Am Freitag, 12. Mai, nahm ich in Nikko noch ein kleines Frühstück zu mir, das köstlich war. Insbesondere die Algen mit Sesam, die Makrele und der Salat mit Nussdressing. Ich habe nach dem Rezept gefragt, so gut war das. Überraschung! Es war ein Fertigdressing😂 Gibt es bei uns leider nicht, schon geguckt. Dann eben selber machen.
Und dann machte ich mich gemütlich und mit Unwegen, um etwas vom Nationalpark Nikko zu sehen, auf den Weg. Noch ein paar Eigenheiten Japans: es gibt so gut wie keine Mülleimer, was dann irgendwann im Auto auch nicht mehr so schön ist. Und es gibt fast nie Bänke. Wirklich seltsam, man kann sich einfach nirgends mal hinsetzen, ausruhen, den Blick genießen....
Die Kombinis (hier Combini) die in den Büchern Haruki Murakamis immer wieder auftauchen und in einem auch eine Hauptrolle spielen, sind übrigens die Convenience Stores.
Noch etwas sehr Seltsames ist, dass hier so gut wie keine Tiere zu sehen sind. Ich meine, nicht nur kaum Hunde, drei Katzen in drei Wochen, zwei Ziegen, eine Handvoll Hühner und etwa zehn Kühe-keine Haustiere, keine Nutztiere sind zu sehen. Wo sind die? Das macht die Atmosphäre nicht besser.
Und fast alle Menschen tragen weiterhin überall Maske. Sehr viele allein im Auto, sehr viele allein irgendwo draußen. Erstaunlich. Sie müssen nicht mehr seit einem Monat.
Im Wasser am Ufer des Chuzenji Sees standen die Angler dicht an dicht.
Ich fuhr durch gefühlt unendliche Reisfelder, es wird immer noch gepflanzt. Häufig per Hand, aber auch mit Traktoren.
Mein letzter Halt in Japan ist der Küstenort Kitaibaraki. Ich habe wegen der Bronchitis momentan keine Energie mehr, hin und her zu reisen. Das Hotel hat einen Rooftop-Onsen und liegt direkt am Meer. Nicht so weit von Fukushima: 73Km 😬 Der Blick aufs Meer ist wunderschön, hin zu kommen eher eine Herausforderung, wie jeder Versuch in Japan, einfach in die Natur zu gehen.
Fast alles hier im Land ist alt und abgewrackt, abgeplatzt und fleckig. Zäune, Leitplanken, Häuser, Hallen, Nebenstraßen, Mauern, Sportplätze, Unterkünfte..... usw. Überall ist Rost und Lieblosigkeit und Vernachlässigung. Es kommt mir auch so vor, als würde ich wesentlich mehr alte als junge Menschen sehen. Habe gerade mal geguckt, mein Eindruck ist ganz richtig-Japan hat die älteste Bevölkerung der Welt.
Es ist mir ein Rätsel, wie eine so starre, rechts-konservative Bevölkerung den Ruf haben kann, fortschrittlich und innovativ zu sein. Auch das habe ich gerade nachgelesen. Die drei stärksten Parteien der letzten Wahlen sind rechts-national.
Hinter dem Hotel ist eine große Straße, davon bekommt man aber vorne raus nichts mit, man muss halt zusehen, der Hässlichkeit nicht zu oft zu begegnen. Es gibt eine richtig schöne und gemütliche Lounge. Mein Zimmer hat einen kleinen Balkon und links über dem Pazifik geht die Sonne auf.
Als ich von einem Spaziergang zurück kam, hielt der Aufzug und ein Japaner wollte nicht zu mir einsteigen. As usual. Das ist fast überall so. Davon habe ich jetzt genug, das ist schon belastend.
Samstag, 13. Mai
Im Hotel ist ein schwedischer Journalist, Thomas Wederus aus dem schönen Stockholm, zum vierten Mal hier. Er wandert von Tokio nach Hokkaido. Zum einen will er einen Artikel über Fukushima schreiben, die Japaner wollen nämlich eine Million Tonnen (!) radioaktives Wasser ins Meer leiten und behaupten, das sei gar nicht schlimm, zum anderen über ein japanisches Dorf auf der Nordinsel, das komplett aus Schwedenhäusern besteht und in dem nur Japaner leben; diese zelebrieren auch midsommar. Wie er vermutet, ohne dass einer das jemals in Schweden miterlebt hat😂Schräg.
Wir saßen zusammen beim Frühstück, dann wanderte er los und ich verbrachte 1,5h damit (mit dem Auto), drei Briefmarken zu kaufen.
Mittags gab es sehr gute Sushi mit Lachsbauch und -filet aus dem Supermarkt, für später habe ich Obst und eine mit heißem Wasser aufzugießende Suppe, das wird nach einem Spaziergang am Meer bei dem Wetter hoffentlich dafür sorgen, dass meine sich langsam bessernde Bronchitis es sich nicht wieder anders überlegt.
Abendessen im Hotel ist daran gescheitert, dass ich nicht vorweg gebucht habe. Wir hatten vor Ort zwei unendlich frustrierende Diskussionen über Translate. So viel Unflexibilität ist mir noch nicht begegnet. Manche Dinge machen sie einfach aus Prinzip nicht. Nicht, weil es nicht ginge, sondern weil es irgendwie vom vorgesehenen Pfad abweicht.
Das wären alles die geborenen Projektmanager🤣
Ich sah den optisch perfekten Wagen für Daggi und einen kleinen Dussel, der das mit den Gezeiten nicht verstanden hatte.
Im Hotel gibt es Ohrstöpsel an der Rezeption. Viele Japaner fühlen sich gestört vom Geräusch der Brandung. Steht auch oft in den Rezensionen. Ich selbst finde das ja herrlich, war ein Kriterium für den Laden.
Aber klar, lästig, dieser Pazifik.
Es war schön, mal wieder etwas länger mit jemandem zu sprechen, dessen Englisch zudem so viel besser war als meins. Thomas erzählte außerdem von einer Fabrik in Medellín in Kolumbien, in der Millionen von Stechmücken gezüchtet werden, die durch Infiltration mit Bakterien fast resistent gegen Dengue-Fieber sind und die die natürlichen Populationen übernehmen sollen. Ein nicht unkritisch betrachtetes Projekt mit Bill Gates als Geldgeber.
In kürzester Zeit so viele interessante Themen. Was für ein Ärger, dass mir so ein Mann nicht 20 Jahre früher begegnet ist. Und schreiben kann er auch noch gut.
Es regnete weiter, also machte ich eine grobe Zeitplanung für die USA und Kanada, fragte bei der Reederei an, ob es nicht ein Angebot gibt für die Transatlantik-Überquerung und las.
Ich will nicht mehr sooo lange unterwegs sein; ich habe Heimweh und es brennt mir etwas unter den Nägeln, dass ich mir mal wieder eine Arbeit suchen muss.
Eins noch in eigener Sache. Weil alles andere hier ja nicht in eigener Sache ist. Ihr wisst ja seit Wochen gut über mein Leben Bescheid und natürlich schreiben wir uns auch oder telefonieren ggf. mal, aber trotzdem ist das etwas einseitig. Ich freue mich auch sehr über Fotos und Statusmeldungen aus Eurem Leben!!!! Ich bin ja nicht aus der Welt und hab schon häufiger mal Heimweh. Selfies tun es auch😉 Oder Bilder aus dem Alltag oder Essen....
Am Mittwoch, 10. Mai, habe ich in der Kizuna Lodge im Hakuba-Tal übrigens das erste Erdbeben meines Lebens erlebt. Ich lag, es war morgens, noch im Bett, da wackelte plötzlich alles ganz kurz.
Ich dachte, ich hätte mir das eingebildet, aber Thomas fragte mich, ob ich es auch erlebt hätte, also war es real. Wow!
Japan war eine sehr interessante Erfahrung, die ich nicht missen will. Tokio hat mich drei Tage geradezu elektrisiert, aber dann war auch gut. Alles andere habe ich verteilt schon geschrieben; das Land wird mich nicht wieder sehen.
Sonntag
habe ich den Mietwagen in LA gebucht und in der Nacht vorher die Transatlantik-Passage. Das wird eine einmalige Sache, das ist ein Traum von mir. In Amerika muss ich noch ein oder zwei Kleider auftreiben und ein Paar eleganter Schuhe; zum Dinner ist Abendgarderobe erwünscht, ansonsten wird man gebeten, im Buffetrestaurant zu dinieren, das will ich natürlich nicht. Darauf freue ich mich!!!
Ich fuhr zu einem Fischmarkt, weil ich mir das mal ansehen wollte und neugierig war, ob ich wohl mal Abalone probieren könnte oder doch noch eine Auster. Das war wenig begeisternd.
Im Restaurant nebenan nahm ich Platz, die üblichen schrägen Blicke, dann war alles, was ich essen wollte, nicht zu haben. Also ging ich wieder, zum nächsten Supermarkt. Da deckte ich mich ein mit Verpflegung für den Tag, ich hatte keine Lust mehr.
An der Kasse stand ein altes Paar vor mir. Er glotzte mich an. Aber wirklich. Ich glotzte zurück. Er lief langsam um mich herum und musterte mich abfällig von oben nach unten. Das war geradezu bizarr. Ich war fassungslos. Noch 26 Stunden!
Im Hotel setze ich mich in die Lounge und plante mal die Routen und Termine für die USA und Kanada durch, bei drei Mietwagen und zwei Grenzübertritten und dem fixen Abfahrtstermin des Schiffs in New York war das dringend nötig. Wird sich alles ausgehen, stellte ich nach gut zwei Stunden fest. Ich fahre natürlich viel und werde nicht alles sehen, was man sehen könnte. Will ich aber auch gar nicht.
Mietwagen in Kanada sollten absurd teuer sein, um die 2.200€ Minimum für drei Wochen. Als ADAC-Mitglied hingegen etwa 1.200€. Hmmmm. Da habe ich flugs meine vor kurzem gekündigte Premium-Mitgliedschaft für 139€ erneuert und, grob gerechnet, so erfreuliche 900€ gespart. Buche ich dann aus den USA.
Beim ersten Schauen nach Unterkünften fiel ich darauf rein, dass Steuern und Gebühren seltsamerweise extra drauf gerechnet werden. New York ist ja abartig teuer! Vier Nächte für 600€ im Schlafsaal?!?! Wahnsinn. Hat jemand einen Tipp für mich?
In LA buchte ich nach langer Suche ein AirBnB für 80€ und bezahlte. Nach 20min kam eine Nachforderung über 70€. What?! Wieder storniert, wie unseriös. Dann eine andere Unterkunft in Ventura, 150Km entfernt. Die will für den Check in um 12:00 statt 15:00 extra 25$. Ich bin noch nicht mal dort und doch schon etwas abgegessen....
Am Montag war ich mit Sonnenaufgang um 4:20 wach. Ich lag noch etwas, machte mich aber um 6:30 auf den Weg, war um 9:00 nach 130Km durch mit dem Auto, hatte 181€ Maut bezahlt 😱 und zehn Minuten später war ich viel viel zu früh am Flughafen. Ich habe zwar tatsächlich ein Nagelstudio gefunden, aber die wollen 72€🤣Nee, lasst mal. Die Passmo-Karte kann man entweder am Automaten zurück geben oder beim Mann im Häuschen an der U-Bahn, bei mir waren es nur die 500¥ Pfand.
Von meinen allerletzten Yen konnte ich mir noch eine Ramen zum Frühstück kaufen, 24¥ sind übrig, perfekt 👌 Lustigerweise war das die mit Abstand beste, die ich in Japan hatte, schön.
So, jetzt lese ich ein paar Stunden, es ist 10:15, um 11:40 kann ich das Gepäck aufgeben und einchecken, um 14:40 geht der Flieger mit meinem dann ordentlich sedierten Geist und Körper. Der Flug dauert 9h45, wir kommen aber morgen um 8:45 an.
Wir lesen uns in Amerika. Auf ins nächste Abenteuer!
PS@Britta:
Am Flughafen habe ich dann mal die grauen Telefone gesehen für internationale Anrufe. Aber dann wäre ich nicht so froh gewesen, dass Du mir geholfen hast 😉
Aktualisiert: 26. Feb. 2024
Mittwoch, 10. Mai
Ich fühlte mich gar nicht gut. Rotzig, Atemnot, etwas Husten und ganz schlimm Rückenschmerzen. Die kleine Treppe hoch zum Zimmer hat mich schon angestrengt. Na toll. Ich frühstückte eine Kleinigkeit, einfach, weil ich neugierig war, ließ aber fast alles stehen. Im Supermarkt hatte ich Zitronen gekauft und eine quetschte ich aus und trank das mit warmem Wasser. Gut für Leber und Erkältung, hoffe ich.
Es gab lecker gefüllte Tofutaschen, Reis, eine sehr sanfte Suppe mit Pilz (ich habe keine Idee, was das war, aber es tat gut und schmeckte), etwas Obst, ein Bagel mit Frischkäse und eine dicke Scheibe Schinken, das blieb beides liegen.
Dann nahm ich ein kurzes warmes Bad und legte mal eine Maske auf 😁 Der Spinnenbiss ist jetzt genau einen Monat her, die Wunde sieht ziemlich gut aus.
Ich kann einfach nicht gut still sitzen, also suchte ich mir einen Berglift und fuhr los. Google Maps hatte einen echt miesen Tag. Ich habe mir fünf Ziele rausgesucht, immer waren die Straßen auf der Hälfte etwa gesperrt oder es waren einspurige, schmale Schotterstraßen durch Wald, die auf der Karte etwas anders dargestellt waren. Irgendwann gab ich auf. Im Supermarkt holte ich Kartoffelsalat zum Abendessen, der ist nämlich richtig lecker, wie selbst gemacht. Und wünschte mir, zu Hause gäbe es so eine tolle Auswahl an frischem und günstigem Fisch.
Vor meiner Unterkunft setzte ich mich auf eine Bank zum Lesen, die Hühner versuchten, meine Füße zu fressen, Sai, die Gastgeberin kam mit einem Tablett mit Tee von Blättern aus den Garten (adieu, Ihr Lieben.....) und Kuchen. Als es zu kühl wurde, zog ich ins Wohnzimmer um. Sehr gemütlich.
Während ich las, tauchten Tony und Joe auf, die beiden hübschen Hunde von Sai. Später verirrte sich eins der zwei Monate jungen Hühner ins Haus und Joe war völlig aus dem Häuschen. Wir haben uns schlapp gelacht. Dann sagte Sai mir, sie habe einen High Oxygen Room, das wäre vielleicht angenehm für meine Atmung. War es! Zusätzlich zum Sauerstoff war Menthol oder so etwas in einem Zerstäuber, der die Luftfeuchtigkeit erhöhte. Am liebsten hätte ich da geschlafen.
Am Donnerstag, 11. Mai, fühlte ich mich noch mieser, nun ist es eine Bronchitis. Appetit hatte ich gar nicht, also los.
Unterwegs wurde ich heute leider viel angefeindet, das war heftig. Zudem wieder die wenig erbauliche Umgebung; dieses Land ist wirklich ziemlich abgerockt.
Ziemlich lecker war dieses Dessert, das mittags mein Frühstück war: unten Karamellsauce, darauf Vanillepudding, dann Sahne und schließlich Süßkartoffelmus. Und gegen den Husten habe ich Bonbons gekauft.
In Nikko im Hotel am See war ich um 14:30, Check in war ab 15:00, und so lange musste ich auch warten. Landschaftlich ist es drumherum wieder wunderschön, ein Nationalpark vor der Tür. Ich bin nur leider viel zu schlappi, um auch nur 20m zu laufen.
Ich schleppte mich zum Onsen, nahm ein sehr kurzes Bad, dann mummelte ich mich in bequeme Sachen und las im Foyer. Das Zimmer gibt das nicht her, auch, wenn ich einen Kotatsu habe:
Im Foyer gab es einen Tisch mit freien Getränken , unter anderem einen über Holzkohle gerösteten Kaffee. Brühte ich mir auf und er schmeckte tatsächlich nach Holzkohle. Interessant und sehr seltsam. Aber nicht wirklich gut.
Und einen kostenlosen Sake probierte ich ebenfalls. Es gab auch einen Automaten mit sechs besseren Flaschen. Und Cold Brew. Sehr schön war, dass im Foyer und dem Restaurant den ganzen Tag und Abend klassische Musik lief im Hintergrund. Als ich später auf mein Zimmer ging, hatte jemand das Bett gemacht. Ich mag Heinzelmännchen dieser Art.
Und dann😊, dann war es Zeit zum Essen. Und das war mal wieder richtig klasse und ich hatte einen jungen Mann als Bedienung, der Englisch sprach, ein halbes Jahr in den Niederlanden gelebt hat und unbedingt in Europa leben will, weil er es klasse findet und weil er Fußball liebt.
Das hat er mir nach und nach gebracht:
Das appetitlich schöne Beitragsbild zeigt übrigens gerollte Tofuhaut, die in helle Sojasauce gedippt wird. Die Karte war einsprachig, ich hab Screenshots der Übersetzungen gemacht.
Das war sehr gut und sehr schön angerichtet. Wie gut, dass ich Halbpension gebucht habe!
Aktualisiert: 18. Jan.
Es fühlte sich schon ein bisschen an wie zu Hause, nicht leicht, wegzufahren, wenn man von so netten Menschen und schöner Natur umgeben ist. Und so gutem Essen. Ich hatte keinen Plan und fuhr einfach Richtung Kyoto.
Das Milch-Wasser ist sehr seltsam, die Reismehl-Dumplings sind mit grüner Sojabohnenpaste gefüllt, sehr sehr merkwürdig. Faszinierend beides 😁
Hals, Atmung und Nase waren arg strapaziert, aber in drei Pharmazien/Drugstores und einem Supermarkt gab es keinen Test, meine sind alle.
Die Höchstgeschwindigkeit lag heute meist bei 40, Ich bin fast durchgedreht. Mit dem Rad wäre ich schneller!
Zwischendrin guckte ich genauer, was Kyoto zu bieten hat. Das ist der alte Kaiserpalast, einige Schreine und Shopping. Die Architektur der alten Bauten habe ich hinreichend bewundert, auch genug Schreine gesehen, Shopping ist nicht mein Thema. Also buchte ich kurz entschlossen ein Zimmer am Biwa-See, östlich von Kyoto in Ōtsu. Wieder eine völlig unattraktive Stadt, aber ich habe ein Zimmer im 10. Stock mit Seeblick bekommen, ein westliches, festes Bett und es gibt einen Onsen. Der See ist der größte des Landes und hat beeindruckende Maße vorzuweisen: 63x23Km. Da ich um 14:30 angekommen bin, hatte ich Zeit, mal wieder richtig bequem faul zu sein und mich an dem tollen Blick satt zu sehen. Seit gestern Abend schüttete es ununterbrochen, da will man nicht raus.
Essen war etwas schwierig. Das Hotel ist wahnsinnig teuer, die umliegenden Restaurants haben Sonntags geschlossen oder..... sind wahnsinnig teuer. Also nahm ich im Hotel das Buffet, das war das günstigste und leider gar nicht gut.
Ich habe viel probiert.... Großkotzige Küche, aber nichts dahinter, ein Oberkellner, der auf jeden Fall einige Stufen über mir stand. Seine Verachtung konnte er kaum verhehlen, unangenehm. Es saßen vielleicht 15 Leute im Restaurant, es war fast leer, er wollte mich erst zum nächsten "Durchgang" rein lassen und er flüsterte wichtig in seine Intercom mit seinem Kollegen 10m weiter, um mir dann überheblich genervt einen Platz zuzuweisen. Meine Güte! Ich wurde auch nicht gefragt, ob ich etwas trinken wolle.
Von oben links runter: Miso-Suppe. Tempura von Garnele, irgendein Blatt, Lotuswurzel. Dim Sums mit Huhn, Spinat mit Sesam. Kalter Tofu, Gebratenes Schwein, Rinderragout. Roastbeef mit Rotweinsauce. Mousse von Erbsen. Meeresfrüchtesalat. Kaltes Rind. Gewürzter Reis. Fleischpastete mit Weinreduktion. In Reisfadennudeln frittierte Muschel (das war das Schlimmste 🤢) mit amerikanischer Sauce. Nudeln aglio olio. Huhn mit Orangenessig. Schoko- und Erdbeerbiskuit. Matcha-Schoki. Erdbeer Panna Cotta.
Die Garnele und der Schoki-Biskuit waren ganz gut, der Rest überhaupt nicht bis wenig genießbar. Was für eine Enttäuschung.
Montag, 8. Mai
Nachdem ich noch ausgiebig den Blick genossen hatte, machte ich mich um 8:00 auf den Weg.
Es ist einfach nicht schön oder hübsch. Das Land ist so dicht besiedelt, dass kaum etwas anderes zu sehen ist. Außer in den Bergen/Nationalparks. In fast jedem Ort gibt es riesige Pachinko-Hallen (Spielautomaten). Neben Comics scheint das eine weitere große Leidenschaft japanischer Männer zu sein. Die sind nun noch weniger mein Typ als schon vor gut zwei Wochen. Also gar nicht.
Irgendwann kam ich in Ishikawa an, das Zimmer ist nicht schön, aber sauber. 29€, was soll's?!
Verweilen wollte ich dort nicht, also suchte ich einen Schuhladen. Meine Sandalen sind patschnass geworden und, nun, haben jetzt einen etwas eigenen Odeur, Ersatz musste her. Eine Nacht in einer Tüte im Eisfach hat nicht geholfen. 20Km weiter war ein großer Laden, Damenschuhe auf Lager bis Gr. 38, also schaute ich bei den Herren. Für 26€ wurde ich fündig und diese sind komplett wasserfest, langweilige Trekkingsandalen halt in einer 41,5.
Ich hatte ein starkes Bedürfnis nach Natur, aber da die Schnellstraße und anderer Beton komplett die Küste hier blockieren, musste ich zu einem kleinen Park fahren, um das Meer zu sehen.
Zu meinem großen Bedauern stellte sich heraus, dass die Krabben-Saison von Dezember bis Februar ist. Mist!
Ich schlenderte durch einen Genky, eine große Drogerie mit Lebensmitteln, stand in der Schlange an der Kasse, die Frau vor mir drehte sich um und machte fast einen Satz, als sie mich sah. Dann wand sie sich richtiggehend. Ich rückte ihr etwas weiter auf die Pelle, weil mich das so ärgerte. Als eine Kasse frei wurde, rannte sie fast los.
Also dieser Ort ist ein Griff ins Klo.
Der Joker des Tages, der alles wieder etwas relativierte, war dann das Abendessen. Ich spazierte 15min hin, wurde von einem Schulmädchen mit Maske überholt (wir waren die einzigen Menschen weit und breit bei einem lauen Lüftchen), ich wechselte die Straßenseite, sie sah sich verstohlen um, sah mich nicht mehr und nahm die Maske ab. Alter Schwede.
Ausländerfeindlichkeit und Hybris sind schon recht präsente Themen in Japan.
Der Sushi-Laden: Ich war der einzige Gast und es war wunderbar. Ein Ehepaar, beide sehr neugierig, sehr nett, die gesamte Kommunikation über Handy und Zeigen. Sie haben mir Löcher in den Bauch gefragt, derweil ein Nigiri nach dem anderen vor mir abgesetzt wurde. Er hat alle Fisch-/ Meerestierarten übersetzt und für mich aufgeschrieben. Das war das beste Sushi, das ich bislang hatte. Er freute sich sehr über das Lob.
Die rohe Garnele schmeckte einfach nur leicht süßlich lecker, war seidig zart, der fette Thunfisch war köstlich, so ein dickes Stück hatte ich bestimmt noch nie auf einem Klümpchen Reis. Bislang war Thunfisch nicht meine erste Wahl, aber dieser...! Er riet mir dazu, Finger statt Stäbchen zu nehmen. Alles war sehr lecker, einiges hatte ich noch nie probiert. Toll! Die Misosuppe war ebenfalls super. Ein Fest. Für insgesamt 17€. Sie hat mir zum Abschied ein Tuch geschenkt, wie nett! Die Felsenauster hätte ich gern probiert, aber sie sollte 1.500¥ kosten, also gute 10€, das war mir zu teuer für eine Auster.
Es folgte eine unschöne Nacht. Der Hals tat weh, Atemnot, kein Fieber, Nase dicht.
Am Dienstag, 9. Mai, ging es weiter, zurück in die Berge nach Hakuba. Dort habe ich für zwei Nächte ein Zimmer angemietet (60€/Nacht mit Frühstück).
WC-Häuschen auf alpen-japanische Art:
Übrigens gibt es hier noch Raucherzimmer, da muss man etwas aufpassen, ist mir einmal passiert.
Und im Verkehr sind die Japaner ganz schöne Asseln, finde ich. Wenn vor einer roten Ampel eine Schlange steht und jemand will von einem Parkplatz in den Verkehr, da lässt man den rein. Hier nicht. Das passiert wirklich fast nie. Ich lasse die Leute rein, was wildestes Verbeugen im Auto nach sich zieht, ziemlich lustiger Anblick.
Das Haus ist schön, die Landschaft großartig. Im Ort ist die Sprungschanze der olympischen Winterspiele 1998, Nagano ist ein paar Kilometer entfernt. An deren Fuß sind jetzt Reisfelder und Gemüsegärten. Schräg. Der ganze Ort zehrt noch von diesem Ereignis, überall hängen Plakate und Wimpel und Embleme.
Ich hatte im Supermarkt endlich einen Corona-Test bekommen (1.500¥!!!), ich wollte es einfach wissen. Ich hatte so lange keine Erkältung mehr, das ist schlicht etwas unheimlich. Und jetzt ist es gut, ich habe einfach mal wieder eine stinknormale Rüsselpest. Besser, Gewissheit zu haben.
Und ich habe Milch! Gibt es im Supermarkt, aber sonst nie irgendwo. Leeeeecker.
Über Google suchte ich ein nettes kleines Restaurant, da saßen endlich mal junge Menschen und die sprachen auch noch Englisch, und bestellte Nudeln mit Hack, dem Grün von Schluppen und Chilipulver, gekrönt von einem Eigelb. War ganz nett, aber nicht toll. Die Nudeln sind mir immer wieder zu hart und irgendeine Nuance war dabei, die mich nicht so zufrieden zurück lässt. 950¥.
In der Nachmittagssonne machte ich einen Spaziergang, weil ich diesen wundervollen Bergblick genießen wollte. Die Luft ist fantastisch. Ganz klar und frisch und kühl.
Ich habe in allen Regionen, die ich hier bereist habe, das Gefühl, das Land hatte einen Boom in den 90ern und seitdem ist nichts mehr passiert. Alles sieht so aus, als sei seit 30-40 Jahren keine Farbe mehr drauf gekommen, kein Rostschutz, keine Pflege. Es wurden Unmengen Beton in die Landschaft gekippt und noch mehr und noch mehr Masten und Kabel verlegt, bis man nicht mehr in den Himmel sehen konnte, ohne etwas im Blick zu haben.
Auch in Gasthäusern und Hotels fällt auf, dass alles schon recht abgewohnt ist, fleckig, fadenscheinig. Nun logiere ich nicht in Luxushotels, aber durchaus in Unterkünften unterschiedlicher Preisklassen, und das beobachte ich fast überall.
Es ist anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Von technologischem Fortschritt merke ich nichts. Der Zugverkehr muss allerdings vorbildlich sein, habe ich mehrfach gehört. Getränkeautomaten und Mautgeräte, die einen Text vom Chip abspulen, sind für mich kein Fortschritt. Dieses Land ist sehr fest und starr in Traditionen verhaftet, den Menschen bereitet eine Nichtbeachtung sichtlich körperliches Unbehagen, das können sie nicht ertragen. Also es muss ein ganz bestimmter Ablauf sein im Onsen, es darf kein Haus mit Straßenschuhen betreten werden. Barfuß im Haus oder auf der Straße geht nicht. Beim Gang auf die Toilette im Haus müssen spezielle Pantoffeln angezogen werden, die nur dafür bestimmt sind. Etwas mit Stäbchen aufzuspießen geht gar nicht. Geld direkt zu übergeben ist ganz schlimm. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen; und ich bin erst gut zwei Wochen hier.
Und Ausländer, die Dinge anders machen, scheinen-was?- Barbaren zu sein?
Hier wird sehr personalintensiv gearbeitet. Tankwarte waren schon ein Beispiel, aber es gibt auch viele Hilfskräfte im Verkehr, die so sinnlos sind, wie nur irgendwas. Da stehen zum Beispiel ein bis zwei Leute an einem Parkplatz, der offenbar voll belegt ist und scheuchen mit Leuchtstäben und in Uniform die Ankommenden zum nächsten Parkplatz mit einem großen P in Sichtweite. Zu dem man sowieso gefahren wäre. Oder es stehen zwei an einer Ampel und winken die Autos aufgeregt bei Grün weiter. Das wirkt oft vollkommen unmotiviert. Auch diese Liste wird täglich länger.