel! Meine Geheimwaffe, sozusagen. Antwortet sogar mitten in Eurer Nacht. Schickte mir zwei Links zu Apps für Satellitentelefonie. Wieso weiß Pavel immer eine Antwort?
Ging leider nicht, Verifizierung bei der einen über Post, bei der anderen über SMS.
Wieder Pavel: ich solle meine eigentliche SIM im Wifi aktivieren und die SMS empfangen. Hab ich gemacht, keine SMS.
Wirklich großer Seufzer. Das war der Punkt, an dem ich dachte, dann buche ich eben den Flug um. In Tokio ist Verständigung schon kaum möglich, wie soll das in ländlichen Regionen sein? Ich werde verhungern! Verhungern!!!
Dann schrieb ich die Problematik als Hilferuf in meinem Status und hoffte auf die eine Person, die das früh lesen würde, für mich in München anrufen, das klären und über Kreditkarte bezahlen würde.
Und wer war meine Rettung? Britta! Wer relativ kleine Kinder hat, steht mit dem Huhn auf.
Danke, Britta!
Hat's gelesen, sich gleich gemeldet, dort angerufen, das in 5min geklärt und bezahlt. Und ich kann es ihr über PayPal schnell zurück zahlen. Bis 17:00 deutsche Zeit soll ich den Voucher haben. Ich warte gespannt.
17:40: kein Voucher, sie hakt nach.
18:00: ich habe den Voucher!!! War das wieder eine schwere Geburt.
Und was habe ich dazwischen gemacht?
Ich war im Ueno-Park, in dem auch ein Zoo ist (wieder lange Schlangen davor). Ich sah mir einen Schrein an, spielte kurz mit dem Gedanken, so einen hübschen kleinen und natürlich völlig überflüssigen Glücksbringer zu kaufen und verwarf diese Überlegung gleich, als ich die lange Schlange sah.
Hunde im Kinderwagen sah ich heute nicht nur ein mal. Und die Leute sind stolz wie Oskar. Als ich fragte, ob ich ein Foto machen darf, wurden die Tiere gleich noch zurecht gerückt.
Glücksbringer, Wunschzettel, Wunschbrettchen, Glücksrauch, Wunsch-Räucherstäbchen - das sind alles ungemein beliebte und geschätzte Mittel, um sich beim Schicksal einzuschmeicheln.
Ich war danach rund um Akihabara unterwegs, weil da so viele Cosplayer unterwegs sein sollen. Waren auch einige, aber da war ich mit dem Telefon-Thema ausgelastet.
Dann, jaaaaaa, nächster Versuch Fähre. Und es hat geklappt. Auch wenn die Tickets nur an rein japanisch eingerichteten Automaten verkauft werden, ich habe so lange Leute "do you speak English?" gefragt, bis ich ein Ticket hatte.
Also fuhr ich für 1.040¥ nach Hamarikyu, dort ist ein wunderschöner Park.
In der Mitte hat er einen See, in dessen Mitte, erreichbar über hölzerne Stege, findet sich ein Teehaus. Sehr hübsch. Für 850¥ gab es eine große Schale sehr schaumigen Matcha und ein kleines japanisches Konfekt aus gesüßtem Reismehl. Sehr hübsch und kunstvoll. Hat Spaß gemacht.
Dann lief ich weiter zum Hinode Pier, fragte wieder "do you speak English?" bis ich ein Ticket hatte (das für die längere Rückfahrt 200¥ weniger gekostet hat) und wartete dann gemütlich 1h in der Sonne mit einem iced Latte.
Architektonisch kann Tokio nicht wirklich punkten. Die Häuser sind schlicht langweilige Zweckbauten, Altbestand sieht man kaum oder etwas Hübsches.
Das Logo des Blogs ist jetzt international und nun auch in Tokio zu sehen. Leider mit Schreibfehler.
Zurück in Asakusa war ich wirklich hungrig und hatte Lust auf etwas Neues. Ich mag dieses Viertel, schön, dass ich hier untergekommen bin.
Vor einem winzigen Wagyu-Lokal mit 16 Plätzen war eine kleine Schlange, da reihte ich mich ein.
Es gab auch eine bebilderte Anleitung, wie das Servierte zu essen sei. Das war sehr, sehr gut. Das rohe Fleisch war sagenhaft zart und aromatisch, der Rettich richtig knusprig, geschmacklich ein Gedicht, die Brühe voll und intensiv, alles weich und buttrig abgerundet durch das Eigelb. Und dann in der heißen Brühe zart gegart. Dazu eine milde Misobrühe mit wenig Tofu.
Hier ist auch Samstag und offenbar gehen die Leute da aus, es war die Hölle los auf den Straßen und alle trinken.
Im Hotel fiel ich aufs Bett und bin nach zehn Stunden auf den Beinen rechtschaffen erledigt. Und sehr erleichtert, dass das mit dem Auto dank Britta nun doch noch klappt.
Und hier auf Nachfrage der aktuelle Stand des Giftspinnenbisses (und der Sandmückenbisse....):
Beharrlich gute Reinigung und Pflege morgens und abends mit einem Rekordverbrauch großer Pflaster. Geschlossene Schuhe zu tragen ist nach wie vor keine Freude.