Am Samstag wachte ich mit äußerst unangenehmem Brennen im Gaumen auf, das den ganzen Tag bleiben wollte. Dennoch fuhr ich gemütlich zum nahegelegenen Abfahrtsort für die Kumano River Tour.
Alle wurden mit Schwimmwesten und wasserdichten Hüten ausstaffiert, dann ging es los.
Keiner wollte neben mir sitzen, also hatte ich für mich allein den besten Platz ganz vorn. Schon blöd, wenn man so blöd ist 🤣
Der Kumano-Fluss war Pilger- und Reiseweg, sein Wasserstand variiert stark. Momentan ist er sehr niedrig, ein paar kleine Stromschnellen hat er aber. Es ging flott los.
Vor 15Mio Jahren war die Gegend vulkanisch aktiv und prägte so die Landschaft.
Unsere Guide war Tamaki, die auch Flöte spielte, um die Atmosphäre und den Zeitvertreib bei Reisen vor 1.000 Jahren zu demonstrieren.
Sie war sehr freundlich und gab mir von allen Erklärungen auch immer eine englische Kurzfassung, von der ich je etwa 20% verstand.
Unsere Tour ging über 13Km und endete in Shingu, in Sichtweite des Pazifischen Ozeans.
Von dort ging es nach kurzer Besichtigung eines Schreins und der gegebenen Gelegenheit, Glücksbringer zu erwerben,
mit Shuttle zurück und ich aß ein klassisches japanisches Frühstück für 2,80€ in einem Imbiss an der Straße. Das Zeigen-Prinzip. Eine Schale Reis, ein rohes Ei, mit Sojasoße vermengt und über den Reis gegeben, dazu Algen und eine Misosuppe. Sehr schlicht und nicht verkehrt.
Das war eine nette, aber unspektakuläre Sache. Hätte nicht sein müssen, hat aber auch nicht weh getan. Die Flussfahrt meine ich.
Dann ging es zurück, es war erst mittags und ich fühlte mich nicht so gut. Bitte bitte bitte lass es nicht den C-Dreck sein!
Schließlich ging ich ins heiße Bad und dann ins Bett.
Am Nachmittag ein kurzer Spaziergang. Eine Quelle ist zum Trinken gedacht. Das Wasser riecht stark schwefelig. Die Fische hängen überall, sie bringen Glück. Ein hübscher Vorgarten. Ein Gebäude am Ortsrand. Geschenke: vom Künstler Patrick Jager einige Postkarten und von einem Freund von Kekeji selbst gemachte Holzkohle. Die wird hier in Wasser gegeben als natürlicher Filter.
Das Abendessen war das beste meines Aufenthaltes.
Sashimi von Thunfisch und Bonito.
Tempura aus einer Garnele, Kürbis und Blumenkohl, wahnsinnig lecker.
Gebratenes Huhn in einer zwiebeligen Tomatensauce. Wasserspinat in Sesam. Blanchierte, gehäutete Tomaten. Marinierte Pilze. Ein Eintopf aus Pilzen, Huhn und Blattgrün. Sake. Reis. Es war viel zu viel. Neben mir saß ein frisch verheiratet Paar aus Belgien, auf Hochzeitsreise, irre gut drauf, sehr gutes Englisch, wir haben fast 2h geschwätzt.
Mit Halsschmerzen ging ich ins Bett und weiß nicht, wo ich morgen hin soll. Das wird sich dann wohl auf dem Weg entscheiden müssen. Bonne nuit.
Donnerstag, 4. Mai
Ich habe mich entschieden, noch drei Nächte zu bleiben bis Sonntag. Es ist günstig, das Essen ist gut, die Gastgeber nett und beide an Gesprächen interessiert, die Atmosphäre ist familiär, also lernen wir voneinander, die Gegend bietet viel Interessantes. Sehr vieles hier ist Teil des Weltkulturerbes.
Heute bin ich zum Oyunohara gefahren, einem Schrein, der ebenfalls dazu gehört. Es ist ein Tor, 34m hoch, 42m breit und es repräsentiert die Teilung der säkularen und der spirituellen Welt. Es ist das größte seiner Art in Japan.
Beeindruckend. Ein riesiges Tor. Es sieht tatsächlich aus wie das Tor zu einer anderen Welt. Schöne Umgebung. Im World Heritage Museum hingen die Aquarelle eines Franzosen, die ich wunderschön finde.
Ich hatte den ganzen Tag entsetzlich schlimme Rückenschmerzen, konnte nur gebeugt gehen, sitzen, liegen, alles war schlimm und ich kämpfte ständig mit den Tränen. Zwei 100er Diclo halfen kaum. Was habe ich nur falsch gemacht (abgesehen vom Auto)? Ich habe den Massagesessel hier in Verdacht.
Dann fuhr ich zum Nachi Wasserfall, der mit 133m höchste frei fallende in Japan. Der Stau begann einen Kilometer davor. Ich hab ihn aus dem Auto gesehen, den Fall, Parkplatz hätte wahrscheinlich noch mal ne halbe Stunde gebraucht und ich hatte schon keine Lust mehr. Schade, die Pagode davor sieht auf Fotos schön aus.
Ich lese mittlerweile richtig gern die Rezensionen der Japaner zu Attraktionen auf Google Maps. Das ist stellenweise köstlich. Zum einen natürlich drücken sie sich anders aus, zum anderen gibt es viele offensichtliche Fälle von "lost in translation". Und der Fokus ist ein ganz anderer als bei uns.
Das, wovon ich dachte "Iiiih, Augen mit Schwanz!" sind übrigens Augen mit Schwanz.
Ich habe gefragt. Kleine Fische, die zum Würzen benutzt werden.
Hier nur ein kleiner Eindruck aus einem großen Supermarkt allein des Fast Foods wegen und ein klein bisschen vom Fisch; das war so viel, dafür reicht der Speicherplatz nicht.
Als ich zurück war, habe ich sehr nett mit meiner Gastgeberin geplaudert, bevor ich zum Fluss bin, mich fast verbrüht hätte (das Wasser kommt durch die Steine nach oben und ist wirklich sehr heiß) und im Fluss wieder abkühlte. Da ich die einzige "Weiße" weit und breit bin, starren die Kinder mich meistens an wie ein Gespenst 😁
Am Fluss war ich auch die einzige Person in Badekleidung. Die Erwachsenen ziehen sich nicht aus, außer für den Onsen, die meisten Kinder sind von Hals bis Fuß eingepackt. Es gab auch Erwachsene, die eine Rettungsweste trugen. Der Fluss war vielleicht 50-60cm tief. Mir scheint, viele Japaner sind recht vorsichtig mit dem Leben.
In Japan ist gerade die Zeit, den Reis zu pflanzen. Das wird auf vielen Flächen auch von Privatleuten gemacht.
Und schließlich war es 19:00 und somit Zeit zum Abendessen....
Es gab Bonito als dick geschnittenes Sashimi mit frischer Knoblauchpaste, Salat in Reispapier gerollt, marinierte Okra und Aubergine, gebratenen Thunfisch mit fein geriebenem Rettich, einen großen Shiitake-Pilz, gefüllt mit Rôtisseur-Senf, Crème fraîche und mit Käse überbacken (schrill), und schließlich etwas, das sie "eine Art Sukiyaki" nannte. Eine ziemlich süße (zu, für meinen Geschmack) Brühe, wieder mit verschiedenen frischen Pilzen, Kohl und Salat, dazu frische Makrele. Das war nicht meins. Die Makrele aber habe ich rausgefischt, die war köstlich. Dazu habe ich mal ein lokales Bier probiert, war recht lecker.
Für eine Nacht kamen Australier an und ein Paar Franzosen logiert hier ebenfalls. Alle finden, dass es (zu) viel Industrie und besiedelte Flächen sind und dass diese "Goldene Woche" ziemlich viel lahm legt. Was für ein Pech! Ich wäre so gern nach Nagasaki gekommen. Das Auto war ein Fehler, andererseits könnte ich mit meinem Rücken gerade keinen Bus oder Zug nutzen, ich bekäme das Gepäck nicht rein und raus. Also war es doch kein Fehler🙈🤣
Am Freitag
hatte ich erneut solche Schmerzen, dass ich nicht mehr richtig atmen konnte, erstmals strahlte der Schmerz auch in die Arme und Beine, das macht mir Angst.
Meine Gastgeber sind so unglaublich nett, sie waren rührend besorgt.
Trotzdem wollte ich mich nicht ergeben, habe mir ein Handtuch in den unteren Rücken gelegt im Auto und bin los.
Bei einem Halt an einem Getränkeautomaten machte ich eine sehr unschöne Erfahrung. Ein Japaner hielt hinter mir, kam an mein Fenster und sagte lächelnd etwas. Ich verstand natürlich nicht, bis er das Wort fuck immer wieder verwendete und money und klar wurde, dass das alles andere als freundlich war. Ich verriegelte die Türen und ließ das Fenster hoch und er machte noch etwas weiter. Ausländerfeindlichkeit ist mir schon mehrfach begegnet, bislang allerdings immer sehr subtil. Das war richtig heftig und unangenehm und natürlich sehr sexistisch und extrem frauenfeindlich.
Besonders bedrohlich war es, weil er deutlich zu nah kam, dabei lächelte und ich trotzdem ein ganz unangenehmes Gefühl hatte, aber höflich sein wollte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das aus seinem Kauderwelsch raus hörte.
Meine Gastmutter wollte die Polizei verständigen, aber was hilft das?
Ich fuhr zum südlichsten Eckchen von Honshū (der japanischen Hauptinsel) zu einem Leuchtturm. Etwas seltsam war das türkische Museum auf der Insel, der türkische Souvenirladen, das türkische Denkmal und das Café.
Dann die Küste weiter entlang. Die Felsen sind scharfkantig, dort, wo mal kein Beton ist und man ran kommt. Ich bog wieder in die Berge ab und gleich wurde es viel schöner.
Eigentlich wollte ich die Tage eine Wal-Fahrt machen und mit einem Boot in einer der wunderbaren Schluchten hier fahren. Sehr mühsam alles. Die Webseiten nur auf Japanisch. Habe ich mir übersetzt, dann eine online Buchung gemacht. Ich bekam eine Mail, dass das Büro in der Goldenen Woche geschlossen ist, dass mindestens zehn Tage im Voraus gebucht werden muss und dass alles ausgebucht ist.
Na ja, ich gebe ja nicht sooo leicht auf, wenn ich was will.
Einige Mails später hatte ich einen Termin für eine Schlucht-Bootsfahrt morgen um 10:00. Geht doch.
Als ich zurück war, musste ich diesen ekelhaften Kerl loswerden und ging zum Fluss runter. Erst ein Bad im Fluss, dann im Onsen am Flussufer, dann wieder im Fluss. Hilft! Das Wasser im Onsen riecht nach Schwefel😝
Dann stellte sich heraus, dass der männliche Teil des französischen Paares hier in der Unterkunft der Künstler ist, dessen Ausstellung ich bewundert habe, Patrick Jager.
Die Bilder sind käuflich zu erwerben und mir gefällt vor allem die dreibeinige Krähe, die das Gebiet der Pilgerwege um mich herum symbolisiert, den Kumano Kodō.
Sie ist so lebendig und kraftvoll, die zum Aufbruch gespreizten Flügel und die fast kreisrunde Form gefallen mir, ebenso wie die Schlichtheit, die Farbgebung und der Bezug zu dieser Region. Hmmmmm.
Und nach einer kurzen Pause... richtig! Zeit zum Essen 😋
Sehr gut wieder. Das Sashimi heute vom Thunfisch und, ich nehme an, der Makrele. Nee, Makrele ist dunkler. Also keine Ahnung, war lecker. Fisch.
Köstlich waren die grünen Enden von Frühlingszwiebeln mit Sesamöl. Dann wieder ein kleines bisschen mariniertes Gemüse.
Paniertes Hähnchen mit dem allerbesten Eiersalat, der Kracher!
Im Topf heute eine süßliche (aber nicht zu süße) Basis mit Rindfleisch, dicken Glasnudeln, Tofu und Frühlingszwiebel. Sehr aromatisch.
Dazu wieder ein lokales Bier und grüner Tee.
Und zum Nachtisch habe ich das Bild der Krähe vom Künstler am Nachbartisch gekauft 😁 Was für ein schönes Andenken! Er wird es nach Deutschland schicken, sobald die Ausstellung vorbei ist und die Bilder wieder bei ihm in Frankreich sind. Ich freue mich.
Gegenüber saßen heute vier Frauen in meinem Alter aus Tokio, die fünf Tage zusammen gewandert sind und die sehr neugierig waren und nett, das war eine schöne Unterhaltung und auch mit Kekeji, dem Gastgeber und Koch habe ich länger geplaudert. Insgesamt eine gute Stunde, mein neuer Rekord in Japan an Kommunikation.
Aktualisiert: 5. Mai 2023
2. Mai
Der Tag begann mit einem spektakulären Frühstück auf der Terrasse direkt über den Fluss, am Boden und mit dicken Decken. Die meisten Gäste kamen im Schlafanzug, fand ich nett.
Ich musste zwei-, dreimal fragen, wie man etwas isst, ob z. B beim Verzehr der halben Makrele die Finger benutzt werden dürfen, so etwas.
Es gab wirklich sehr viel zu essen: zwei Stück Makrele und faschiertes, gewürztes Huhn am Spieß; das war zum Grillen gedacht und die halbe Makrele war der Kracher! Dann gab es eine Kiste, die war voller Dinge für den Reis. Algen, Bonito-Flocken, Umeboshi, etwas, das verdächtig nach winzigen Stinten aussah (das einzige, was ich nicht probiert habe, weil es aussah wie Augen mit Schwanz 🤢), Wasabi, etwas Braunes, das schmeckte wie milder Wasabi aber gar nicht so aussah (der hier in der Region übrigens angebaut wird). Dann gab es wieder zwei Sorten von diesem köstlichen knusprigen Rettich. Weiße Scheiben von etwas völlig Unbekanntem, geschmacksarm. Leckere Misosuppe. Eine Art Rinderragout mit einem Boden aus, ja, was? Wie eine Mischung aus Seidentofu und Eiweiß. Das beste Tamago überhaupt und viel von dem sanften, fein geriebenen Rettich, den ich auch so lecker finde.
Grüner Tee dazu.
Wenn das so weitergeht, verhungere ich vielleicht doch nicht.
Völlig ungewohnt, so früh zu essen und unangenehm, morgens so voll zu sein. Aber das war ein (nicht nur geschmackliches) Erlebnis und wie schön alles angerichtet war und wie umsichtig und höflich die Bedienung und was für ein wunderschöner Ort und wie toll, so viele neue Sachen zu entdecken!
Auf dem Weg zur nächsten Unterkunft lag eine Bergbahn, eine gute Gelegenheit, die Natur mal im Überblick zu betrachten. Im Souvenirladen gab es sehr hübsch eingepackte Leckereien, aber ich kann ja leider nichts mitnehmen aus Platzmangel, schade. Von oben aus hatte man einen fabelhaften Blick, es gab mehrere kleine Wege zu gehen, die nett anzusehende Überraschungen aufboten, an einem lag auch ein heißes Fußbad mit Blick auf den Fuji. Das linke Bein durfte baden, das rechte mit dem Biss reagiert empfindlich und machte derweil, wie in den Onsen der nächsten Tage, Frischluftkur.
An einem Schrein investierte ich 100¥ in eine irgendwie positiv verlaufende Zukunft mit einem Wunschzettel. Wenn's klappt, sind das hervorragend investierte 70 Cents.
In welchem anderen Land der Welt gibt es Schilder, die den Transport von Hunden in der Handtasche, im Kinderwagen usw. verbieten bei einer Gondelfahrt?
Die meistgefahrenen Autos sind diese lustigen Kartons auf Rädern. Zumindest fallen sie mir am meisten ins Auge.
Geld direkt zu übergeben wird vermieden wie die Pest. Viele Kassierer tragen sogar dünne Latexhandschuhe; mindestens aber wird das Geld in eine Schale gelegt und daraus entnommen. Immer und überall.
Ich habe Hunde in Windeln gesehen, in Röckchen, in Brusttragetaschen, in ein Handtuch gewickelt wie eine Wurst. Meine ganz persönliche Meinung dazu: Tierquälerei, und, sucht Euch einen vernünftigen Therapeuten 😬
Dann war ich plötzlich an der Küste und es sah aus wie in Italien. In einem kleinen Ort sah ich einen Waschsalon mit Parkplatz (und Parkplätze sind rar), da hielt ich spontan und schmiss meine Wäsche ein mit Hilfe eines wieder unglaublich freundlichen Mannes. In den 50min (800¥ = 5€ mit Trockner und Waschmittel) die es brauchte lief ich umher und sah mir eine große Drogerie an. Ich probiere ja gerade all die lustigen Getränke durch, die es hier gibt, heute ist es einen Melonen-Limo. Schmeckt wie flüssige Cantaloupe mit Sprudel.
Eine Mammutaufgabe! Aber ich halte mich ganz ordentlich.
Diese Automaten stehen wirklich überall. Und die Getränke sind günstiger als im Laden, 120-140¥, außer vielleicht, es ist importierter Kaffee oder Bier.
Ich habe jetzt übrigens schon 2x erlebt, wie Polizeiwagen aus dem Nichts auftauchten und Verkehrssünder mit viel Klimbim an die Seite leiteten.
Bevor ich zur Unterkunft in Notose am Fluss Ure fuhr, machte ich einen abenteuerlichen Abstecher zu einem See in den Bergen auf einer einspurigen Straße. Wunderschön.
Das täuscht allerdings ein wenig, die schöne Natur muss man schon suchen.
Ich habe versucht, ans Meer zu kommen. Keine Chance. Meterhohe Betonwälle verhinderten jedes Durchkommen. Ob das eine Barrikade gegen Tsunamis ist? Keine Ahnung, vermutlich, aber es nicht schön. Auf dem Weg sah ich mehrere Fischerdörfer, die komplett zum Meer hin von sehr hohen und dicken Mauern geschützt waren.
In Ortschaften darf man in der Regel 40 fahren, auf Landstraßen 40-50 (!!!). Es gibt viel Stau und zähen Verkehr. Das macht die Fortbewegung wirklich frustrierend langsam.
Schneller voran kommt man auf den Mautstraßen, die exorbitant teuer sind, wenn der Verkehr nicht auch hier steht. Die meisten sehen nicht viel anders aus als die, auf denen man mit 50 kriecht, aber hier sind 80-120 drin.
Ich frage mich jetzt, wie ich nach Nagasaki kommen soll. Das sind noch um die 1.000Km, dafür habe ich fünf Tage Zeit (ich muss ja auch wieder zurück). Würde ich über Autobahnen fahren, käme ich auf etliche hundert Euro (ca. 600-700€, nehme ich an).
Die neue Unterkunft ist wieder ein Onsen Ryokan, aber zwei Klassen unter dem letzten; sieht man, ist aber trotzdem sehr nett. Wieder an einem Fluss, der noch wilder ist. Ich war auch im Onsen, einem komplett aus Holz, ca, 5x7m, über dem Fluss, Blick in die Sterne, dampfendes Wasser. Gottseidank habe ich die Etikette gelesen gestern, das wurde unauffällig aber genau und beifällig beobachtet, fast alles richtig gemacht. Leider waren keine Fotos möglich.
3. Mai
Ich hatte ja vor, in den Süden der Hauptinsel zu fahren, das tue ich nun aus verschiedenen Gründen nicht. Zum einen habe ich für auf dem Weg fast drei Stunden nach einer schönen aber bezahlbaren Unterkunft gesucht vor, zwischen oder hinter Osaka oder Kyoto-nix. Dann buchte ich spontan etwas in den Bergen in Tanabe, knappe 300Km entfernt im Südosten. Um 8:00 fuhr ich los. Es war schrecklich. Ehrlich. Ich brauchte über 9h. Stau, eine davon in einem Tunnel, fast stehender Verkehr trotz teurem Expressway, der mich heute etwa 50€ gekostet hat. Und ich hatte vorher gut getrunken.....,
Das mache ich nicht, dann sitze ich zwei Wochen nur im Stau im Auto, das geht nun seit drei Tagen so und ist keine Ausnahme.
Mittags aß ich eine halbe Suppe zum Frühstück, die nicht so toll war (die Nudeln viel zu fest, das zu suchende Huhn schmeckte fischig).
Die Küste ist unattraktiv, da muss man wohl nach Okinawa fliegen, wenn man das in schön haben möchte. Also werde ich im Landesinneren umherschweifen. Auf den letzten 40Km heute wurde es sehr schön, als es über kleine Straßen in die Berge ging.
An den meisten Tankstellen hier gibt es noch Tankwarte. Das kenne ich aus unserer Kindheit, dieser Job ist bei uns schon lange ausgestorben, hier sind sie sehr präsent.
Also mal ganz ehrlich, und ich höre entsetzte Ausrufe bis hierher, betörend schön ist es hier nicht. Es gibt wunderschöne Orte, aber der vorherrschende Eindruck ist der von Industrie und dicht besiedelten Gebieten mit Zweckbauten und hässlichen Straßen. Dieser hohe Beton überall hat aber auch Vorteile....ich habe noch nicht ein totes Tier gesehen.
Die Größe meines Zimmers (48€, hier wird dankenswerterweise nach Anzahl der Personen berechnet) wird ganz traditionell nach der Anzahl der Tatamis angegeben. Es gibt ein gemeinsames Bad, der Hausherr kocht; sehr nettes Paar, die beide leidlich Englisch sprechen und sie fließend Französisch.
Die Gegend hier ist bekannt für ihre heißen Quellen, die auch direkt am/im Fluss entspringen. Und es gibt sehr viele Raubvögel in Japan, fällt mir auf.
Weil es so abgelegen ist, hätte ich eigentlich kein Abendessen bekommen sollen. Alle Plätze ausgebucht und wegen der nur aufwändig zu beschaffenden Lebensmittel war es eng. Aber dann haben sie angeboten, dass ich essen könnte, wenn ein Tisch frei wird. Die Anfangszeit ist nämlich fix. Sehr nett.
Es gab Shabu mit verschiedenen frischen Pilzen, Kohl und hauchdünn geschnittenem Schnitzel. Dann Tempura mit Aubergine, grünem Spargel und Brokkoli. Sashimi vom Thunfisch. Ein frittierter Fisch. Alles klasse, 3.000¥.
Danach wollte ich mal einen Sake probieren und bat um ein Gläschen, den sie mir empfehlen würde. Wahnsinn! Das hatte nichts mit dem zu tun, was ich bisher probiert habe. Er hat ein richtig fruchtiges Bouquet, wie Birne, sehr sehr lecker.
Und weil es hier sehr nett ist und die Menschen so sehr freundlich, kann ich noch eine Nacht bleiben. Anderes, kleineres Zimmer, aber ist ja egal😃Schön, das freut mich. Dann kann ich morgen im Fluss baden und im Onsen im Wald und stehe nicht im Stau.
Und jetzt weiß ich auch, weshalb das mit den Unterkünften so schwierig ist: es ist "Goldene Woche", eine der jährlichen Hauptreisezeiten in Japan👀Noch bis Sonntag.